Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Elfen

Die Elfen

Titel: Die Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen , James Sullivan
Vom Netzwerk:
verändert. Ich kann kaum glauben, mit dir hier zu sein, diese Zärtlichkeiten auszutauschen und diese Worte. Was ist geschehen?« Er schaute sich um, als könnte er hier auf der Terrasse oder in der Tiefe der Nacht die Antwort finden.
    »Es ist etwas, das weder du noch ich oder Farodin hätten leisten können, sondern nur die Königin. Dir steht jetzt die Welt offen.«
    »Es ist nicht die Welt, nach der ich mich sehne.«
    Sie nickte. »Nachdem ihr zurückgekehrt seid, werde ich mich entscheiden. Denn ihr habt alles getan, was ihr tun konntet. Nun ist es an mir . Ich gestehe, ich hatte gehofft, ihr könntet mich noch viele Jahre umwerben, aber das war wohl ein Traum. Ich muss einen von euch wählen. Welch ein Verlust, ganz gleich, wen von euch ich zurückweisen muss! Aber welch ein Gewinn für eine andere Elfe!«
    Sie sahen einander schweigend an. Nuramon wusste, wie sehr ihn eine Zurückweisung schmerzen würde. Für ihn gab es keine andere Elfe; keine, für die er solche Liebe verspüren konnte. Er küsste noch einmal ihre Hände, strich ihr über die Wange und bat dann: »Lass uns nicht jetzt daran denken. Denken wir daran, wenn Farodin und ich wieder zurückkehren.«
    Sie nickte.
    »Wirst du morgen zugegen sein, oder wird dies hier unser Abschied sein?«
    »Ich werde da sein«, sagte sie leise.
    »Dann freue ich mich auf morgen. Welche Farbe wird dein Kleid haben?«
    »Grün. Obilee hat es gemacht.« Sie strich sich gedankenverloren eine Strähne aus dem Gesicht. Nuramon mochte diese unbewusste Geste an ihr; sie nahm das Haar zwischen Ringfinger und kleinen Finger, wenn sie es zurückstrich.
    »Dann ist das Kleid gewiss wunderschön.«
    »Ich bin gespannt, was die Königin dir bringen lässt. Was es auch ist, es wird kostbarer sein als alles, was dir irgendwer sonst hätte schenken können.«
    »Schenken? Ich werde es für die Elfenjagd annehmen. Aber wenn wir zurückkehren, werde ich es ihr wiedergeben.«
    Noroelle musste lachen. »Nein, Nuramon. Die Königin ist freigebig. Sie wird es nicht zurücknehmen.«
    Er küsste sie auf die Stirn. »Ich werde jetzt gehen, Noroelle.«
    »Vielleicht kann sich doch noch einer deiner Verwandten dazu durchringen, dich in deiner Kammer aufzusuchen.«
    »Nein, daran glaube ich nicht.« Er fasste ihre Hände und sagte: »Aber wer weiß.« Er schaute zu den Sternen hinauf. »Heute Nacht scheint alles möglich zu sein.« Er ließ von ihr ab. »Gute Nacht, Noroelle.«
    Sie küsste ihn zum Abschied.
    Nuramon verließ die Terrasse und blickte, als er an der Tür zum Festsaal angekommen war, noch einmal zu Noroelle zurück. Sie war einfach vollkommen. Nie und nirgends zuvor hatte er es so klar sehen können wie in diesem Augenblick.
    Als er den Gang erreichte, von dem die Kammern der Elfenjäger abgingen, stellte er fest, dass nun alle Türen geschlossen waren. Die Besucher, die erwartet worden waren, hatten ihre Aufwartung gemacht, mit weiteren schien keiner zu rechnen. Das Stimmengewirr bezeugte, dass es viele waren, die den Weg zu den anderen gefunden hatten.
    Vor seiner eigenen Tür blieb er stehen und lauschte. Es war still. Er hoffte so sehr, dass wenigstens einer seiner Verwandten über seinen Schatten gesprungen war und dort auf ihn wartete. Nuramon öffnete die Tür und schaute hinein. Tatsächlich, neben dem Bett stand eine reglose Gestalt und wandte ihm den Rücken zu. Seine Freude währte nur einen Herzschlag lang. In seiner Abwesenheit hatte man einen Rüstungsständer gebracht, und er hatte ihn im schwachen Licht der Barinsteine für einen Elfen gehalten, so sehr hatte er sich Besuch gewünscht.
    Enttäuscht schloss er die Tür hinter sich. Er trat an den Rüstungsständer heran und betrachtete die Geschenke der Königin. Es waren ein Mantel, eine Rüstung und ein Kurzschwert.
    Nuramon nahm den weinroten Mantel vom Ständer und wog ihn in den Händen. Er war schwer und aus Wolle und Leinen gefertigt; so geschickt war er gearbeitet und mit Zauberfäden verwoben, dass kein Windzug und kein Tropfen Wasser den Weg hindurchfinden würde. Er würde ihn vor Hitze wie auch vor Kälte schützen.
    Noroelle besaß einen solchen Mantel. Sie hatte ihn aus Alvemer mitgebracht. Die Königin hatte ihn gewiss nicht unbedacht zur Verfügung gestellt. Ein Stück aus Alvemer war ein Stück aus Noroelles Heimat. Wenn er im Winter der Menschenwelt durch die Kälte ritt, würde er es warm haben.
    Er faltete den Mantel und legte ihn auf die steinerne Bank. Neugierig betrachtete er die Rüstung.

Weitere Kostenlose Bücher