Die Eltern-Trickkiste
gestalten lässt. Und dass der, der Besonderes macht, auch Besonderes erreicht.
Ein- bis zweimal im Jahr gab es einen von uns Kindern ungeliebten »Gartentag«, an dem massenweise Unkraut gejätet werden musste. Was uns hochhielt, war die Aussicht auf den Lohn: ein Eis XL!
GEFÄLLIGKEITSPRINZIP
Nur wer hilft, dem wird geholfen
KLEINE, FEST UMRISSENE AUFGABEN fürs Kind sind das eine. Das andere sind die kleinen Gefälligkeiten zwischendurch. Auch sie gehören zur Gemeinschaft. Kinder sind Meister im Abrufen solcher Dienste, weil sie zum einen anfangs noch nicht alles selber können und zum anderen gern ausprobieren, wie weit die Dienstbarkeit der Eltern geht. Und die geht oft erschreckend weit! Manche Mütter tragen ihrem Kind den Schulranzen bis in die Klasse.
Was im Babyalter mit dem Ausstrecken der Arme und der nonverbalen Aufforderung »Heb mich runter!« beginnt, entwickelt sich später zu ausgefeilten Fahrservice-Wünschen: »Kannst du mich zur Sophia bringen und um 18 Uhr wieder abholen?« Aber wehe, Mama oder Papa erbittet eine Gefälligkeit wie »Hol bitte eine Flasche Wasser aus dem Keller«. Die wenigsten Kinder sprinten eilfertig los, schließlich haben sie zig Ideen, die just mehr Spaß machen. Also wird gemeckert. Für Eltern gibt es da nur eins: Die Ohren auf Durchzug stellen und nicht nachgeben.
Es kann sogar sein, dass der aufsässige Wicht das elterliche Ansinnen rundweg ablehnt, beispielsweise um seine Grenzen zu testen: »Ich hab keine Lust das Wasser zu holen, ich will es ja nicht trinken.« Was tun? Ein kleines Gesprächkann Wunder bewirken. Beispielsweise wenn Mama klarmacht, dass nur dem geholfen wird, der selber hilft: »Aha, du hast dazu keine Lust. Dann mache ich es selbst. Schade, denn in der Familie macht jeder mal etwas für den anderen. Ich habe auch nicht immer Lust, dich zum Training zu bringen. Vielleicht sollte ich das demnächst auch mal lassen?« Vermutlich wird sich das Kind nun – motzend und Augen rollend – in Bewegung setzen. Falls nicht, hilft nur eins: Verweigern Sie die nächste Gefälligkeit, die Ihr Kind erbittet. Und zwar knochenhart – aber inklusive Erklärung: »Du hast mich auf die Idee gebracht, das nicht zu tun, worauf ich keine Lust habe. Und ich habe jetzt überhaupt keine Lust, deinen Fahrradreifen aufzupumpen. Frag morgen noch mal.« Daran können Sie ein Gespräch anknüpfen, wie sich solches Verhalten anfühlt und dass gegenseitige Gefälligkeiten das Miteinander verschönern. Sie sind wie Öl fürs Getriebe.
BENEHMEN TRAINIEREN
Eintrittskarte in die Gesellschaft
GUTES BENEHMEN MACHT das Miteinander angenehmer. Ein paar Eckpfeiler in puncto Benimm helfen, dem Alltag eine schöne Form zu geben: Beim Essen in Europa sind Schlürfen, Schmatzen und Rülpsen tabu, bei Unterhaltungen ist Dazwischenreden unhöflich, Senioren überlässt man den Sitzplatz, Vordrängeln ist verpönt, beim Husten, Niesen oder Gähnen hält man sich die Hand, besser noch den Arm vor den Mund, und öffentliches In-der-Nase-Popeln ist tunlichst zu unterlassen. Auch »danke« und »bitte« gehören zu Grundspielregeln unserer Gesellschaft. Sie sind keine leeren Höflichkeitsfloskeln, sondern sie drücken Respekt vor dem Gegenüber aus. Kurz und knapp.
Wer meint, dass Kinder von alleine die genannten Benimmregeln lernen, ist schiefgewickelt. Es macht sogar Mühe, sie ihnen anzutrainieren – denn genau das tut man. Eltern müssen hartnäckig und geduldig am Ball bleiben, gefühlte 1000 Mal wie ein Papagei dasselbe sagen und sich natürlich selbst entsprechend verhalten (siehe Universalrezept >) . Wenn Sie Ihrem Sprössling das Zurechtkommen mit anderen Menschen erleichtern wollen und deshalb auf gutes Benehmen Wert legen, sollten Sie es unbedingt vorleben. Wenn Sie zum Junior beispielsweise am Esstisch »Gib mir, bitte, die Marmelade« sagen und diese Geste mit »Danke!« quittieren, lernt der Sohn durch diese und ähnliche Situationen automatisch den Umgang mit diesen kleinen Worten, die zu großen Eintrittskarten in die Gesellschaft werden können.
Das liebevolle Durchhalten zahlt sich langfristig aus: erst in der Familie, später beim Miteinander des Kindes mit Freunden und Kollegen. Denn wer beim Geschäftstreffen die Ellbogen aufstützt und das Essen in sich hineinschaufelt oder mit gesenkten Augen »Hallo« nuschelt, statt das Gegenüber mit offenem Blick und Handschlag zu begrüßen, hat gleich schlechtere Karten. Bleiben Sie also dran, denn Übung macht den
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