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Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Titel: Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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entgegenzusetzen. Eine Böe packte ihren Adler und drückte ihn unbarmherzig hinab, den Felsen entgegen. Er kämpfte verzweifelt mit den Flügeln schlagend gegen den Wind an. Zerfetzte Wolkenschleier hüllten die Klippen ein. Emerelle spürte, wie die Spitzen der Schwingen über Stein streiften. Der Adler legte die Flügel an und ließ sich an einer Steilwand vorbeistürzen. Sie wurde in ihrem Tragegerüst herumgerissen. Ihr Magen rebellierte.
    Plötzlich breitete der Adler seine Flügel weit aus. Der Sturzflug wurde abgefangen. In weiten Spiralen und mit einigem Abstand zum Berg begann er wieder den Aufstieg.
Das sollten wir nicht noch einmal versuchen.
Wolkentaucher, der Adlerfürst, der Melvyn trug, kreiste ein Stück weit über ihnen. W
ir kommen nicht höher als bis zum östlichen Gletscher. Wir müssen euch dort absetzen. Wenn ihr klug seid, kommt ihr mit uns zurück.
Emerelle musste den Kopf verdrehen, um Wolkentaucher zu sehen. Fleckfuß, ihr eigener Adler, wirkte erschöpft. Emerelle hing dicht unter seiner Brust und hatte nur schlechte Sicht nach oben. All ihre Glieder schmerzten vom turbulenten Flug. Melvyn hatte für sie beide ganz neue Fluggeschirre entworfen. Sie besaßen Gurtzeug wie ein Rucksack, aber mit zusätzlichen Ledergurten, die bis hinab zum Schritt reichten und auch quer über die Brust verliefen. Alle Gurte waren mit einem starken Stück Wurzelholz auf ihrem Rücken verbunden. Es ragte bis über ihren Kopf, wo ein liegender, ovaler Ring in das Holz eingelassen war. Der mit mehreren Schichten aus Lederstreifen verstärkte Ring wurde von den Adlern gepackt. So konnten diese sie tragen. Allerdings schnitt das Gurtzeug, auch wenn es straff angelegt war, mit der Zeit ins Fleisch. Es war eine alles andere als komfortable Art des Reisens.
    Melvyn hatte sich in den letzten Wochen in jedem freien Augenblick auf diese Reise vorbereitet. Er schien keine Angst zu haben. Vielleicht war es eine willkommene Abwechslung von seinem Dasein als Familienvater. Er liebte Leylin und seinen Sohn Conlyn. Aber er vermisste auch seine Freiheit. Er hatte Steigeisen und Eispickel für ihre gefahrvolle Reise geschmiedet. Und er war zweimal für ein paar Tage mit ihr in die Berge gegangen, um sie im Klettern zu unterrichten. Sie hatten an einem gefrorenen Wasserfall geübt, wie man eine Eiswand erklimmt. Er hatte sie auch gelehrt, wie man sich im Klettergeschirr bewegte und gegenseitig sicherte.
    Offensichtlich ging er das Unternehmen mit großer Begeisterung und Ernsthaftigkei an. Und mit jedem Tag war Emerelle sich sicherer gewesen, dass er der Richtige fü den Aufstieg auf das Albenhaupt war.
    Wir nehmen den Gletscher.
    Emerelle blickte hinauf zu dem brodelnden Wolkenmeer, das den Gipfel umgab. Obwohl die Mittagsstunde kaum verstrichen war, war der Himmel bereits dunkel. Emerelle schützte sich mit einem Zauber gegen die mörderische Kälte, und doch fühlte sie sich der Macht der Naturgewalten ausgeliefert. Weiter im Süden hielt der Frühling Einzug. Doch hier war von einem Ende des Winters nichts zu spüren.
    Vor ihnen erschien eine weite, weiße Fläche. Der Hang war dort nicht zu steil. Die beiden Adler flogen den östlichen Gletscher an. Sie glitten durch feuchte Wolkenfetzen, die von der Macht der Winde die Bergflanken hinabgedrückt wurden.
    Setz mich dort ab, Fleckfuß, d
achte Emerelle. Sie spürte die Erleichterung des Schwarzrückenadlers. Die riesigen Vögel, die einen Büffel schlagen könnten, fürchteten den Berg. Mit weit ausgestreckten Flügeln glitt er über das Schneefeld dahin. Er wagte es nicht, tiefer als zehn Schritt über dem Schnee zu fliegen, aus Angst, eine Böe könnte ihn gegen den Hang schleudern. Emerelle entspannte sich, um den Aufschlag besser zu überstehen.
Jetzt!
    Die Krallen des Adlers öffneten sich. Sie stürzte. Der Schnee federte ihren Aufprall ab. Sie schlitterte ein Stück den Hang hinab und fand dann einen festen Stand.
    Melvyn war vielleicht hundert Schritt über ihr am Hang gelandet. Er rief etwas, doch der heulende Wind verschlang seine Worte. Er deutete auf eine Felsnase, die sich wie ein dunkler Turm aus dem Schnee erhob.
    Die beiden Adler waren bereits in den treibenden Wolken verschwunden. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Leichtfüßig lief die Elfe über den Schnee. Trotz des schweren Gepäcks sank sie bei ihren Schritten kaum ein. Wie alle Elfen wusste sie, wie man mit dem Schnee ging, statt gegen ihn anzukämpfen wie Trolle oder Menschenkinder, die mit ihren

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