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Die Eltern-Trickkiste

Die Eltern-Trickkiste

Titel: Die Eltern-Trickkiste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gräfe und Unzer <München>
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machen. Denn löst etwas Unsicherheit oder sogar Angst bei Ihrem Kind aus, kann eine konkrete Bezeichnung des Phänomens das ungute Gefühl mildern. Ein Name strahlt beruhigende Normalität aus und bannt das Diffuse: Das komische Gefühl vorm Tanzauftritt heißt Lampenfieber, die seltsam traurige Stimmung bei Tante Ilse ist Heimweh, der merkwürdige Laut in der Nacht stammt vom Käuzchen. Was einen Namen hat, über das lässt sich sprechen.
    UNIVERSALREZEPT 5
    GEHEIMNISSE SCHAFFEN
    So wird Banales interessant
    Geheimnisse sind spannend. Wohlgemerkt: schöne Geheimnisse. Wer es schafft, sie ab und zu in den Alltag einzupflanzen, macht selbst banale Situationen fürs Kind interessant. »Komm, wir fegen jetzt ganz heimlich die Garage und gucken mal, ob Mama es merkt«, könnte Papa sagen und hinzufügen: »Wenn sie es nicht sieht, kannst du ihr ja einen Tipp geben.«
    Durch Geheimnisse können Kinder auch zu engagierten Partnern werden. Wenn Papa Leergut wegbringen wollte, es aber nicht geschafft hat, könnte Mama sagen: »Komm, wir zwei bringen jetzt alle leeren Flaschen weg, ohne Papa etwas zu verraten. Was glaubst du, was der für Augen machen wird!« Das klingt viel motivierender als ein simples »Zieh die Jacke an, ich will die Flaschen wegbringen«. Geheimnisse beflügeln.
    ERKLÄRUNGEN BILDEN
    Mit »weil« Einsicht und Lernen fördern
    ZUGEGEBEN, ES MAG MANCHMAL lästig sein, da es Zeit und Geduld erfordert. Aber es zahlt sich aus, seinen Kindern mit »Weil«-Begründungen die Welt zu erklären und ihnen zu sagen, warum oder weshalb dies und jenes zu tun oder zu lassen ist. Denn Kinder, die Zusammenhänge verstehen, können später verantwortungsbewusster handeln. Erklärungen geben ihnen zudem das gute Gefühl, für voll genommen zu werden.
    Wichtig ist, dass Begründungen stimmen. »Du sollst nicht so viel frisches Brot essen, weil du davon Bauchschmerzen bekommst« ist definitiv falsch – wie viele von uns wissen. »Iss nicht so viele Kekse, das macht dick und Löcher in die Zähne« ist dagegen richtig und eine Erklärung, die der Nachwuchs begreifen kann. Er fühlt, dass seine Eltern für ihn sorgen und Verantwortung übernehmen. Ein Kind, das öfters elterliche Erklärungen als unkorrekt entlarvt, wird ihnen nicht mehr vorbehaltlos trauen. »Trink nicht zu viel Alkohol, das macht abhängig« wird dann womöglich mit einem Achselzucken abgetan.
    Eins ist natürlich klar: Selbst beste Begründungen sind Theorie. Zum Leben gehört aber auch die Praxis. Und so muss sich jeder einen Teil der Welt selbst erschließen – durch Ausprobieren. Gut, wenn Ihr Kind dabei entdeckt, dass Ihre Erklärungen richtig waren. Das erspart vielleicht doch den ein oder anderen unschönen Selbsttest.
     
    Dominik drosch bei einer Klassenwanderung mit einem Stock auf Fingerhutblüten ein. Statt dies dem Siebenjährigen zu verbieten, fragte ich ihn: »Weißt du eigentlich, wie die Pflanze heißt?« »Nein.« »Fingerhut«, informierte ich und setzte im Ton einer Geheimbotschaft hinzu: »Und weißt du, dass sie unter Naturschutz steht?« »Nein!« »Wir haben großes Glück, dass hier so viel davon wächst«, schloss ich. Dominik ließ vom Fingerhut ab, und kurz darauf hörte ich ihn einem Mitschüler erklären: »Die Blume da steht unter Naturschutz!«
    VORSICHT BEIM LÄSTERN
    Behutsam übers Kind sprechen
    ELTERN HABEN NICHT NUR FREUDE am Sprössling. Sie empfinden auch Ärger, sie haben Sorgen und Nöte und tun sich manchmal mit einigen seiner Eigenschaften schwer. Das ist menschlich. Doch viele Mütter posaunen das allzu deutlich in Gegenwart des Kindes aus. So muss der Sprössling an Mutters Hand erleben, wie diese jemandem vorjammert, welche Last er sein kann. Väter tun dies seltener, weil sie sich weniger oft seelisch Luft machen. Doch auch sie können unbedacht in Gegenwart des Kindes auf dessen Psyche herumtrampeln: »Nee, dem brauchst du keine neuen Fußballschuhe zu kaufen, bei dem ist Hopfen und Malz verloren!«
    Kinder empfinden in so einer Situation Ohnmacht, Scham oder Wut. Das sind üble Gefühle, die demotivieren und Aggression oder kompletten Rückzug in sich selbst auslösen können.
    Wenn Sie gegenüber Dritten über das eigene Kind sprechen, dann behutsam. Es tut gut, sich mit anderen auszutauschen. Aber bitte nur, wenn der kleine Mensch ganz sicher nicht in Hörweite ist. Denn Worte können zerstörerisch wirken.
    ETIKETTEN VERMEIDEN
    Aus Schubladen kommt man schwer heraus
    WENN EIN MÄDCHEN immer wieder

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