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Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Titel: Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Herz ihrer Stadt gebaut. Sechs Fluchtwege, die noch auf keiner Karte verzeichnet waren. Und sie hatten auch die goldenen Fluttore im Saal der Fallenden Wasser inspiziert und eine Änderung am Schließmechanismus der Tore vorgenommen. Anderan hatte es genossen, noch einmal diesen prächtigsten Saal des unterirdischen Systems aus Zisternen, Trinkwasser- und Abwässerkanälen zu besuchen. Es war der Thronsaal des Herrn der Wasser. Sein Vater Gondoran, der bei der letzten Königswahl der Herrscher der Holden gewesen war, hatte ihn gern so genannt. Anderan konnte sich noch gut erinnern, wie er mit ihm auf den Balkonen hoch im Saal der Fallenden Wasser gestanden hatte, um dem Lied des Wassers zu lauschen. Sein Vater war im fernen Phylangan gestorben. Sein Sohn in den Weiten des Windlands. Sein Zweig aus der Sippe der Bragan würde keine Blüten mehr tragen.
    In melancholischer Stimmung ging er nach Hause. Seine Dienerinnen hatten ihm ein Bad bereitet. Er genoss es, im warmen Wasser zu ruhen. Es war still im Haus. Anderan war allein. Er betrachtete seine Hände und Füße, dachte kurz an die verlorenen Finger und Zehen. Die Wunden waren verheilt, aber es tat ihnen nicht gut, dass er immerzu im Wasser stand. Er sollte der König Albenmarks werden. Was sein Vater wohl dazu gesagt hätte? Gondoran hatte sein Leben gewagt, um die Königin zu retten, als die Trolle überraschend über Vahan Calyd herfielen. Und nun sollte sein Sohn durch List und Intrigen jene Krone gewinnen, die Gondoran für Emerelle verteidigt hatte. Sein Vater würde das nicht schätzen … Und sein Sohn Baidan? An ihn zu denken, tat nicht mehr so weh. Baidan würde wahrscheinlich sagen, er habe zu viel Zeit im Kronrat verbracht. Und sein Sohn hätte damit Recht gehabt. Der Platz des Herrn der Wasser war in Vahan Calyd. In den Kanälen der Stadt! Er dachte an die letzten Steine des Mosaiks, die sich in den vergangenen Wochen gefügt hatten. An all die Briefe und Rechnungen. Und an die kurze Mitteilung, die ihn erst gestern erreicht hatte. Im Fürstenpalast von Tanthalia war seit sechs Jahren kein einziger neuer Vorhang mehr aufgehängt worden. Das war der letzte Stein. Nun hatte sich das Mosaik zu einem klaren Bild gefügt. Nach dem Weg der Pfeile war er dem Weg des Geldes gefolgt.
    Vor einem Jahr hatte Elija 10 000 Silberstücke an das Handelshaus Verrak überschreiben lassen. Silber, das mutmaßlich aus den Schatztruhen der SnaiwamarkKarawane abgezweigt worden war. Für diese Summe hätten seidene Vorhänge für seinen Palast geliefert werden sollen. Vermutlich hätte man dafür den halben Palast in Seide hüllen können. In den nächsten Monden waren vom Handelshaus Verrak Bestellungen an verschiedene Schmiede und Pfeilmacher herausgegangen. Und an einen Korbflechter. Anderan lagen all diese Rechnungen vor, denn er hatte seine Macht als Kronrat genutzt, um Abschriften der Kontorbücher der Verraks fertigen zu lassen. Und das ohne das Wissen der Kaufherren. Nahm man die Transportkosten noch dazu und die Gebühren der Lagerhäuser, dann fügte sich all das auf eine Summe von annähernd 10 000 Silberstücken. Ganz offensichtlich hatten die Verraks es nicht gewagt, bei diesem Geschäft einen Gewinn für sich herauszuschlagen.
    Natürlich waren ihre Geldgeschäfte verwickelt und unübersichtlich. Vor einem Gericht, das nicht mit Trollen besetzt war, würden sie sich mit Sicherheit herausreden können. Die 10 000 Silberstücke machten nur einen Bruchteil der Warenwerte aus, die durch das große Handelshaus im Laufe eines Jahres bewegt wurden. Sicherlich ließ sich beweisen, dass die Münzen aus Tanthalia in die Finanzierung ganz anderer Geschäfte geflossen waren. Doch ebenso stand außer Zweifel, dass sich alle Summen des Pfeilgeschäfts letztlich zu einem Betrag von etwa 10 000 Silberstücken fügten.
    Anderan streckte sich im Bad. In einer Mauernische stand zwischen Tiegeln mit Badeölen noch das kleine Holzschiff, das er vor Jahren für Baidan geschnitzt hatte. Kein Bad war vergangen, ohne dass der Junge das Schiff zu Wasser gelassen hatte. Baidan hatte Segel aus bunt bemalten Bananenblättern dafür gemacht. Segel, die längst vergangen waren.
    Der Herr der Wasser tastete nach der Pfeilspitze, die auf seiner Brust ruhte. Lange betrachtete er das kleine Eisenstück, welches das Leben seines Sohnes beendet hatte. In drei Tagen wäre er der Herrscher Albenmarks. Aber wenn er Elija vor ein Gericht brachte, dann würde alles in den Schmutz gezerrt werden,

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