Die Elfen
Firnstayn noch nicht angegriffen zu haben.«
Er setzte sich an die Spitze der Schar und führte sie die Klippe hinab. Das Rudel Wölfe lief weit aufgefächert vor ihnen her. Auch sie hatten die Fährte des Mannebers aufgenommen.
Obwohl die Spur offensichtlich vom Dorf wegführte, schien es Nuramon so, als würde der Menschensohn mit jedem Moment unruhiger. »Stimmt etwas nicht, Mandred?«, fragte er ihn.
»Die Pferde«, murmelte der Krieger gepresst. »Sie sind verhext, nicht wahr?«
Nuramon begriff nicht, was er meinte. »Warum sollte man Pferde verhexen?«
»Aber . sie versinken nicht im Schnee. Das kann nicht sein. Der Schnee liegt hier mindestens kniehoch.«
Nuramon bemerkte, wie Farodin und Brandan einander zugrinsten. Was wussten sie? »Warum sollten Pferde im Schnee versinken?«
»Weil sich das so gehört!« Mandred zügelte seine Stute. »Wenn die Pferde nicht verhext sind, muss der Schnee verhext sein.« Er schwang sich aus dem Sattel und versank augenblicklich bis zu den Knien im Schnee.
Brandan lachte.
»Ich finde das nicht witzig«, mischte sich Aigilaos ein. Er eilte an Mandreds Seite und ließ dabei hinter sich eine tiefe Spur zurück. »Diese Langohren machen sich gern einen Spaß mit uns. Ich habe bis heute nicht begriffen, wie sie es schaffen, auf dem Schnee zu gehen. Ein Zauber ist es jedenfalls nicht. Und es liegt auch nicht daran, ob sie ihren Pferden die Hufe beschlagen oder nicht.«
Nuramon erwartete, dass der Menschensohn beleidigt wäre, doch plötzlich stand ein Leuchten in dessen Augen. »Glaubt ihr, die Königin wird mir das Pferd schenken, wenn wir zurück sind?«
»Wenn du dich bewährst, vielleicht, Mensch«, meinte Farodin.
»Glaubt ihr, einer meiner Hengste könnte diese Stute decken?«
Aigilaos stieß ein wieherndes Lachen aus.
Nuramon fand die Vorstellung bizarr. Was dachte sich der Menschensohn nur dabei?
»Wir sollten hier nicht herumstehen und Witze machen«, mahnte Vanna. »Bald wird es schneien. Wir müssen weiter, sonst werden wir die Fährte aus den Augen verlieren.«
Mandred stieg auf. Schweigend setzte sich der Trupp in Bewegung und folgte der Spur.
Nuramon ließ den Blick über das Land schweifen. Die Welt der Menschen hatte er sich anders vorgestellt. Der Schnee war hier fest und rau, und die Hügelketten verliefen so unregelmäßig, dass er sich die Umgebung nur schwer einprägen konnte. Nichts schien zueinander zu passen. Wie sollten sie in diesem Chaos den Manneber finden? Tausend Dinge, die anders waren als in Albenmark, zogen seinen Blick auf sich.
All die neuen Eindrücke ermüdeten Nuramon. Er rieb sich die Augen. Diese Welt schien ihm unüberschaubar. Wenn er einen Baum ansah, dann vermochte er es kaum, den Baum als Ganzes zu betrachten, so sehr zogen dessen Einzelheiten ihn in den Bann. Auch war es schwierig, Entfernungen abzuschätzen. Die Dinge schienen näher zu sein, als sie es tatsächlich waren. So kam ihm diese Welt eng vor. Nun verstand Nuramon, wieso die Königin Mandred zum Anführer berufen hatte. Ihm war all dies vertraut.
Die Gemeinschaft blieb dem Manneber den ganzen Tag auf der Spur. Sie ritten schnell, wenn sie der Fährte über offenes Land folgten, und vorsichtig, wenn die Spur durch einen Wald oder durch felsiges Gelände führte. Sie waren stets darauf gefasst, auf den Manneber zu stoßen. Zumindest hatte Nuramon den Eindruck.
Brandan hatte in den letzten Stunden immer wieder betont, dass ihm die Fährte des Ebers merkwürdig vorkam. Sie wirkte einfach zu frisch. Es war fast so, als weigerte sich der Schnee, in die Spuren des Ebers zu fallen. Das beunruhigte Nuramon, und auch Lijema machte ein besorgtes Gesicht. Die anderen erweckten zwar den Eindruck, dass sie Brandans Warnung ernst nahmen, aber keiner von ihnen schien daran zu zweifeln, dass sie ihren Auftrag erledigen würden. Die Elfenjagd war ausgezogen, und gerade die Wölfe, die gern voranhetzten, gaben Nuramon das Gefühl, dass nichts und niemand sie aufhalten konnte, auch nicht in dieser sonderbaren Welt.
Am Nachmittag hörte es auf zu schneien. Sie folgten der Spur in einen dichten Wald. Hier mochte der Manneber überall lauern. Schließlich befahl Mandred, dass sie sich früh genug einen Lagerplatz suchen sollten. Brandan prägte sich ein, wo sich die Spur befand, dann folgten sie Mandred. Farodin zog indessen ein ungewohnt missmutiges Gesicht, das Nuramon nicht recht einordnen konnte.
Sie erreichten den Waldrand und schlugen dort ihr Lager auf. Aigilaos hatte
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