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Die Enden der Parabel

Titel: Die Enden der Parabel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Pynchon
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gekommen ist hier drinnen, in dem nur noch eine kleine Roheit weiterhilft. "Ich ... ich kann einfach nicht... Ich meine, wenn es wahr ist", ein Lachen, das ihn tief in seiner Luftröhre schmerzt, "dann bin ich also für nichts und wieder nichts desertiert, oder? Ich meine, wenn ich eigentlich gar nicht desertiert bin..." Die Nachricht erreichte ihn während einer Regierungs-Wochenschau. VON MANTEL-UND-DEGEN ZU HAMPELN-UND-FEGEN zwinkerten die Lichtpunkte des Titels all den Genesenden zu, die sich zu einer weiteren langen Kinonacht ohne festen Spielplan eingefunden hatten - auf der Leinwand eine Straße, eine Gruppe von Menschen, die sich vor einem staubigen Schaufenster drängelten, irgendwo so tief im East End, daß mit Ausnahme der dort Wohnenden wohl nie jemand von dieser Straße gehört hatte ... hinter der Auslage ragte der von Bomben gekippte Parkettfußboden der Ruine schräg nach oben wie eine Bergwiese, doch schwankend wie ein Trampolin für jeden, der ihn betrat... gewundene Stucksäulen standen nach innen geneigt, von oben baumelte der Messingkäfig der Aufzugskabine. Vorne im Schaufenster war ein halbnacktes, raupenartiges und behaartes Geschöpf zu sehen, entfernt menschenähnlich, grauenhaft bleich, das sich hinter den zersplitterten Resten der Scheibe drehte und krümmte, seine kaum verheilten Wunden auf Gesicht und Leib aufkratzte, sich mit dem eigenen Blut beschmierte, sich seine schwarzgeränderten Fingernägel in die eigene Haut hieb. "Jeden Tag stellt sich Mr. Lucifer Amp am Smithfield Market auf diese Weise zur Schau. An sich ist das nichts Ungewöhnliches. Viele abgemusterte Soldaten und Matrosen haben sich dem Dienst an der Öffentlichkeit verschrieben, um zumindest Leib und Seele zusammenzuhalten, wenn schon sonst nichts. Das Bemerkenswerte an diesem Fall besteht in der Tatsache, daß Mr. Amp früher für die Special Operations Executive gearbeitet hat..."
    "Es macht mir wirklich Spaß", während die Kamera zu einer Großaufnahme auf das Wesen zufährt, "ich habe nicht einmal eine Woche gebraucht, bis ich den gewissen Kniff raushatte ..."
    "Empfinden Sie jetzt ein gewisses Zugehörigkeitsgefühl, das Sie nicht hatten, als Sie hierherkamen - oder werden Sie hier draußen immer noch nicht akzeptiert?" "Die Leute hier - oh, die Leute, sie sind einfach wundervoll. Einfach großartig. Nein, damit gibt's überhaupt keine Probleme. "
    An welcher Stelle Pirat von einem Alkoholgeruch, einem warmen Atem und einem Schulterklopfen aus der Diagonalen hinter sich getroffen wurde: "Haben Sie das gehört? ! Wirklich gut ist das! Keiner hat die Firma jemals bei lebendigem Leib verlassen, keiner in der Geschichte - und in der Zukunft." Es war ein Upper-Class-Akzent, wie ihn Pirat in seinen Lehr- und Wanderjahren selbst erstrebt haben mochte. Als er sich jedoch endlich entschlossen hatte und sich umdrehte, war der Besitzer der Stimme hinter ihm bereits gegangen.
    "Betrachte es einfach als eine Behinderung, Prentice, so wie jede andere auch, ein amputiertes Bein oder eine Ansteckung mit Malaria ... das Leben geht weiter ... man lernt, darüber hinwegzugehen, es wird ein Teil des Alltags -" "Auch das hier? Auch daß man ein D-" "Ist schon gut. "
    "Daß man ein Doppelagent ist? Bin ich jetzt ?" Er sieht die anderen an, er rechnet: Jeder hier muß mindestens ein Doppelagent sein.
    "Ja ... jetzt bist du angekommen, hier unten bei uns", flüstert Sammy. "Also hör auf zu flennen und dich zu genieren, junger Freund, denn wir sind nicht gewillt, uns das allzu lange mit anzusehen."
    "Es ist ein Schattenl" schreit Pirat. "Es heißt für immer und ewig, unter einem Schatten zu arbeiten!"
    "Aber denk an die Frei-heit?" sagt Gnadenreich Evans. "Ich kann nicht einmal mir selbst trauen, nicht wahr? Wieviel freier kann ein Mensch denn überhaupt noch sein? Wenn er von jedermann, sich selbst eingeschlossen, verraten werden kann?" "Ich will das nicht -"
    "Du hast keine andere Wahl", antwortet Dodson-Truck. "Die Firma weiß ganz genau, daß du zu uns gegangen bist. Sie werden erwarten, daß du einen umfassenden Bericht erstattest. Sei es freiwillig, sei es auf andere Weise."
    "Aber ich würde niemals ... ich würde ihnen niemals verraten -" Das Lächeln auf ihren Gesichtern ist jetzt mit Absicht grausam, um es ihm ein wenig leichter zu machen. "Ihr traut mir nicht? Ihr traut mir tatsächlich nicht?"
    "Selbstredend nicht", sagt Sammy. "Würdest du denn - im Ernst - einem von uns trauen ?"
    "O nein", wispert Pirat. Es kommt ganz von

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