Die Elfen
Antwort, so wie jedes Albenkind. Es waren die weißen Wölfe der Elfenjagd. Niemand konnte sagen, wie viele der Jagd folgen würden, bis sie sich hinzugesellten. Je mehr es waren, desto wichtiger war die Angelegenheit und umso größer die Gefahr. Zumindest erzählte man es sich so.
»Das sind unsere Wölfe!«, rief Lijema Mandred entgegen.
»Wölfe? Verdammt große Wölfe sind das!«
Noroelle musste schmunzeln. Die Wölfe mit ihrem weißen, dichten Fell waren so groß wie Ponys.
»Sind die gefährlich?«, hörte sie Mandred fragen. Aber Lijema verstand ihn wegen des lärmenden Hufschlags nicht. »Sind die gefährlich?«, wiederholte er lauter.
Lijema lächelte. »Aber natürlich.«
Als die Wölfe sie eingeholt hatten, setzten sich vier an die Spitze der Jagd. Je einer hielt sich links und rechts der Gemeinschaft. Der siebte Wolf aber lief direkt an Lijemas Seite.
Bald erreichten sie den Waldrand und hielten an, um einen letzten Blick zurück auf die Burg der Königin zu werfen. Selbst Mandred schien berührt zu sein.
Farodin und Nuramon konnten sich dem Anblick ebenfalls nicht entziehen. Besonders Nuramons Gesicht verriet die insgeheime Sorge, während Farodin versuchte, seine Gefühle verborgen zu halten. Noroelle aber blickte hinter seine Maske der Gelassenheit.
Die Wölfe waren ungeduldig und umringten Mandreds Pferd. Der Menschensohn schien nicht recht zu wissen, wie er den Tieren begegnen sollte. Ständig behielt er die Wölfe im Auge. Er musste wohl schlechte Erfahrungen gemacht haben, dachte Noroelle. Vielleicht waren Wölfe in seiner Welt eine Gefahr für Leib und Leben, so wie es die Wölfe in Galvelun für die Albenkinder waren. Als Mandred Noroelles Blick bemerkte, beugte er sich im Sattel hinab. Als wollte er seinen Mut beweisen, strich er dem größten Wolf über das Nackenfell. Das gefiel dem Tier! »Sollen wir reiten?«, fragte der Menschensohn. Der Wolf knurrte und musterte Mandred dann.
Lijema musste lachen. »Der spricht kein Fjordländisch. Aber er mag dich.« Auf Elfisch erklärte Lijema den Wölfen, warum sie Mandred nicht verstehen konnten, und übersetzte dann, was der Menschensohn gefragt hatte. Der Wolf legte den Kopf schief, dann wurde er mit einem Mal unruhig. Auch die anderen ließen sich davon anstecken und liefen umher, mal voran, dann wieder zurück zu Mandred. Die Wölfe wollten weiter.
»Verstehen die denn, was du sagst?«
»Jedes Wort. Die sind klüger als mancher Elf. Das darfst du mir glauben.«
»Und sie? Wie sprechen sie?«, wollte Mandred wissen.
Lijema strich dem größten unter den weißen Wölfen über das Fell. »Sie haben ihre eigene Sprache. Und ich beherrsche sie.«
Noroelle musste schmunzeln. Dieser Mensch war leicht zu durchschauen. Wie er den großen Wolf betrachtete, wie er die eine Augenbraue hochzog und sich gleichzeitig auf die Lippe biss, konnte er nur eines denken: Ein solcher Wolf wäre ein vollkommener Jagdgefährte.
»Die sind sicher die besten Jagdgefährten«, sagte Mandred.
Noroelle musste sich beherrschen, um nicht laut zu lachen.
»Gewiss«, antwortete Lijema dem Menschensohn.
»Sind sie so treu wie Hunde?«
Lijema lachte ausgelassen. »Nein, mit Hunden kannst du sie nicht vergleichen. Sie sind viel klüger. Sag noch mal, was du eben gesagt hast.«
»Auf Fjordländisch?«
»Ja.«
»Sollen wir reiten?«
Und wieder wurden die Tiere unruhig und warteten darauf, dass es endlich weiterging.
»Na dann los!«, rief Mandred, und die Gemeinschaft setzte ihren Weg fort.
Das Schweigen zwischen Noroelle und ihren Liebsten hielt an. Die sieben Wölfe schürten Noroelles Sorge um ihre Liebsten. Die Tiere hatten ein Gespür dafür, wie groß die Gefahr war, welche die Jäger erwartete. Sie entschieden selbst, wie groß die Meute sein sollte, die sich der Elfenjagd anschloss. Als Gaomee gegen den Drachen Duanoc geritten war, hatten sie acht Wölfe begleitet. Was mochte das nur für eine Kreatur sein, die dort jenseits des Steinkreises lauerte? Zwar vertraute Noroelle auf die Fähigkeiten ihrer Liebsten, aber selbst große Helden waren schon im Kampf gestorben. Was, wenn das Schlimmste geschah? Was, wenn Nuramon sich täuschte und eine Elfenseele, die in den Menschenreichen starb, nicht in Albenmark wiedergeboren wurde?
Sie kamen an der Fauneneiche und an Noroelles See vorbei. Gestern noch war sie hier mit Farodin und Nuramon gewesen. Noroelle fragte sich, ob ein solcher Tag je wiederkehren würde.
Als der Festungsturm bei der Shalyn Falah in
Weitere Kostenlose Bücher