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Die Eltern-Trickkiste

Die Eltern-Trickkiste

Titel: Die Eltern-Trickkiste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gräfe und Unzer <München>
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es nun tatsächlich hin, weil es als braves Kind dem (vermeintlichen) Befehl »Du fällst!« genauso gehorcht wie »Du lässt das liegen!«. Oder es läuft weiter und merkt: »Ich bin gar nicht hingefallen, meine Eltern hatten Unrecht.« Das kann bei Wiederholungen fatale Folgen haben: Wie mag das Kind reagieren, wenn seine Eltern später sagen »Drogen machen abhängig«?
    Was hätte die ängstliche Mama ihrem kleinen Flitzer also zurufen können? Das, was er konkret tun soll: »Lauf langsamer!« oder »Schau, wo du hinläufst!« oder »Stopp! Bleib sofort stehen!«.
     
    Beim Essen forderte ich von meiner Tochter: »Mach bitte erst den Mund leer, bevor du sprichst!« Sofort spuckte sie das Angekaute aus und plapperte weiter. Ich musste über diese wortgetreue Wunscherfüllung lachen. Künftig hieß es: »Erst kauen und runterschlucken, dann sprechen.«
    SCHÖNE WORTE
    Alles, was gesagt wird, wirkt auf die Seele
    SCHON DIE LATEINER SAGTEN »Nomen est omen«, und der Volksmund warnt »Beschrei es nicht!«. Dahinter steckt die Erfahrung: Jedes Wort wirkt. Stärken Sie also Ihr Kind mit schönen Äußerungen, statt es mit negativen zu schwächen. Wohlgemerkt: Schöne Worte sind keineswegs Schmeicheleien! Wenn jemand zu Ihnen sagt »Sie sehen heuteaber gut aus«, strahlen Sie wahrscheinlich automatisch, wogegen ein »Sie wirken irgendwie krank« aufs angeknackste Befinden noch ein Negativschüppchen draufhäuft. Auch manche scherzhaft gemeinte Formulierung wie »Na, kannst du das auch nicht? – War nur ein Witz!« empfindet das Gegenüber gar nicht lustig. Denn jede Botschaft kommt an – im Gehirn und in der Seele. Dort wirkt sie unmittelbar und lässt sich im Nachhinein schlecht relativieren.
    Klinische Studien haben anhand von Kernspintests gezeigt, dass bei einer Beleidigung dieselben Areale im Gehirn reagieren wie bei einem tätlichen Angriff. Das heißt, das Gehirn unterscheidet nicht zwischen seelischer und körperlicher Verletzung. Folglich empfindet das Opfer auch dasselbe. Nicht umsonst wird eine fiese verbale Attacke als Schlag unter die Gürtellinie bezeichnet. Wer als Kind mit Wort-Hieben wie »Du kannst ja nichts«, »Du bist strohdumm« oder »Du Quälgeist« traktiert wird, leidet darunter oft lebenslang. Selbst ein einziger Satz kann verheerende Folgen haben, wenn er das Kind bloßstellt oder beschämt. Dabei sind motivierende Formulierungen so einfach: »Hat nicht geklappt, probier’s noch mal« oder »Los, zweiter Versuch, ich weiß, du schaffst es«. Streicheln Sie doch mal die Seele Ihres Kindes mit schönen Worten wie »Du hast eine gute Stimme«, »Du Schlaufuchs!« oder »Toll, wie du das gemacht hast!« – und stärken Sie es so.
    MOTIVATIONSHELFER
    Kleine Sätze, große Wirkung
    WER WEISS, DASS WORTE wie Waffen wirken können (siehe oben), setzt sie am besten gezielt als Motivationshelfer ein, wenn das Kind zu etwas angespornt werden soll: »Wer so schnelle Beine hat, kann zum Nachbarn flitzen und die Zeitung holen!«, könnte es heißen. Oder: »Oma hat erzählt, du kannst ganz allein das Besteck einsortieren, jetzt bin ich aber gespannt!«
     
    »Mach etwas mehr mit, und du bekommst eine Zwei«, sagte mein Geschichtslehrer. Der Lohn reizte mich, »etwas« klang machbar. Mit dem Tun kam der Spaß. Später studierte ich Geschichte!
    SPARSAMES NEIN
    Weniger ist mehr, wenn’s nutzen soll
    MANCHES KLEINKIND, das die Welt entdecken will und von überbesorgten Eltern in enge Schranken gewiesen wird, hört andauernd ein »Nein«. Dabei sollten Erwachsene genau überlegen, welchen Versuch und welche Handlung des Kindes sie mit diesem Wort abwürgen. Denn sie verhindern damit, dass das Kind Erfahrungen macht, und bremsen seine Entdeckerfreude. Wie oft deckeln Eltern ihr Kleinkind mit »Nein!«, wenn es auf einen Baumstumpf zu klettern versucht, sich bei wackeligen Gehversuchen an der Stehlampe abstützt oder die Hand nach dem Blatt einer Topfpflanze ausstreckt. Was ist schlimm daran, ein Blättchen zu befühlen oder gar abzurupfen?
    Natürlich möchte niemand, dass die Pflanze alle Blätter auf diese Weise verliert. Aber wer Kinder beobachtet, merkt schnell, dass ihnen oft ein Teil – in diesem Fall ein Blatt – genügt. Dann wissen sie, wie es sich anfühlt, sie haben es buchstäblich be-griffen. Anschließend gehen sie zum nächsten Erkundungsobjekt über. Vielleicht zur Blumenerde.
    Natürlich können Sie nicht alles tolerieren. Aber es gibt meist Besseres als ein plattes »Nein!«. Um beim

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