Die Eltern-Trickkiste
Ihr Kind kaum entziehen. Zu groß ist der Kick, beim Wettstreit Sieger zu werden, zumal wenn die elterliche Miene herausfordernd fröhlich wirkt. Und wer gewinnt? Mal der Kleine, mal der Große. Sollten Sie ein Kind gewinnen lassen, dann nur in realistischen Situationen. Einer Dreijährigen sollte nicht vorgegaukelt werden, sie sei stärker als Mama. Es geht sowieso in erster Linie nicht um den Sieg, sondern um die muntere Atmosphäre. Dabei muss das Kind spüren, dass es eine reelle Gewinnchance hat. Egal wie der Wettstreit ausgeht: Loben Sie Ihr Kind für die Anstrengung, ist es motiviert, beim nächsten Mal wieder mitzumachen.
KONFLIKTE VEREINT LÖSEN
»Was schlägst du vor?«
KONFLIKTE ZWISCHEN GROSS UND KLEIN gibt es oft: Die Tochter hat nicht nur das Blatt, sondern auch den Tisch bemalt. Der Sohn hat beim Versteckspiel die Blumen im Beet zertreten. Die Geschwister sind nicht zur vereinbarten Zeit zum Abendessen gekommen. Erwachsene neigen dazu, bei solchen Konflikten zu bestimmen, wie mit dem Malheur umgegangen wird: Sie greifen übel gelaunt zum Wischlappen, verdonnern das Kind zum Einpflanzen der neuen Blumen oder verbieten das Spiel am nächsten Tag. Solche Reaktionen sind manchmal unumgänglich. Aber sie haben zwei negative Aspekte: Entweder löffelt der Erwachsene statt des kleinen Verursachers die eingebrockte Suppe aus – wie im ersten Fall –, oder das Kind empfindet die »von oben« angeordnete Lösung unter Umständen als übergestülpt – wie in den beiden anderen Beispielen. Das Pflanzen wird dann bockig erledigt, oder das Kind stänkert wegen des Spielverbots herum.
Hilfreich ist es, das große Lösungspotenzial zu nutzen, das im Kind selbst liegt. Das ermöglicht echtes Einsehen statt des Sich-aus-der-Affäre-Ziehens oder bloßen Gehorchens. Schon vor der Kindergartenzeit lässt sich dieses Potenzial anzapfen. Fragen Sie mit Blick auf den beschmierten Tisch einfach: »Und was machen wir jetzt?« Sie werden erstaunt sein, welche Ideen das beim Sprössling freisetzt. Kinder finden oft von ganz allein eine passende Lösung: »Du gehst raus, ich mache das alleine weg«, könnte zum Beispiel eine Antwort der Tochter sein. Der Sohn will vielleicht neue Blümchen kaufen. Und die Geschwister malen fürs pünktliche Nach-Hause-Kommen eine Fahne, die zur abgesprochenen Zeit an den Balkon gehängt wird und ab jetzt »Heimkommen« signalisiert.
Ist das Kind an der Lösung des Konflikts beteiligt, setzt es das Ergebnis mit größerer Tatkraft um als eine reine Elternidee. Es steht dahinter. Erwachsener und Kind sind in diesem Moment keine Gegner, sondern Partner. Dabei muss eins klar bleiben: Das Kind bestimmt zwar mit, aber Sie entscheiden, welche Lösung realisiert wird. Denn Sie als Eltern sind Erzieher (ein besseres Wort wäre Lebenstüchtigmacher).
LIEBEVOLLES ZWINGEN
Neue Erfahrungen ermöglichen
ZWINGEN IST VERPÖNT. Wie das schon klingt! Da Zwang Widerstand fördert, erreichen Eltern meist nur einen Bruchteil des Gewünschten. Doch nicht umsonst existiert der Ausdruck »jemanden zu seinem Glück zwingen«. Es gibt Situationen, da ist es gut, dass Eltern im Dienst eines höheren Ziels etwas vom Kind verlangen, was es nicht will.
Ein solches Ziel sind neue Erfahrungsfelder. Denn ein Kind ist selten scharf darauf, Unbekanntes auszuprobieren. Es hat kein Bild vor Augen und daher keine Lust dazu. Einen Spielkameraden einzubeziehen macht solche Situationen erträglicher.
Mareike sollte ins Mitmach-Museum mitfahren und sorgte prompt für Gegenwind, da sie keine Vorstellung hatte, was das sein könnte, und lieber etwas Vertrautes machen wollte. Doch die Eltern blieben hart und ermöglichten ihr so, Neues kennenzulernen. »Ich hätte gar nicht gedacht«, meinte Mareike später überrascht, »dass es dort so toll ist!«
STATT SCHULD & STRAFE
Verbesserungsschritte verabreden
»DER MARIUS HAT SCHULD!« »Nein, die Sonja war das!« Wir haben alle schon gehört, wie Kinder sich gegenseitig die Schuld in die Schuhe schieben. Eltern springen munter auf diesen Zug auf, der durchs Kinderland braust, um bei Ärger den Schuldigen aufzuspüren. Wer hatzuerst mit Sand geworfen/die Mira in den Dreck geschubst/den Paul gepiesackt – warum und weshalb? Viel Energie fließt in die Recherche. Selbst wenn der Vorfall minutiös aufgedröselt werden kann – was nützt das? Es wird eine Ermahnung ausgesprochen, vielleicht vermittelt oder aber eine Strafe verhängt. Manchmal ist anschließend Ruhe, vor allem bei
Weitere Kostenlose Bücher