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Die Eltern-Trickkiste

Die Eltern-Trickkiste

Titel: Die Eltern-Trickkiste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gräfe und Unzer <München>
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interessante.) Wer das Eis-Signal liefert, muss also mit den (Bettel-)Folgen leben. Es ist klug, sich Reizworte zu verkneifen. Jedenfalls soweit man sich kontrollieren kann und will. Jeder Aussetzer erfordert Nervenstärke. Müssen Sie ein Reizwort gebrauchen, etwa um Ihrem Partner kundzutun, dass Sie für ein Eis als Dessert plädieren, dann buchstabieren Sie »E – I – Es«, denn das ist für Ihr Kind bis ins Schulalter unverständlich.
    UNIVERSALREZEPT 3
    LOSEN
    Hilft bei vielem aus der Klemme
    Ein tolles Mittel, das bei Kontroversen aller Art aus der Klemme hilft, ist Losen. Sie haben zwei Becher mit verschiedenem Muster, und beide Kinder wollen denselben? Losen Sie! Der Zauber des Losens ist, dass es unbestechlich ist und jeder dieselbe Chance hat. Wichtig: Jeder muss sein Los eigenhändig ziehen. So hat man sein Glück (oder Pech) buchstäblich selbst in der Hand. Der ultimative Trost für Verlierer: Nächstes Mal hast vielleicht du Glück!
    ECHTE FRAGEN
    Aufträge ohne Fragezeichen formulieren
    WER ETWAS VON SEINEM KIND möchte, sollte Wunsch oder Auftrag klipp und klar formulieren: »Häng deine Jacke bitte sofort auf« oder »Bring das zum Papa«. Ist ja logisch, denken Sie? Weit gefehlt. Eltern wollen meist nicht wie Befehlshaber wirken und verpacken ihre Wünsche gern in rhetorische Fragen, also solche, die gar keine sind. Denn wer mit vollen Händen »Hältst du mir die Tür auf?« fragt, meint natürlich »Halte mir mal die Tür auf«. Über ein »Nein« wäre jeder höchst verblüfft. Wir Großen wissen, dass es sich um eine höflich maskierte Bitte handelt, und greifen bereitwillig zum Türgriff. Kinder können jedoch zwischen rhetorischen Floskelfragen und echten Fragen nicht unterscheiden. Sie nehmen jede Frage für bare Münze.
    So kann dem, der zu Großmutters Geburtstag starten will und betulich fragt »Wollen wir jetzt zur Oma fahren?«, ein deutliches »Nein« entgegenschallen. Jetzt muss der Frager entweder um die Gunst des Kindes buhlen, um es umzustimmen. Oder er entscheidet »Doch, wir fahren jetzt«, was nach der vermeintlichen Frage-Freiheit wie eine Machtdemonstration wirkt und ein Machtkämpfchen auslösen kann. Beide Varianten sind unglücklich. Besser wäre es, in solch einem undiskutierbaren Fall von vornherein anzuordnen: »Wir zwei fahren in zehn Minuten zur Oma.«
    Es erleichtert die Kommunikation, wenn Sie mit dem Kind Klartext reden: »Ich möchte«, »Übernimm dies«, »Erledige das«. Wenn Sie Fragen stellen, dann echte, zu denen die Freiheit der Antwort gehört. Solche Eindeutigkeit kann übrigens auch das Miteinander von Erwachsenen vereinfachen.
     
    »Stella, kannst du mir einen Kaffee machen?«, fragte ich, faul im Sonntagsbett liegend, woraufhin meine Tochter loszog. Ich hörte die Kaffeemaschine, dann tat sich nichts mehr. »Stella, was ist mit meinem Kaffee?«, hakte ich nach. »Habe ich doch gemacht!«, kam ihre verwunderte Antwort – und ich begriff. Ich hatte »Bringe mir bitte einen Kaffee« gemeint, aber ganz anders gefragt.
    UNIVERSALREZEPT 4
    KANN MEIN KIND DAS?
    Antwort vom kleinen Experten
    Manche Situationen kann ein Kind eigenständig noch nicht
    meistern, speziell wenn versteckte Gefahren lauern: Als Vierjähriger allein mit dem Fahrrädchen über viel befahrene Straßen in den Ort rollen geht
    ganz klar gar nicht. Aber es gibt im Alltag etliche kritische Momente, in denen sich das Elternhirn mit der Frage »Kann mein Kind das (schon)?«
    martert und das Für und Wider lange abwägt. Die Antwort findet sich dagegen oft ganz schnell, wenn das Kind selbst befragt wird: »Traust du dir X
    zu? Kannst du Y hinbekommen? Findest du Z allein?« Kinder haben meist ein gutes Gespür dafür, was sie schaffen. Oft
    beflügelt das Mutmachen der Eltern beim letzten Zögern. Verkündet ein Dreikäsehoch, er könne allein Brot kaufen – lassen Sie ihn ziehen, denn er wird mit dem Gewünschten wiederkommen.
    Ein heißes Eisen ist der Straßenverkehr. Hat das Kind die Regeln kennengelernt, muss man es wohl oder übel alleine losziehen lassen, damit es sich bewähren kann. Es kann Eltern beruhigen, wenn sie zuvor kurze Rollenwechsel im Straßenverkehr einbauen: Der Sprössling sagt seinem »Eltern-Kind« dann, wie es sich wo verhalten muss. Beim Radeln ist es genauso. Sobald die Fahrradprüfung in der Grundschule bestanden wurde, braucht das Kind Übung – auch allein. Das gilt für bekannte Strecken. Alleintouren auf unbekannten Pisten sind frühestens ab dem zwölften

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