Die Elfen
wandte sich ihnen zu. »Dann steht euch dieses Tor offen. Mandred, du kamst mit kaum einem Funken Leben in diese Welt. Und du verlässt sie mit der Kraft Atta Aikhjartos. Möge seine Macht dich und deine Gemeinschaft schützen!« Er wies mit der Hand auf die Nebelwand.
Farodin und Nuramon blickten Noroelle erwartungsvoll an. Endlich brach sie das lange Schweigen. »Denkt daran, dass ihr es für mich tut. Denkt daran, dass ich euch beide sehr liebe. Achtet aufeinander. Ich bitte euch.«
»Ich werde mit meinem Leben für Farodin einstehen«, sprach Nuramon.
Und Farodin erklärte: »Nuramons Leid soll meines sein. Was ihm geschieht, soll mir geschehen.«
»Bei allen Alben! Ich flehe euch an, gebt euch nicht selbst auf, um den anderen zu schützen. Passt nicht nur aufeinander auf, sondern auch auf euch selbst. Ich möchte nicht, dass das Schicksal mir eine Entscheidung auf schmerzvolle Weise abnimmt. Kommt beide wieder!«
»Ich werde alles dafür tun, dass wir beide zurückkehren«, sprach Farodin.
»Und ich verspreche dir, dass wir wiederkehren werden«, sagte Nuramon. Farodin wirkte überrascht, denn sein Gefährte versprach etwas, das er nicht versprechen konnte. Wer wusste schon, was dort draußen geschehen würde? Und doch war es genau dieses Versprechen, das Noroelle hören wollte.
Sie gab Obilee ein Zeichen und wandte sich dann wieder zu ihren Liebsten. »Ich möchte euch etwas schenken, das euch auf der Reise an mich erinnern soll.«
Obilee holte zwei Beutelchen hervor. Noroelle nahm sie und gab eines Farodin, eines Nuramon. »Macht sie auf!«, bat sie.
Die beiden folgten ihrem Wunsch und betrachteten den Inhalt. Während Nuramon nur lächelte, sagte Farodin erstaunt: »Maulbeeren!«
»Sie tragen einen Zauber in sich«, erklärte sie. »Sie werden euch Kraft spenden und euch mehr den Bauch füllen, als ihr es vermuten würdet. Denkt an mich, wenn ihr sie esst!«
Ihre Liebsten tauschten einen kurzen Blick, dann sprach Nuramon: »Das werden wir. Und nicht nur, wenn wir davon essen.«
Noroelle umarmte zuerst Farodin und küsste ihn zum Abschied. Er wollte etwas sagen, aber sie legte ihm zwei Finger auf den Mund. »Nein. Keine Abschiedsworte.
Keine süßen Beschwörungen deiner Liebe. Ich weiß, was du fühlst. Lege das, was ich in deinem Gesicht sehe, nicht auf deine Zunge. Ein Wort, und es würde mich zum Weinen bringen! Und noch lächle ich.« Er schwieg und strich ihr durchs Haar.
Noroelle löste sich von Farodin und umarmte Nuramon. Auch ihn küsste sie. Er nahm ihr Gesicht in seine Hände und schaute sie lange an, als wollte er sich ihren Anblick genau einprägen. Dann schenkte er ihr ein letztes Lächeln und ließ von ihr ab.
Die Gefährten stiegen auf ihre Rösser. Nur Aigilaos, der dies nicht nötig hatte, blickte bereits voraus zur Nebelwand. Da rief Mandred: »Folgt mir, Gefährten!«, und die Elfenjagd betrat den Steinkreis.
Farodin und Nuramon ritten hinter den Wölfen am Ende der Gemeinschaft. Ein letztes Mal blickten sie zu Noroelle zurück. Dann verschwanden auch sie im Nebel.
Xern wandte sich vom Steinkreis ab und ging langsam fort. Obilee griff Noroelles Hand. Während sich der Nebel auflöste, wuchs Noroelles Angst. Sie hatte das Gefühl, Farodin und Nuramon soeben zum letzten Mal gesehen zu haben.
DIE WELT DER MENSCHEN
Als der Nebel sich lichtete, schlug den Gefährten der eisige Atem der Menschenwelt entgegen. Nuramon sprach einige Worte der Wärme, um die Kälte zumindest aus seinen Kleidern zu vertreiben. Neugierig sah er sich um. Sie befanden sich in einem Steinkreis auf einer hohen Klippe. Weit unter ihnen lag ein Dorf.
Mandred hatte sein Pferd an den Rand des Abgrunds gelenkt. Fast schien es, als wollte er das Tier in die Tiefe führen. Offenbar übte das Dorf auf der anderen Seite des Fjords eine starke Anziehungskraft auf ihn aus. Dies musste die Siedlung sein, von der er bei Hof gesprochen hatte.
»Ich habe die Fährte gefunden!«, rief Brandan. »Sie ist ganz frisch, als wäre der Manneber eben noch hier gewesen.«
Dieser Ort war dem Wind ausgesetzt, und hier oben gab es nichts zu fressen. Was mochte die Bestie so lange hier gehalten haben? Hatte sie gewartet? Nuramon musste lächeln. Das war natürlich Unsinn.
»Mandred!«, rief Farodin mit scharfer Stimme.
Der Menschensohn fuhr zusammen. Dann zog er an den Zügeln und lenkte seine Stute vom Rand der Klippe fort. »Entschuldigt… Ich musste einfach wissen, wie es um die meinen steht. Der Manneber scheint
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