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Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Titel: Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Böe den Hang hinab. Diesmal hielten sie sich geduckt, und der eisige Gletscherwind vermochte ihnen nichts anzuhaben. »Wir werden uns jetzt anseilen«, sagte Melvyn bestimmend.
    Emerelle blickte den Hang hinauf. Im Vergleich zur Eiswand würde das hier ein Spaziergang! »Warum?«
    Der Maurawan sah sie überrascht an. Dann trat er fest auf das Geröll. Einige kleine Steine lösten sich und rollten dem Abgrund entgegen. »Vertrau dem Berg nie. Viele der Steine sind aneinandergefroren. Aber manche sind auch lose. Was glaubst du, was geschieht, wenn du hier zu rutschen beginnst. Und dann dieser Wind … Eigentlich sollte hier viel mehr Schnee liegen. Die Böen fegen den Hang leer. Der Schnee bleibt nur liegen, wo vorspringende Felsen ihn vor dem Wind schützen. Vielleicht löst er sogar gelegentlich kleine Schotterlawinen aus. Wir sind hier auch nicht sicher.« Während er sprach, hatte er das Seil abgenommen und ihr um die Hüften gebunden. Gewissenhaft kontrollierte er den Knoten. Dann schlang er das andere Ende des Seils um seine Hüften.
    »Los«, er tastete vorsichtig mit dem Stiel seines Eispickels über den Boden. Unendlich langsam bewegten sie sich schräg am Hang entlang.
    Emerelle zählte leise. Vier Schritt. Halten. Tief atmen. Vier Schritt. Sie war wie in Trance. Sie versuchte, sich auf ihre Hände zu konzentrieren. Die Blasen bei den Fingernägeln kamen ihr größer vor.
    Melvyn zog am Seil. Ohne es zu merken, war sie stehen geblieben. Sie musste seinen Rhythmus einhalten. Vier Schritt. Tief atmen. Vier Schritt.
    Die Wolken über ihnen teilten sich. Finger gleißenden Sonnenlichts tasteten über den Geröllhang. Jetzt war es der Maurawan, der stehen blieb.
    Ein Stück schräg unter ihnen lag eine Gestalt am Hang. Die Arme lang ausgestreckt, das Gesicht im Geröll vergraben. Der Wind hatte den größten Teil der Kleider vom Leib des Toten gezerrt. Seine Haut schimmerte hell, fast alabasterfarben. Um die Hüften, wo Seil und Gurtzeug saßen, hatten sich noch Kleiderreste erhalten. Viele Schichten übereinander. Die Beine waren wieder nackt. Ein Fuß steckte in einem schweren Schuh mit genagelter Sohle. Der andere Schuh war verschwunden. »Wie lange er wohl schon hier liegt?« Emerelle hatte ihre Stimme zu einem Flüstern gesenkt. Selbst das Raunen des Windes war für einen Augenblick verstummt. »Er hat noch gelebt, als sein Sturz dort endete«, murmelte Melvyn bedrückt. »Vermutlich sind seine Beine gebrochen. Er hat versucht, sich den Hang hinaufzuziehen. Sein Seil ist zerrissen. Hier irgendwo ist sicher auch sein Gefährte. Er ist …« Ein Böe trug die letzten Worte fort.
    Ein Stück vor ihnen schoss klackernd ein faustgroßer Stein über den Hang. Er riss ein paar kleinere Geröllbrocken mit sich. Dann verschwand er im Abgrund. Emerelle stellte sich vor, wie es wäre, von einem solchen Stein am Kopf getroffen zu werden, während man in der Eiswand kletterte. Sie schluckte.
    Die Wolkendecke hatte sich wieder geschlossen. Die Lichtfinger waren verblasst. »Weiter!«, drängte Melvyn.
    Sie ließen den Toten hinter sich zurück und verfielen wieder in den alten Rhythmus. Vier Schritt. Tief Atmen. Vier Schritt.
    Endlich brachte Melvyn sie zu einem Felsvorsprung, der Schutz gegen überraschenden Steinschlag bot. »Du musst dich um deine Hände kümmern«, drängte er.
    Emerelle versuchte es. Vergeblich. Ihre Gedanken schweiften weiter. Sie konnte nicht bei einer Sache bleiben!
    Endlich nahm Melvyn ihre Hände zwischen die seinen und rieb sie. Ein Prickeln floss durch ihre Finger, als würden ihr tausend Nadeln unter die Haut getrieben. »Du bist ausgekühlt!«, sagte er vorwurfsvoll. »Warum schützt du dich nicht gegen die Kälte?«
    Sie hatte vergessen, den Zauber aufrechtzuerhalten! Das war ihr noch nie geschehen. Sie hatte schon schlimmen Schneestürmen in der Snaiwamark und Carandamon getrotzt. Sie hatte im ewigen Eis gekämpft und war gejagt worden. Sie gehörte zum Volk der Normirga. Elfen, die aus dem eisigen Norden stammten. Sich mit diesem Zauber zu schützen, war für sie so selbstverständlich wie zu atmen! Sie fand keine Antwort, die sie Melvyn geben konnte.
    Ihre Hände sahen wieder besser aus. Es war beschämend. Er war ein viel schlechterer Heiler als sie. Warum vermochte sie sich nicht mehr selbst zu helfen? Warum … Sie verlor den Gedanken und lauschte wieder auf das Lied des Windes. »Emerelle!«
    Der Maurawan schüttelte sie. Benommen blinzelte sie. Sie war eingeschlafen! Er nahm sie bei

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