Die Eltern-Trickkiste
inbegriffen. Das müssen Sie als Eltern aushalten. Auf keinen Fall das Gemecker mit Arbeitserleichterung oder -abnahme belohnen! Wahrscheinlich werden Sie den Spross auch öfters an seine Aufgabe erinnern müssen – sei es, weil er sich drücken will, sei es, weil er den Haushalt noch nicht so im Blick haben kann wie Sie. »Hast du gesehen, dass die Müllabfuhr schon da war?«, könnten Sie sagen, wenn die Tonne vom Straßenrand geholt werden muss. Oder Sie geben den Hinweis »Ich habe einen Brief geschrieben«, wenn das Kind den Briefkastendienst übernommen hat.
Ganz wichtig am Ende: Keine Kontrolle! Zur übertragenen Aufgabe gehört das Vertrauen, dass sie richtig erledigt wird – wenn auch sicher nicht perfekt. Ein Kind bringt kein Erwachsenenergebnis. Wer am Schluss mäkelnd zur Abnahme schreitet, zerstört schnell die Motivation seines Kindes. Vor allem aber nimmt die Überprüfung das Kind aus der Verantwortung. Denn wenn die Eltern sowieso kontrollieren, muss es sich selbst keine Gedanken darüber machen, ob es die Aufgabe korrekt erledigt hat. Nehmen Sie also das Ergebnis, wie es kommt. Wichtig ist Lob. Dann können ab und zu auch kleine Verbesserungsvorschläge einfließen: »Es hat mir solchen Spaß gemacht, mit dem sauberen Auto zu fahren. Die Scheiben sind ja blitzblank! Guck mal, ob du nächstes Mal sogar die Autositze saugen kannst.«
ZEITFENSTER FÜR AUFTRÄGE
Wenn nicht jetzt, wann dann?
STREIT UND DICKE LUFT ENTSTEHEN zwischen Eltern und Kind oft deshalb, weil beide Parteien andere Vorstellungen von der zeitlichen Umsetzung eines Plans haben. Wenn Papa zum Sohn sagt, er helfe ihm »gleich« beim Aufbau der Eisenbahn, bedeutet das fürs Kind, dass dies kurz nach »sofort« geschieht. Für den Vater bedeutet es aber womöglich, dass er erst noch Kaffee trinken, Zeitung lesen und telefonieren will. Schon gibt’s Stunk. Kinder schauen sich dieses »Zeitverständnis« schnell ab. Auch bei ihnen bedeutet bald ein »gleich« nicht »auf der Stelle«, speziell wenn es ums Erledigen ungeliebter Aufgaben geht. Um Ärger zu vermeiden, sind Zeitabsprachen gerade bei ihnen besonders hilfreich.
Ein Kniff ist, mit dem Kind ein Zeitfenster zu vereinbaren. Das gilt für eineeinmalige Aufgabe genauso wie für eine regelmäßige: Soll der Junior den Mülleimer leeren, muss dies »bevor du zum Jan gehst« passiert sein. Gehört das Fegen des Hauseingangs zum Kinderdienst, könnte abgesprochen werden, dass das »samstags spätestens bis zum Abendbrot« erledigt wird.
Der Vorteil des Zeitfensters: Das Kind muss nicht sofort aufspringen, es kann seine Zeit einteilen lernen. Zumal das sofortige Erledigen-Müssen einer Elternidee Widerwillen weckt. Lassen Sie gern alles stehen und liegen, wenn jemand »Die Spülmaschine ist fertig!« ruft? So geht es dem Kind auch. Es hat seinen eigenen Rhythmus. Die Kunst ist es, ihn mit dem Familienalltag in Einklang zu bringen.
Ich sagte meiner Mutter, ich würde das Mittagessengeschirr »nachher« spülen. Damit meinte ich »gegen Abend«, da ich den Tag im Ort genießen wollte. Sie sah Stunde um Stunde das schmutzige Geschirr, glaubte, ich hätte den Abwasch vergessen, und erledigte ihn selbst. Sie war sauer und ich auch, da ich ihr eine Arbeit abnehmen wollte, es nun nicht konnte und sogar als unzuverlässig dastand. Mit Zeitabsprache wäre alles im Lot gewesen.
VERDIENTER LOHN
Besondere Mühen honorieren
ALLE GEHÖREN ZUR FAMILIE, jeder arbeitet auf seine Weise mit. Dafür gibt es natürlich kein Geld. Wann hätte je ein Mann seiner Gattin Bares in die Hand gedrückt, weil sie die Vorhänge gewaschen hat, oder eine Frau ihrem Mann das Rasenmähen versilbert? Genauso wenig erhält ein Kind für seine Familienarbeit Geld. »Alle für einen, einer für alle« ist die Devise.
Trotzdem gibt es Ausnahmen. Besondere Dienste, die jenseits des Normalen liegen, können durchaus mit Geld, Eis oder einem Extra – wie Papa zum Fußballspiel begleiten zu dürfen – honoriert werden. Zu solch außerplanmäßigen Arbeiten kann Autosaugen gehören. Oderdas Kind jätet einen größeren Gartenbereich, erntet alleine Johannisbeeren oder leistet jeden Montag der dementen Oma eine Stunde Gesellschaft.
Der Lohn beflügelt das Kind. Es kann so sein Taschengeld aufbessern oder für etwas sparen, an dem sein Herz hängt. Der Lohn folgt unmittelbar auf die Tat. So lernt der Sprössling, dass Arbeit sich buchstäblich auszahlt. Er begreift, dass sich mit eigener Aktivität das Leben
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