Die Elfen von New York
und Maeve auf Dudelsack und Fiedel ihre abendliche Session. Sie begannen mit der sanften Melodie der ›Queen of Fairies‹, einem Lied, das der berühmte blinde Harfinist O’Carolan von den irischen Feen gelernt hatte, spielten dann einige langsamere Stücke, ehe sie sich in das wildbewegte ›MacMahon, s Reel‹ und ›Trim the Velvet‹ stürzten.
Als Maeve eine kleine Pause einlegte, um ihren Dudelsack zu stimmen, spielte Padraig sein unvermeidliches ›Banish Misfortune‹, das altem Feenglauben zufolge jegliches Unheil abwendet.
»Na, welches Unheil soll dir denn hier wohl zustoßen, bei deinem netten kleinen Abenteuer in der Neuen Welt?« rief eine Stimme von oben aus der Luft.
Aus einer Wolke senkte sich ein Mondbogen in sieben Schattierungen von Grau auf die Erde herab, über den ein munterer Trupp von etwa zweihundert Elfen herabmarschiert kam.
»Also, hier sind wir! Die O’Briens und ein paar unserer Verbündeten«, sagte die Fee an der Spitze des Zugs und trat auf den Rasen. »Wir haben deinen Brief bekommen. In welchem Schlamassel steckst du denn jetzt schon wieder, Maeve O’Brien?«
»Ich bin wirklich stolz darauf, daß wir Feen so vernünftige Wesen sind«, erklärte Morag. »Noch vor ein paar Tagen lieferten sich hier drei Stämme die schlimmste Straßenschlacht, aber jetzt, nach ein paar aufrichtigen Worten von Petal und Tulip, verstehen sich alle wieder bestens, und es herrscht ringsum Frieden.«
»Abgesehen«, warf Kerry ein, »von der riesigen, bis an die Zähne bewaffneten Armee aus Cornwall, die auf New York zumarschiert.«
»Ja, abgesehen davon. Obwohl ich mir sicher bin, daß die meisten Soldaten genauso vernünftig sind. Sie stehen halt unter der Knute eines bösen Herrschers.«
»Fast wie die Vereinigten Staaten.«
»Und jetzt, wo die Straßen wieder sicher sind, sause ich zu Cesare, und in Nullkommanichts bin ich mit deiner Blume zurück.«
Kerry war müde. Sie hatte vorhin entdeckt, daß Blut aus dem Anus tröpfelte. Das passierte immer, wenn sie sich übernahm. Oft wurde sie auf diese traurige Weise an ihre Krankheit erinnert, was sie stets deprimierte. Die Verleihung des Kunstpreises rückte immer näher, und der Druck belastete Kerry so, daß sie sich dauernd krank fühlte. Sie legte sich ins Bett und überließ es den MacLeods, ein Wörtchen mit Heather zu reden.
»Mairi sagt, es stimmt überhaupt nicht, daß ihr zwei einen Mondbogen zaubern könnt.«
»Und woher will sie das wissen?«
»Sie hat das Gesicht.«
Heather seufzte. Diese Mairi mit ihrem unfehlbaren zweiten Gesicht ging ihr mehr und mehr auf den Keks. Es war einfach unmöglich, sie auch nur das kleinste Bißchen hinters Licht zu führen.
»Und mit dieser Lüge habt ihr die MacLeods zum zweiten Mal beleidigt«, fuhr Ailsa fort und durchbohrte Heather mit Blicken. »Aber ich will ausnahmsweise darüber wegsehen, denn im Augenblick gibt es Wichtigeres. Wir sind überzeugt, daß dem ganzen schottischen Feenreich Gefahr vom cornischen König droht. Wenn es ihm gelingt, New York zu erobern, wird er größenwahnsinnig, und nichts kann ihn mehr aufhalten. Mairi hatte die Vision, daß sein Heer die Grenzen Cornwalls überschreitet und schnurstracks zu den Highlands raufmarschiert. Und das können wir auf keinen Fall zulassen.« Ailsa ruckte mit dem Kopf in Mairis Richtung. »Mairi hat einen Hilferuf nach Schottland geschickt.«
»Wie hat sie das denn gemacht?«
»Sie hat eine Vision unserer Notlage übers Wasser gesendet. Die Schotten werden sich selbst einen Mondbogen zaubern, um herüberzukommen. Und du wirst ›Tullochgorum‹ spielen, damit sie wissen, wo genau sie runtersteigen müssen.«
Erschöpft von den jüngsten Ereignissen, schleppte sich Morag die Feuerleiter hinauf und zum Fenster hinein. Es beruhigte sie, daß Kerry schlief, obwohl sie dadurch ihre Hiobsbotschaft erst später loswerden konnte. Vor lauter Gastfreundschaft hatte Cesare sich hinreißen lassen, Petal und Tulip den Klatschmohn zu schenken, und vor lauter Mitleid mit einer armseligen Pennerin hatten sich Petal und Tulip kurz darauf ihrerseits hinreißen lassen, ihr die Blume weiterzuschenken.
»Die Blume war so kraftvoll und schön mit ihren drei Blüten«, hatte Petal erklärt.
»Wir wußten, daß sie die arme Frau aufheitern würde. Schließlich sind wir ja gute Feen«, fügte Tulip hinzu.
»Schwachköpfe seid ihr!« schimpfte Morag.
36
Aelric und seine Rebellen schwammen um ihr Leben; von einer geheimen Quelle in der
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