Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin
unmittelbar hinter dem Thron und hatte einen guten Blick auf die Versammlung im Saal. Es waren weit über zweihundert Kobolde dort, Vertreter aller großen Städte und Handelshäuser. Die Kobolde wurden sichtlich unruhig, als ihr Sprecher von einem du
mmen Troll i
n Schwierigkeiten gebracht wurde.
»Du hast die komplexe Dialektik der sozial akzeptablen Distribution eines fluktuierenden Privatkapitals unter Berücksichtigung pluralistischer Interessengruppen noch nicht in all ihren Spielarten erfasst, Bruder Gilmarak. Mit großer Freude stelle ich indes fest, dass du meine Schriften derart aufmerksam liest. Wir sollten die Anwesenden jedoch nicht mit Debatten auf solch gehobener Verständnisebene langweilen.«
Gilmarak wollte noch etwas antworten, aber Skanga war der Meinung, dass genug Unsinn geredet worden sei, und zwickte dem König in die Schulter. Deutlich spürte sie seinen Unwillen, doch der König fügte sich. »Ich nehme dich beim Wort und werde alle Einwände noch einmal bedenken. In einer Woche werde ich den Anwesenden verkünden, zu welchem Schluss ich in Bezug auf die neuen Gesetze gekommen bin. Ich möchte alle hier Versammelten warnen, sich zu große Hoffnungen auf Änderungen zu machen, denn eine Vereinheitlichung und Vereinfachung der vorhandenen Gesetzeswerke halte ich nach wie vor für erstrebenswert. Kommen wir nun zum Nächsten. Ich bitte um Bericht über die Fortschritte beim Entwurf der von mir in Auftrag gegebenen Steppenschiffe. Wer …«
Skanga blickte zu den Trollherzögen und Rudelführern, die sich ungeniert auf dem Boden des Thronsaals zu einem Verdauungsschlaf ausgestreckt hatten. Die meisten von ihnen würden bald große Städte oder Provinzen regieren. Auch wenn sie die neuen Ideen und den sich ändernden Wortschatz Gilmaraks bedenklich fand, wünschte sie sich doch, dass diese Elite des neuen Königreichs der Trolle zumindest ein Fünkchen der Begeisterung ihres Herrschers aufbringen würde. Vielleicht sollte sie …
Ein kleiner Lichtpunkt leuchtete dicht neben dem Thron auf. Etwas fiel klackernd auf den steinernen Boden. Gilmarak lauschte zu gebannt den Ausführungen eines Koboldbaumeisters, um etwas zu bemerken. Aber Birga streckte gerade ihren Fuß aus, um ihn auf dieses von Magie durchdrungene Ding zu setzen, das da aus dem Nichts erschienen war. »Gib es mir«, raunte Skanga ihrer Schülerin zu.
Birgas Aura durchflutete das lichte Blau jähen Schreckens. Ertappt streckte sie die Hand aus.
Sobald Skanga das kleine Amulett berührte, erkannte sie es wieder. Und sie spürte das Blut darauf. Emerelle war also gefunden! Aber wie pfiff man Shi-Handan zurück? Die Geisterhunde waren auf der Jagd nach der Königin und nach dem Anführer der Spinnenmänner. Es war unmöglich, einzuschätzen, wo sie sich aufhielten.
Die Schamanin fluchte stumm. Sie würde sich noch einmal mit Alathaia treffen müssen. Vielleicht wusste die Elfenfürstin Rat. Immerhin bestanden die Shi-Handan zur Hälfte aus ihren Vertrauten. Skanga hasste den Gedanken, ausgerechnet sie um etwas bitten zu müssen. Gewiss hatte sie selbst schon versucht, Shi-Handan zu erschaffen, und war gescheitert. Schließlich fehlten ihr wesentliche Teile des Wissens.
DAS ERBE
Wir müssen ihr die Hände abnehmen!«
»Bist du verrückt? Sie prügelt dich mit den Stümpfen tot, wenn du es versuchst.« »Wenn man überhaupt etwas tut, dann sollte man die Arme gleich unterhalb der Ellenbogen absägen«, mischte sich eine dritte Stimme ein.
»Hast du vielleicht eine Säge mit dir herumgeschleppt?«, entgegnete die erste Stimme, offensichtlich eine Frau.
»Wir könnten das Messer des anderen kleinen Riesen nehmen. Das hat er behalten.« »Und wie willst du einen Riesenknochen durchtrennen?«, merkte die zweite Stimme an. Ein älterer Nörgler, dem man es offensichtlich nie recht machen konnte.
»Wenn man durch das Ellenbogengelenk schneidet, muss man keinen Knochen durchtrennen. Und sieh dir nur an, wie weit die Verbrennungen reichen. Viel gesundes Fleisch wird sie dabei nicht verlieren.« Die dritte Stimme schien einem Mann zu gehören. Er sprach mit großer Begeisterung.
»Man sollte warten, bis sie aufwacht, und sie fragen«, wandte der Nörgler ein. »Das ganze tote Fleisch wird ihr Blut vergiften. Und wenn das nicht passiert, wird sie zu viel Flüssigkeit über die verbrannten Flächen verlieren. Sieh dir mal an, wie viel von diesem durchsichtigen gelben Sabber aus ihren Verbrennungen tropft. Die ist bald so trocken wie 'ne
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