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Die Elfen

Die Elfen

Titel: Die Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen , James Sullivan
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seinen Fingern hindurch und rann über sein Wolfsfellwams.
    Aus dem Gebüsch trat eine riesige Gestalt, halb Mann, halb Eber. Durch das Gewicht des massigen Eberkopfs stand die Kreatur tief vorgebeugt, und dennoch ragte sie mehr als zwei Schritt auf. Der Leib der Bestie war der eines kräftigen Hünen; dicke, knotige Muskelstränge zogen sich über Schultern und Arme. Die Hände endeten in dunklen Krallen. Die Beine waren unterhalb der Knie unnatürlich dünn und dicht mit grau-schwarzen Borsten besetzt. Anstelle von Füßen hatte die Kreatur gespaltene Hufe.
    Der Manneber stieß ein tiefes, kehliges Grunzen aus. Dolchlange Hauer ragten aus seinen Kiefern. Die Augen schienen Mandred verschlingen zu wollen.
    Asmund riss den Bogen hoch. Ein Pfeil schnellte von der Sehne. Er traf die Bestie seitlich am Kopf und hinterließ eine feine rote Schramme. Mandred packte seinen Speer fester.
    Gudleif aber brach in die Knie, verharrte einen Herzschlag lang schwankend und kippte dann zur Seite. Seine verkrampften Hände lösten sich. Noch immer quoll Blut aus seiner Kehle, und seine stämmigen Beine zuckten hilflos.
    Blinde Wut packte Mandred. Er stürmte vor und rammte den Speer in die Brust des Mannebers. Ihm kam es so vor, als wäre er auf einen Fels aufgelaufen. Das Speerblatt glitt seitlich von der Kreatur ab, ohne Schaden anzurichten. Eine Krallenhand schnellte vor und zersplitterte den Schaft der Waffe.
    Ragnar griff das Ungeheuer von der Seite her an, um es von Mandred abzulenken. Doch auch sein Speer vermochte nichts auszurichten.
    Mandred ließ sich in den Schnee fallen und zog eine Axt aus dem Gürtel. Es war eine gute Waffe mit schmaler, scharfer Klinge. Der Jarl hieb mit aller Kraft nach den Fesseln des Mannebers. Das Ungeheuer grunzte. Dann senkte es den wuchtigen Kopf und rammte den Krieger. Ein Hauer traf Mandred an der Innenseite des Oberschenkels, zerfetzte die Muskeln und zersplitterte das silbergefasste Signalhorn, das an Mandreds Gürtel gehangen hatte. Mit einem Ruck riss der Manneber den Kopf in den Nacken, sodass Mandred in den Haselstrauch geschleudert wurde.
    Halb betäubt vor Schmerz, drückte er mit einer Hand die Wunde zu, während er mit der anderen einen Streifen Stoff von seinem Umhang riss. Schnell presste er die Wolle in die klaffende Wunde und nahm dann den Gürtel ab, um das Bein notdürftig abzuschnüren.
    Gellende Schreie klangen von der Lichtung. Mandred brach einen Ast vom Strauch und schob ihn durch den Gürtel. Dann drehte er das Lederband enger, bis es so stramm wie ein Fassband um seinen Oberschenkel lag. Der Schmerz ließ ihn fast ohnmächtig werden.
    Die Schreie auf der Lichtung waren verstummt. Vorsichtig bog Mandred die Äste des Gebüschs auseinander. Seine Kameraden lagen leblos im Schnee. Der Manneber stand über Ragnar gebeugt und rammte ihm wieder und wieder die Hauer in die Brust. Mandreds Axt lag dicht neben der Bestie. Alles in ihm drängte danach, das Ungeheuer tollkühn anzuspringen, ganz gleich, ob er bewaffnet war oder nicht. Es war ehrlos, sich aus einem Kampf davonzuschleichen! Aber es war dumm, einen aussichtslosen Kampf zu führen. Er war der Jarl, er trug die Verantwortung für das Dorf. Deshalb musste er jene warnen, die noch am Leben waren!
    Doch er konnte nicht einfach nach Firnstayn zurückkehren. Seine Spur würde das Ungeheuer direkt zum Dorf führen. Er musste einen anderen Weg finden.
    Zoll um Zoll kroch Mandred rückwärts aus dem Gebüsch. Jedes Mal, wenn ein Ast knackte, blieb ihm fast das Herz stehen. Doch die Bestie scherte sich nicht um ihn. Sie kauerte auf der Lichtung und hielt ihr schauriges Mahl.
    Als er aus dem Gebüsch herausgekrochen war, wagte es Mandred, sich halb aufzurichten. Ein stechender Schmerz fuhr durch sein Bein. Er tastete über die Woll-fetzen. Eiskrusten bildeten sich darauf. Wie lange würde er in der Kälte durchhalten?
    Der Jarl humpelte das kurze Stück Weg bis zum Waldrand. Er blickte zur Steilklippe, deren dunkles Haupt hoch über den Fjord ragte. Dort oben gab es einen uralten Steinkreis. Und ganz in der Nähe war der Holzstoß für das Signalfeuer aufgeschichtet. Wenn er das Feuer entfachen könnte, wäre das Dorf gewarnt. Doch es waren mehr als zwei Meilen Weg bis dort oben.
    Mandred hielt sich am Waldrand, doch er kam nur langsam durch den frischen Schnee voran. Beklommen betrachtete er das weite Schneefeld vor sich, das in sanfter Steigung an der Rückseite der Klippe hinaufführte. Dort gab es kaum Deckung, und die

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