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Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Titel: Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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einen Schenkel des Hähnchens ab. Jetzt bloß nicht sentimental werden! Sie schaffte es, sich zu einem Lächeln zu zwingen. »Das war das galanteste Kompliment, das mir je gemacht wurde«, sagte sie. Und es war keine Lüge. Promachos hatte ihr zwar mit geschliffeneren Worten geschmeichelt, doch hatten all seine Komplimente immer nur darauf abgezielt, sie in Stimmung zu versetzen, sich ihm hinzugeben. Bei dem Ritter war sie sich sicher, dass er ihr ganz ohne Hintergedanken geschmeichelt hatte. Er meinte, was er sagte.
    »Das Hähnchen riecht köstlich«, sagte er ganz offensichtlich, um das Thema zu wechseln.
    »Keine Sorge. Ihr habt mich nicht verlegen gemacht. Ganz im Gegenteil, Ihr habt mein Herz berührt, und das ist erst einem vor Euch gelungen.« »Sicher ein glücklicher Mann …«
    »Ich weiß es nicht. Ich habe ihn seit mehr als elf Jahren nicht gesehen. Ich weiß nicht, was aus ihm geworden ist.« Sie dachte an den Jungen, der ihr damals in Nantour heimlich nachgestellt hatte. Er hatte gewusst, was sie tat. Und doch hatte es ihn nicht abgeschreckt. In seinen Augen hatte sie geglaubt, reine Liebe zu sehen. Nie hatte er es gewagt, sie anzusprechen. Vielleicht ging er ihr deshalb nie aus dem Sinn. Nie hatten dumme Worte die Gefühle entweiht, die er so offensichtlich für sie empfunden hatte. Es war damals ein Leichtes gewesen, seinen Namen von den anderen Bettlerjungen zu erfahren. Manchmal hatte sie sich in den letzten Jahren Tagträumen von unschuldiger Liebe hingegeben. Träumen davon, wie ihr Leben hätte sein können. Jedes Mal hatte sie dabei an ihn gedacht.
    »Auch ich kenne den Schmerz unerfüllter Liebe. Ich war noch ein Junge, als mich die Liebe traf.« Er lächelte verlegen. »Ich habe mich nicht einmal getraut, sie anzusprechen. Ihr merkt, ich bin auch heute nicht gut mit Worten in Anwesenheit schöner Damen. Mein Schicksal hat mich in ein einsames Tal verschlagen. Jeden Tag habe ich an sie gedacht. Als ich endlich in meine Heimatstadt zurückkehren konnte, lebte sie nicht mehr dort. Zwei Jahre lang habe ich überall in Fargon nach ihr gesucht. Es wird nie eine andere für mich geben als meine Elodia, mein Blumenmädchen vom Heumarkt in Nantour.« Ihr fiel der Weinbecher aus der Hand. Das konnte nicht sein!
    »Ist Euch nicht gut, meine Dame? Ihr seid plötzlich weiß wie der Tod.« »Ist dein Name Adrien?«
    Er sah sie verwundert an. Dann lag plötzlich Misstrauen in seinem Blick. »Meine Mutter nannte mich so. Aber mein richtiger Name ist Michel Sarti.«
    »Und dieses Blumenmädchen? Was tat sie, wenn sie kein Glück damit hatte, ihre Blumen zu verkaufen?«
    »Darüber möchte ich nicht sprechen, meine Dame«, entgegnete er kühl.
    »Ging sie zu dem Fleischhauer, der die köstlichen Würste machte? Und zu dem Bäcker bei der Flussbrücke und …« »Kanntet Ihr sie?«
    Sie suchte in dem Gesicht des Ritters nach den Zügen des Jungen. Sie hatte Adrien stets nur von weitem gesehen. Beide hatten sie dieselbe Haarfarbe. Und vielleicht auch dasselbe scheue Lächeln.
    »Du bist doch auch Priester …« »Ich habe keine Weihe empfangen.«
    »Das ist egal. Ich muss dir beichten.« Ihr standen jetzt Tränen in den Augen. Sie konnte es nicht hier drinnen tun. Sie hatte ihren Traum getötet. Den kleinen unschuldigen Jungen, der sie nie vergessen hatte, wenn die Worte des Ritters stimmten. »Lass uns hinter die Scheune gehen.« Sie stellte sich vor, wie er ihr den Kopf abschlagen würde, wenn er erfuhr, dass sie eine gemeine Mörderin war. Dass sie ihn getötet hatte, auch wenn ihm noch drei Tage blieben. Es gab kein Gegengift gegen das Loabo. Er war verloren!

DER WEG DES GELDES
    Anderan griff die Hand, die ihm entgegengestreckt wurde. Er war über zwanzig Stunden in den Kanälen gewesen und so erschöpft, dass er sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Es war jene tief zufriedene Erschöpfung, die er in den letzten Jahren so oft vermisst hatte. Er hatte die Bauarbeiten nicht nur beaufsichtigt, er hatte auch selbst Hand angelegt.
    Bedeckt mit Schlamm, nur mit einem Lendenschurz bekleidet und mit triefnassem Haar verabschiedete er die übrigen Holden. Sie hatten gute Arbeit geleistet und waren einen Tag früher als geplant fertig geworden. Die Männer standen noch kurz beisammen, machten Witze oder beklagten sich über ihre Frauen. Dann verliefen sie sich.
    Anderan sah ihnen nach. Er wusste, dass es einen Tag wie diesen nie wieder in seinem Leben geben würde. Sie hatten sechs neue Abstiege ins steinerne

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