Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin
Wache.« Jetzt boten ihm also schon Kinder an, über ihn zu wachen.
»Du siehst nicht gut aus, Riese. Dein ganzes Gesicht ist voller Blut. Bevor sie eingeschlafen ist, hat Ganya mir erzählt, wie schwer du mit dem Sturm gekämpft hast. Madra hatte mehr Glück. Wir haben die Höhle erreicht, ohne gegen den Sand kämpfen zu müssen. Ich glaube, Madra will dir zeigen, dass er genauso stark ist wie du. Deshalb musste er gehen.«
Falrach atmete schwer aus. Noch immer brannten seine Lungen vom Sand. Hatte der Junge Recht? War Madra der Beschämte?
»Ich … muss … gehen«, krächzte der Elf unter Mühen.
Der Junge nickte ernst. »Madra hat gesagt, dass du ihm helfen würdest.«
Verdammter Troll! War Madra denn ein Hellseher? Er sollte ihn zum Würfeln herausfordern, wenn das alles hier vorbei war. Das würde sicher ein interessantes Spiel.
Ein wenig benommen wankte er zum Eingang der Höhle und blickte hinaus. Der Sturm hing wie eine dichte, braune Wolldecke, die fast alles Licht verschluckte, vor der Öffnung im Fels. Dort hinauszugehen, war verrückt. Er musste diesem Troll nicht beweisen, dass er genauso tapfer war wie er.
Falrach zog sein Halstuch vor Mund und Nase. Er musste nur sich selbst etwas beweisen. Vielleicht auch Emerelle. Der Wind würde ihm diese dummen Gedanken aus dem Kopf pusten.
Der Elf atmete noch einmal tief durch, dann trat er hinaus. Tausend winzige Hände schienen auf ihn einzuschlagen und zu versuchen, ihm die Kleider vom Leib zu reißen. Mit dem Wind im Rücken kam er besser voran. Er konnte laufen! Ein Hochgefühl überkam ihn. Es schien, als werde er wie von Flügeln getragen. Er würde dem Sturm einfach davonlaufen! Fast hätte er vor Freude aufgejauchzt, doch so viel klarer Verstand war ihm dann doch noch geblieben, dass er nicht mitten in einem Sandsturm den Mund aufmachte.
Etwas riss ihm die Beine weg. Ein jäher, stechender Schmerz fuhr durch seinen linken Fuß. Der Wind trug ihn noch im Sturz ein Stück weiter. Er streckte die Arme vor. Plötzlich schien alles unnatürlich langsam zu geschehen. Er bereitete sich auf den Sturz vor, als eine Bö ihn wie ein Fausthieb in den Rücken traf und zu Boden schleuderte. Sein Kopf schlug gegen etwas Hartes. Gleißende Lichtpunkte löschten das wogende Braun des Sandsturms. Er war nicht bewusstlos. Es war eher ein Zustand wie morgens, wenn man nicht mehr schläft, aber auch noch nicht den Willen aufbringt, sich von seinem Lager zu erheben. Er spürte, wie der Sand ihn zudeckte. Es war eine weiche, warme Decke.
DRACHEN ATEM
Nikodemus nahm es Madra übel, dass der Troll all die Kinder, aber nicht ihn mitgenommen hatte. Sie waren doch Gefährten. Als auch noch der Elf davongelaufen war, hatte der Lutin sein Bestes gegeben, den beiden zu folgen. Aber es war aussichtslos gewesen. Er hatte einfach zu kurze Beine. Tod durch kurze Beine, dachte er grimmig. Irgendwie hatte er sich sein Ableben anders vorgestellt. Nein, das stimmte nicht. Bis jetzt hatte er sich noch nie viele Gedanken über sein Ableben gemacht. Er blickte auf die braune Wand, die ihnen entgegenstürmte. Plötzlich streckte sie einen Arm vor und verschlang den Elfen. Nikodemus war völlig perplex. Stürme taten so etwas nicht! Er war sogar stehen geblieben.
Emerelle rief etwas. Ihre Stimme ging im Sturm fast unter. Er hatte nicht darauf geachtet. Er starrte nur auf die Wand, die vorrückte und den Fangarm wieder in sich aufgenommen hatte.
»Komm!« Ein älterer Kobold mit einer merkwürdigen Ledermütze packte ihn und zerrte ihn mit sich mit. »Hast du denn nicht gehört? Wir sollen uns dicht um sie scharen!«
Willig ließ sich der Lutin führen. Die Elfe hatte ihre Arme über den Kopf erhoben. Ihre Handflächen waren aufeinandergepresst. Ein Lederriemchen hing dazwischen hinab. Nikodemus wusste, dass sie als die wohl mächtigste Zauberin Albenmarks galt. Aber vor der Sturmwand, die den ganzen Horizont ausfüllte, wirkte sie lächerlich winzig und zerbrechlich.
Diesmal lösten sich gleich zwei Fangarme. Nikodemus suchte nach einer Erklärung, wie das möglich war. Gab es im Wind vielleicht Strömungen wie im Wasser? Wehte er an manchen Stellen heftiger? Das konnte sein, es war ein ganz natürliches Phänomen. Nur dass die Arme genau nach ihnen griffen und es auf der viele Meilen weiten Sturmwand nicht noch mehr dieser Strömungstentakel gab, war schon merkwürdig. Aber merkwürdige Zufälle geschahen!
Warum hatte er sich eigentlich nicht in einen Falken verwandelt? Der Lutin
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