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Die Elfen von New York

Die Elfen von New York

Titel: Die Elfen von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Millar
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so lange du willst. Nur zwanzig Dollar.«
    Das Geschäft schien nicht gut zu laufen, und die Nutten lehnten sich entmutigt an den Zaun.
    Egal, aus welchem Blickwinkel man die Geschichte zwischen Dinnie und Kerry auch betrachtete, sie war gründlich schiefgelaufen. Morag, die Kerry über die Straße zu Dinnies Wohnung gefolgt war, hatte ihren Augen nicht getraut: Dinnie wälzte sich splitterfasernackt mit der Verkäuferin aus dem Bioladen auf dem Boden herum. Kerry war darüber wenig erfreut und lag jetzt unglücklich in ihren Kissen und klimperte auf der Gitarre herum.
    Dinnie hatte sich der angewiderten Heather gegenüber verteidigt, das Ganze sei ein Irrtum, in Wirklichkeit würde er Kerry lieben, woraufhin die Fee ihm einige ausgesuchte Beleidigungen an den Kopf geschleudert hatte: Als Liebhaber sei er sowieso eine Niete, und von dem Anblick, den er unter der Dusche bot, wolle sie lieber schweigen. Dann hatte sie ihre Sachen gepackt und wütend das Haus verlassen.
    »Ich zerbreche mir doch nicht wochenlang den Kopf darüber, wie ich dich für Kerry attraktiv machen kann, nur damit du die erstbeste Schlampe fickst, die dir zublinzelt.«
    Gegen Abend war dann ein chinesischer Elf namens Shau-Ju mit einem Geschenk für Morag in Kerrys Wohnung aufgetaucht.
    »Endlich«, atmete Morag auf und stieß Kerry erleichtert in die Rippen. »Die Mohnblume!«
    Shau-Ju zog ein Fläschchen Whiskey und eine Tüte Fliegenpilze aus der Tasche. Als er von der erzürnten Morag ins Kreuzverhör genommen wurde, protestierte er heftig. Es sei schließlich nicht seine Schuld, daß er die Mohnblume nicht mehr hätte. Vier italienische Elfen, angeführt von Cesare, hatten ihn auf dem Weg hierher überfallen und ausgeraubt. Und übrigens würden seine Leute in Chinatown bereits ihre Schwerter wetzen.
    »O je, jetzt haben wir schon wieder einen Rassenkrawall angezettelt«, stöhnte Morag.
    »Auf einen mehr oder weniger kommt es auch nicht an«, meinte Heather.
    »Na toll!« rief Kerry verärgert. »Wenn ihr nur euren Spaß habt mit der verdammten Blume. Ich zähle ja nicht!«
    Heather und Morag fanden, es sei nun wirklich nicht ihre Schuld, so unwiderstehlich zu sein, daß alle möglichen Elfen Verbrechen begingen, um ihnen Geschenke zu bringen, aber das sagten sie Kerry nicht.
    Mairi, die für Heathers und Morags Geschmack viel zu viele zweite Gesichter hatte, als ihr gut tun konnte, hatte dann später am Abend prophezeit, jeden Moment würde eine riesige Armee feindlicher Feen aus Cornwall in New York einfallen.
    »Um nach Petal und Tulip zu suchen, nehme ich an«, sagte Heather, während sie die Nutten beobachtete.
    »Was wohl aus den beiden geworden ist? Wir haben nichts mehr von ihnen gesehen, seit wir uns durch deine Schuld in alle Winde zerstreuten.«
    Petal und Tulip kamen auf einem 1938er Buick die 14. Straße heruntergebraust.
    »Da seid ihr ja! Endlich haben wir euch gefunden!« riefen sie und flatterten zu den beiden auf den Zaun.
    Johnny Thunders war so verzweifelt, daß er schon aufgeben wollte. Ganz New York hatte er abgesucht, aber nirgends die geringste Spur seiner 1958er Gibson Tiger Top entdeckt. Und doch … irgendwas zog ihn immer wieder in die 4. Straße. Hier lag etwas in der Luft, das ihn nicht los ließ. Wenn er sich ganz stark konzentrierte, konnte er die Aura seiner Gitarre förmlich spüren.
    »Du meinst doch wohl nicht im Ernst, daß das die angemessene Musik für den Hof von König Theseus von Athen ist?« zeterte einer der Schauspieler im alten Kino.
    Cal blickte auf seine Gitarre.
    »Na klar doch«, gab er zurück. »Warum denn nicht?«
    Er wischte den Protest mit einer mürrischen Handbewegung weg. Nur noch drei Tage, und sein ›Sommernachtstraum‹ mußte premierenreif sein! Und das, wo seine Titania immer noch unter Schock stand. Er war beim besten Willen nicht in der Stimmung, sich Kritik an seiner Bühnenmusik anzuhören.
    Tulip hatte gewisse Schwierigkeiten, sich an Morags neue Aufmachung zu gewöhnen. Seit dem letzten Glastonbury Festival in England hatte er sowas nicht mehr gesehen, doch selbst die ganzen ausgeflippten Hippies da waren nicht halb so schrill gewesen. Schon nach einem Tag bei Kerry stand Heather Morag kaum nach, und wenn sie sich bewegte, klingelten Glöckchen am Saum ihres Kilts.
    Was sich die vier von der Zeit seit ihrem letzten Zusammensein erzählten, klang ziemlich verworren.
    Nachdem es ihnen schließlich doch gelungen war, die wichtigsten und dramatischsten Ereignisse

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