Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin
versuchte tatsächlich noch etwas zu sagen. »Tus …« Was sollte das heißen?
»Tus …« Er bäumte sich leicht auf. Einige der kleineren Kinder wichen zurück. »Tusni…!«
Der ältere Koboldjunge hatte damit begonnen, die Lederriemchen der Amulette zu durchtrennen. Einige waren mit dem geronnenen Blut auf den Wunden verklebt. Madras Atem ging schneller. Er begriff wohl, dass es ihm einfach nicht gelang, sich verständlich zu machen. Was war ihm so wichtig, dass er seine letzten Kräfte dafür gab?
Nikodemus sah, wie der Junge das Knochenamulett mit den Federschnitzereien löste. Madras Blut hob die eingekerbten Linien rotbraun hervor. »Das gehört mir«, sagte Nikodemus hastig.
Der junge Kobold sah ihn finster an. »Natürlich, darum trägt er es ja auch.« »Ich habe es ihm geliehen.«
Der Junge hielt es in der flachen Hand und strich mit den Fingerspitzen darüber. »E ist von Magie durchdrungen. Viel stärker als die anderen Amulette.« Seine Stimm klang jetzt ehrfürchtig. »Es ist…«
»… meins! Her damit.«
Der Koboldjunge wirkte jetzt eher trotzig als finster. Es war unübersehbar, dass das Amulett ihm Angst machte. Nikodemus steckte fordernd die Hand über die breite Trollbrust.
»Schnapp!«
»Nicht!« Es war zu spät. Der kleine Drecksack wollte lässig sein. Er warf ihm das Amulett zu. Es segelte ein kleines Stück durch die Luft. Ein Kranz goldenen Lichts bildete sich um den Knochen. Dann war er verschwunden. »Tusni«, röchelte Madra.
Und jetzt, da es zu spät war, begriff Nikodemus endlich. Tusni … Tu es nicht! Das war es, was er meinte. Tu es nicht!
VON PLURALISTISCHEN INTERESSENGRUPPEN UND ANDEREN WORTSCHÄTZEN
Ich habe hiermit die Probleme dargelegt, die zu erwarten sind. Und ich versichere, meine Brüder und Schwestern werden mit äußerster Bestürzung auf die neuen Gesetze reagieren«, endete die Rede Elijas.
Im Thronsaal von Burg Elfenlicht herrschte einige Augenblicke lang Schweigen. Der Lutin hatte über eine Stunde geredet und die Mehrzahl der anwesenden Würdenträger aus den Reihen der Trolle war eingeschlafen. Die Kobolde aber waren hellwach. An den Farben ihrer Auren war unübersehbar, dass er ihnen aus den Herzen gesprochen hatte. Eins jedoch machte Skanga stutzig. Obwohl er sich sehr ausführlich über die zahllosen Nachteile der Gesetze ausgelassen hatte, hatte Elija nicht ein einziges Mal gefordert, dass sie nicht in Kraft treten dürften. Wer ihn nicht kannte, hätte argwöhnen können, dass es ihm genügte, Andeutungen zu machen oder dass er sich gar mit der Unaufhaltsamkeit der neuen Gesetzgebung abgefunden hätte. Aber daran glaubte die Schamanin keinen Augenblick. Etwas an den Gesetzen gefiel ihm. Sonst hätte er ganz anders vom Leder gezogen.
Skanga war sich unschlüssig, ob sie dem nachgehen sollte. Aus ihrer Sicht war e erstrebenswert, dass diese Dinge geregelt waren. So würde die Herrschaft der Troll auf festeren Füßen stehen.
»Mein lieber Bruder Elija …«
Skanga zuckte innerlich zusammen, als sie Gilmarak so reden hörte. Sie hatte gehofft, die ausgedehnten Jagdausflüge hätten ihn dieses Koboldgewäsch wieder vergessen lassen.
»… ich habe mir wiederholt aus deinen Schriften vorlesen lassen, und in Kobolde
zum Lichte empor ford
erst du selbst die Umverteilung der Besitztümer von den wenigen Reichen auf die Unzahl armer Koboldlohnarbeiter. Genau dies wird stattfinden, wenn diese Gesetze in Kraft treten.«
Elija war sichtlich überrascht, dass der junge König seine Schriften nicht nur kannte, sondern auch noch nachreden konnte. Skanga hatte dazu gemischte Gefühle. Dass Elija mit seinen eigenen Waffen attackiert wurde, amüsierte sie, doch dass Gilmarak so tief in die Sichtweise der Kobolde eintauchte, empfand sie als bedenklich. Es war nicht die Aufgabe eines Trollkönigs, verquere Koboldgedanken zu verstehen!
»Ich meinte damit vor allem über Jahrhunderte ohne eigener Hände Arbeit angehäuftes Vermögen, wie es sich im Besitz der Fürstenhäuser der Elfen befindet. Wenn ein Kaufmann unter hohem Risiko Gewinne erwirtschaftet, dann ist dies durchaus statthaft. Kennst du einen Elfengoldschmied, der das Gold, mit dem er arbeitet, selbst dem Fels abgerungen hätte?«
»Ich kenne auch keinen Koboldkaufmann, der den Weizen, den er mit Gewinn verkauft, im Schweiße seines Angesichts geerntet hätte«, entgegnete der König. Skanga klopfte Gilmarak auf die Schulter. Das hatte er prima gemacht, aber nun war es genug. Die Schamanin stand
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