Die Elfen
sterbe?«
Der Elf schob sein Schwert in die Scheide zurück und kletterte auf das Schanzkleid. »Ich wünsche mir, dass du mit deinen dummen Reden aufhörst und deine Arbeit machst.« Mit einem weiten Satz sprang er ab und schlug gegen die Rahe. Seine Hände krallten sich in die Taue. Er schwang ein Bein hoch und fand einen sicheren Sitz. Dann zog er einen Dolch und zerschnitt mit stummer Verbissenheit das Segeltuch.
Plötzlich rutschte Orgrim zur Seite, pendelte an dem Haltetau und schlug hart gegen die Bordwand der
Zermalmer. Jubelrufe erklangen auf dem Achterdeck. Die Galeasse war freigekommen. Farodin saß noch auf der unbeschädigten Hälfte der Rahstange. Mit jedem Herzschlag vergrößerte sich der Abstand zum Trollschiff.
Orgrim stieß sich von der Bordwand ab und schwang sich in Richtung der Kogge. Doch das Seil war zu kurz. »Spring, du verdammter Elf!«, schrie ihn der Troll an und reckte ihm seine breite Hand entgegen.
Vom Pulk der verkeilten Schiffe stiegen wieder dunkle Rauchfäden in den Himmel. Diesmal schienen alle Bogenschützen auf die Zermalmer angelegt zu haben.
DIE OFFENBARUNG
Nuramon hatte sich nur notdürftig um Mandreds und Liodreds Wunden kümmern können, als die Königin mit Obilee und etwa fünfzig Kriegern auf ihre Galeere zurückkehrte. Die neue Leibwache sicherte das Schiff, während sich die Kampfgefährten achtern um die Königin scharten. Yulivee und eine andere junge Elfe brachten Emerelles Wasserschale aus ihrer Kajüte.
Obilee flüsterte Nuramon zu, dass die Königin gegen ihren Rat zurückgekehrt war, noch ehe sich die Kunde vom Tod des Priesters verbreitet hatte. Nuramon wunderte es nicht, dass Emerelle schneller als alle anderen davon erfahren hatte. Ihr Blick reichte weit, selbst ohne den Wasserspiegel.
Mandred und Liodred blickten neugierig in das Wasser des Spiegels. Ein vages Bild erschien, das unter der Oberfläche zu schwimmen schien. Yulivee musste sich auf die Zehenspitzen stellen, um etwas sehen zu können. Obilee schien die Macht des Spiegels bereits zu kennen. Sie stand ruhig da und schien mehr Blicke für die Anwesenden zu haben als für das, was im Wasser Kontur annahm. Nomja hingegen machte große Augen. Es war für sie gewiss das erste Mal, dass ihr die Ehre gewährt wurde, in den Spiegel der Königin zu blicken. Nuramon erging es ebenso.
Durch das Wasser vermochte die Königin an jeden Ort des Schlachtfelds zu blicken. Auf dieser Seite der Barriere aus Langschiffen hatten sich die Kämpfe beruhigt. Kurz zeigte der Spiegel das Bild Pelverics, der neben dem Leichnam Dijelons kniete. Nuramon hatte keine guten Erinnerungen an Dijelon. Er war es gewesen, den die Königin ausgesandt hatte, um Guillaume den Armen Noroelles zu entreißen und ihn zu töten. Nuramon berührte der Tod des Kriegers wenig.
Emerelle fuhr mit den Fingerspitzen durchs Wasser. Das Bild verschwamm und fügte sich zu einem neuen. Da war Ollowain! In der Mitte der Barriere aus Schiffen kämpfte er verbissen um den Zugang zu einer feindlichen Kogge. Viele Fjordländer hatten sich erneut in die Schlacht geworfen und standen ihm zur Seite. Es war gut, dass die Menschen am Kampf teilnahmen, denn in vielen Elfenmienen stand die Angst. Was auf der Elfenglanz geschehen war, hatte sich herumgesprochen. Zwar hatte die Königin die Kunde verbreiten lassen, dass sie noch lebe und der Priester tot sei, doch es war zu befürchten, dass es weitere Priester mit derselben Macht unter den Feinden gab.
Unter den tastenden Fingern der Königin zerrann das Spiegelbild, und eine neue Szene zeigte sich. Es war ein großes Schiff, das in hellen Flammen stand. Trolle sprangen über die Reling und versuchten sich zu retten, doch selbst auf dem Wasser war Feuer. So grausam war das Bild, dass Emerelle Yulivee beiseite nahm, damit sie den Schrecken nicht mit ansehen konnte.
Nuramon blickte auf und sah am Horizont zwei Feuersäulen. Ihm wurde übel. Was für eine Waffe war das? Waren die Tjuredpriester dabei, die ganze Flotte der Trolle zu verbrennen? Eine dritte Flammensäule griff in den Himmel. Hoffentlich war Farodin auf keinem dieser Schiffe! In diesem Inferno halfen weder Mut noch Geschicklichkeit, um dem Tod zu entrinnen.
Das Bild im Spiegel verging, und ein neues entstand. Nun sah man das Flaggschiff des Trollkönigs. Zu erkennen war es am Banner, zwei weiße Kriegshämmer, die sich auf schwarzem Grund kreuzten. Das Schiff hielt geradewegs auf einen Dreimaster der feindlichen Flotte zu.
»Sie werden dem
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