Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin
dass es nicht lange dauern würde.
Hätte sie sich nicht mit Madra und dem Mädchen aufhalten dürfen? Der Wettlauf hatte längst begonnen, als die beiden sie mit ihrer Unvernunft alle in Gefahr gebracht hatten. Wie viel Zeit war verlorengegangen? Fünfhundert Herzschläge? Hätte das ausgereicht, alle anderen in Sicherheit zu bringen?
Der Troll schien tot zu sein. Eine der Stimmen hatte es behauptet. So war ihr Opfer also zumindest zur Hälfte vergebens gewesen. Und wie dankten die Grauhäute es ihr! Sie dachten darüber nach, sie zu ermorden. Nur weil diese heimtückischen Bastarde nicht sicher wussten, ob sie sie noch brauchten, lebte sie noch. Sie könnten es ohne sie schaffen. Sie würden die Schlucht zum Jadegarten erreichen, bevor der Drachenatem erneut tödliche Kraft gewann. Wer bis hierherkam, der war in Sicherheit.
Dünne Bleiadern waren unter dem Fels dieser einen Höhle verborgen. Das Blei blendete den Drachenzauber. Der Sturm konnte sie hier nicht mehr spüren.
Der Sand rings um die Tafelberge, die den Jadegarten schützten, war von Magie durchdrungen. Der alte Zauber der Drachen wirkte über Jahrtausende fort. Er hatte seine Schöpfer überlebt, ohne weniger tödlich zu werden. Der Sand spürte Eindringlinge. Was genau es war, wusste Emerelle nicht. Sie vermutete, dass die Berührung von Füßen den Schutzzauber belebte. Und sie hatte die Erfahrung gemacht, dass es ganz gleich war, ob es ein einzelnes Paar Füße war oder viele Hundert. Der Sand, der mit feinen, nadelspitzen Felssplittern durchsetzt war, sammelte sich nahe bei den Tafelbergen. Alte Magie peitschte ihn auf, bis er in einer riesigen Wolke den Himmel verdunkelte. Der Sturm war wie ein Raubtier, gefangen in einem Käfig und von Wärtern gepeinigt, die mit Stachelruten nach ihm schlugen, bis das Tier in blinde Raserei geriet. Dann öffneten sie den Käfig. Wenn der Sturm eine alles vernichtende Macht gewonnen hatte, wogte er den Wanderern in der Wüste entgegen. Und selbst auf dem Weg nahm seine Stärke immer weiter zu. Erst wenn keine Füße den Sand mehr berührten, ließ er nach und erstarb.
Das Gitterwerk aus Bleiadern blendete den mörderischen Zauber. Wenn sie die Höhle verließen, müssten sie schnell sein. Sie durften nicht nach dem rechten Weg in den Jadegarten suchen. Sie mussten wissen, welche eine Schlucht nicht vor steilen Felswänden endete. Ihnen blieb wenig mehr als ein halber Tag, bevor der Drachenatem erneut über sie herfallen würde.
Wie würde der Jadegarten heute aussehen? Der Herr Albenmarks hatte sich einst dorthin zurückgezogen und Frieden gesucht. Nur Auserwählte durften ihn begleiten. Die Drachenelfen, die Weisesten unter den Lamassu, Pegasi, die er wie Hunde hielt und über deren ausgelassene Lebenslust er spottete.
Emerelle spürte, wie ihr Herz immer langsamer schlug. Die Brandwunden nässten. Sie zogen alle Flüssigkeit aus ihrem Leib. Selbst wenn es ihr gelang, dem Schmerz zu widerstehen, würde sie innerlich austrocknen. Sie dachte an ihren ältesten Feind. An den Verräter und Lügner, der ihre Jugend bestimmt hatte. Ihr alter Zorn sollte ihr Verbündeter im Ringen mit dem Tod werden!
Als sie an all das dachte, was sie verloren hatte, schlug ihr Zorn eine Bresche durch die Lethargie des Schmerzes. Sie bäumte sich auf gegen das Dunkel. Der Schmerz überflutete sie. Bohrend, den Verstand dem Wahn entgegentreibend. Sie wollte schreien, doch ihre Kehle war so ausgedörrt, dass kein Laut über ihre Lippen kam. »Das ist das letzte Aufbäumen vor dem Tod«, sagte der Nörgler. »Das sehe ich nicht zum ersten Mal. Gleich hat sie es überstanden.«
Sie wollte sehen, wer das war. Aber ihre Augen waren von Sand und getrockneten Tränen verklebt. Die Lider waren wie verleimt. Ihre Hände konnte sie nicht koordiniert bewegen. Sie ruckten hoch, unfähig, sich voneinander zu lösen.
Emerelle ließ ihrem Zorn alle Zügel schießen. Sie brauchte Flüssigkeit. Sie hätte die drei töten können. Ein Wort der Macht hätte sie verdorren lassen, und die Säfte der Kobolde hätten ihrem sterbenden Leib neue Kraft gegeben. Ihr kam ein Gedanke. Es waren dreihundert Kobolde in der Höhle. Bei jedem Ausatmen verlor jeder von ihnen ein wenig Feuchtigkeit. Die trockene Wüstenluft stahl diesen kostbaren Schatz. Emerelle versuchte einen Zauber zu ersinnen, die Wüste darum zu berauben. »Sie hält lange durch«, sagte das Koboldweib.
»Ich habe das Messer geholt«, erklang die jüngere Stimme. »Wir müssen jetzt die
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