Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin
gekommen. Und mit ihr ihre vermummte Dienerin. Auch der gesamte Kronrat war hier.
Die meisten der Kobolde hielten sich parfümierte Tücher vor ihre langen Nasen. Allerdings nicht Elija Glops. Und auch nicht Anderan, Baidans Vater. Der Herr der Wasser wanderte über das Leichenfeld und starrte. Die meisten anderen wollten schnell fort von hier. Anderan nicht. Er nahm all das in sich auf. Er stellte sich dem Grauen. War ihm bewusst, welche Mitschuld er trug?
Der Kronrat hatte Gilmarak darin unterstützt, die Snaiwamark-Karawane Wirklichkeit werden zu lassen.
Und diese verrückte Straße. Hätte sich der Kronrat entschieden gegen die Pläne des Königs gestellt, dann hätte sie den jungen Herrscher vielleicht umgestimmt. Orgrim konnte sich immer noch nicht erklären, welchem Zweck diese Straße diente. Er wusste, was in den Karren gewesen war. Gold. Unglaublich viel Gold. Noch immer konnte man Goldstücke, zerhackten Schmuck und Perlen im Schlamm aus Blut und schwarzer Steppenerde sehen. Das meiste Gold hatten die Kentauren eingesammelt. Gilmarak hatte zwar alle Münzwährungen abgeschafft und den Tauschhandel wieder eingeführt, aber nicht alle hielten sich daran. Entgegen dem Willen des Königs war Gold immer noch nicht wertlos. Warum hatte er es in die Snaiwamark schaffen wollen?
»Wir könnten Uttika niederbrennen«, hörte er Elija sagen. »Die Steppenstämme bekommen wir nicht zu fassen. Aber die Uttiker können nicht vor uns davonlaufen. Ihre Fürsten haben große Ländereien. Landhäuser, auf deren Felder Hunderte Kobolddiener arbeiten. Wie Sklaven!«
»Das war nicht Katanders Werk«, sagte Orgrim laut. »Ich kenne ihn. Er kämpft nicht auf diese Weise. Er hat sich jeden Morgen dem Beschuss der Katapulte ausgesetzt, um seinen Mut zu beweisen. Tapfer, aber völlig sinnlos. Das hier ist das Werk von Nestheus. Katander war nur sein Verbündeter. Dann könnten wir auch gleich losziehen und die Wälder der Maurawan niederbrennen. Auch sie haben mit den Kentauren gekämpft.«
»Und was schlägst du vor, großer Kriegsherr?« Skangas Stimme war leise. Sie stand mehr als dreißig Schritt von ihm entfernt, und doch hörte er sie so deutlich, als wäre sie neben ihm und würde ihm ins Ohr flüstern. Und er hätte geschworen, dass alle anderen genauso empfanden. Alle Gespräche auf dem Schlachtfeld waren verstummt. Alle blickten zu ihm. Manche besorgt. Andere voll boshafter Neugier. Ihr Tonfall hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass er ihre Gunst verloren hatte. Man konnte ohne die Gunst des Königs leben. Man zog sich dann einfach zurück. Aber wer Skangas Missfallen erregte, der blickte in sein offenes Grab.
»Ein kluger Mann vermeidet einen Krieg, den er nicht gewinnen kann.«
»Du glaubst, wir verlieren?« Selbst das Fliegengesumm verstummte jetzt. Unheimliche Stille lag auf dem Schlachtfeld.
Orgrim machte eine weit ausholende Geste. »Sieht das nach einem Sieg aus?« »Wir haben gelernt, uns nicht noch einmal einer Mammutherde in den Weg zu stellen, würde ich sagen.« Es war Gilmarak, der nun sprach. »Im Übrigen habe ich den Eindruck, dass du, mein Feldherr, noch nicht ganz begriffen hast, worum wir kämpfen. Wir werden nun ins Herzland zurückkehren. Es wird eine neue Flotte von Steppenschiffen gebaut werden. Heute Abend besuchst du mich, Orgrim. Du und Skanga. Unsere Schamanin wird dich daran erinnern, dass Trolle ihrem König gehorchen. Und ich werde dich lehren, worum es wirklich geht. Ich glaube, wir haben grundverschiedene Vorstellungen vom Sieg, der zu erreichen ist. Du willst nur Schlachten gewinnen, Orgrim. Ich aber, ich werde die Welt verändern. So tiefgreifend, dass niemand es mehr rückgängig machen kann!«
NACH ZWEI WEITEREN JAHREN BLAU
Nikodemus spürte einen Albenstern. Er wusste, dass sie einen Zeitsprung gemacht hatten. Es war Wahnsinn, in einen Albenpfad einzudringen. Das war von den Alben nicht vorgesehen gewesen. Er musste heraus, sofort! Je länger sie blieben, desto mehr Zeit verstrich. Ein Lidschlag ein Jahr. Ein Wort ein Jahrzehnt.
Er nahm all seine Macht zusammen. Er öffnete das Tor nicht einfach, er riss es auf. Seine Magie bezwang es. Schnörkellos. Direkt. Sofort trat er über die Schwelle. Ollowain mit der Königin in den Armen war so dicht hinter ihm, dass er ihm gegen die Rute stieß. Wasser! Überall!
Panik überkam ihn. Blaues Licht umgab sie. Er sank! Nikodemus schrie! Etwas war vor seiner Schnauze. Durchsichtig. Gallertartig. Es klammerte sich an sein Gesicht!
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