Die Eltern-Trickkiste
hört, »Da ist ja die kleine Zicke«, müssen sich Eltern nicht wundern, wenn sich die Kleine irgendwann auch so benimmt – zickig. Wer von »seiner Prinzessin« spricht, wird womöglich das entsprechende Verhalten ernten. Und wer sein Kind als unmusikalisch abstempelt, sollte nicht erstaunt sein, wenn es zeitlebens mit dieser Materie nichts anfangen kann. Das Kind schlüpft in die Rolle, die Eltern (und andere Erwachsene) ihm zuweisen. Schließlich will jedes Kind es den Eltern recht machen, weil es sie liebt. Mama und Papa sind das Vorbild, diejenigen, die alles wissen und die Welt erklären. Hört ein Kind von ihnen wiederholt »Du bist dumm«, »Du kannst ja nie still sitzen« oder auch »Du Sportskanone«, »Die Lea schreibt ja nur Einsen und Zweien«, dann glaubt es das. Es vertraut ihnen. Und deshalb will es das Bild, das die Eltern von ihm haben, nicht enttäuschen, mehr noch: Es will ihre Erwartungen erfüllen. Also verhält es sich dumm, zappelt herum oder setzt sich unter hohen Leistungsdruck. Mit Etiketten werden Kinder in Schubladen gesteckt, aus denen sie nur schwer herauskommen. Achten Sie darauf, wie Sie Ihr Kind charakterisieren und überprüfen Sie Ihre Einschätzung immer wieder kritisch. Tauschen Sie sich auch mit Ihrem Partner aus, den Erzieherinnen, der Lehrerin. Etiketten prägen. Es ist klug, sie zu vermeiden.
Leos (noch) nicht erkannte Sehschwäche belastete sein Lernverhalten beim Schulstart, man riet zur Sonderschule. Als er die Grundschule wechselte, vertrat er dort anfangs das Bild der Exlehrer: »Ich kann einfach gar nichts.« Doch bald brach das alte Muster auf, und Leo wurde ein pfiffiger Schüler.
EINDEUTIGKEIT BEI TOD
Umschreibungen säen Angst
TOD IST IMMER NOCH ein Tabuthema, etwas, über das die meisten nicht gern reden. Deshalb hat sich netter klingendes Vokabular eingeschlichen. Auf Kinder, die Worte wörtlich nehmen, können diese verbrämenden Ausdrücke allerdings fatal wirken. Denn wer »Oma für immer verloren hat«, kann diffuse Ängste aufbauen: »Haben nicht Mama und Papa gesagt, ich soll auf der Kirmes nicht verloren gehen? Kann das bedeuten, dass ich da sterbe?« Dass »Julia eingeschlafen« ist und nun im Sarg liegt, wirkt ebenfalls beängstigend. Schließlich schläft jedes Kind jeden Abend ein.Lauert im Bett etwa der Tod? Ähnliche Ängste können Formulierungen auslösen wie »Onkel Walter ist von uns gegangen« oder »Heike hat uns verlassen«.
Auch die für Kinder als Beruhigung gedachte Erklärung »Tante Marlies ist gestorben, weil sie krank war«, kann das Gegenteil bewirken. Schließlich sind Kinder alle naselang krank. »Kann ich jetzt sterben?«, hat mich meine fiebernde Tochter mal gefragt, weil sie diese Erklärung aufgeschnappt hatte. Besser ist es, konkret zu werden: »Tante Marlies hatte eine starke Lungenentzündung. Weil ihr Körper schon sehr alt war, hatte sie keine Kraft mehr zum Gesundwerden und deshalb ist sie gestorben.«
Vereine, die mit trauernden Kindern arbeiten, plädieren dafür, dem Tod offen und mit klarer Sprache zu begegnen. Das fällt vielen Eltern schwer, zumal wenn der Tod eines nahestehenden Menschen einem die Sprache verschlägt. Aber versuchen Sie es dennoch, spezielle Kinderbücher können Sie dabei unterstützen.
Der Tod gehört zum Leben und ist keine Heimlichkeit. Es ist gut, ihn beim Namen zu nennen. Dann ist er eindeutig. Nur tot ist tot.
ELTERN EXTRA
Miteinander reden
Ein glückliches Familienleben fußt auf einem glücklichen Eheleben. Und dessen Basis
ist das offene Gespräch. Wie tickt der andere? Was wünscht sie sich, was gefällt ihm? Um den Alltag gemeinsam
positiv zu gestalten, ist es unerlässlich, zu wissen, was der Partner denkt und empfindet. Das ist besonders wichtig, wenn Missverständnisse,
Verletzungen und Tiefs, die zu jeder Ehe gehören, die Beziehung belasten. Doch Gedanken lesen kann niemand. Es kostet Anstrengung und braucht Mut,
immer wieder neu das Gespräch zu suchen. Aber diese Investition lohnt sich. Ein paar einfache Kommunikationsregeln erleichtern das Ganze: zum Beispiel den anderen ausreden lassen, Vorwürfe und indirekte Botschaften vermeiden, stattdessen Wünsche klar formulieren, beim Thema bleiben und kein altes Fehlverhalten aufwärmen, möglichst in der Ich-Form sprechen, Unterstellungen und Verallgemeinerungen wie »Immer machst du …« oder »Nie tust du…« bleibenlassen.
Interessieren Sie sich auch für das, was der andere erlebt und tut. Das Gespräch ist
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