Die Enden der Parabel
Gestalt von bescheidenem Vermögen zeigt, wie sie sich verzweifelt an ihren Besitz klammert: vier goldene Münzen, von denen dieser Trottel zwei mit seinen Füßen auf dem Boden festhält, die dritte auf dem Kopf balanciert und die vierte mit beiden Händen gegen seinen Leib gepreßt hält, wo er schon Magengeschwüre hat. Es ist die unbewegliche Hexe bei dem Versuch, ihr Pfefferkuchenhaus gegen die Heerscharen der Genäschigen draußen im Dunkeln zu verteidigen. Vor Weißmann wartet ein Fest von Kelchen, eine Übersättigung, 'ne Menge zum Saufen und Weiber in Fülle hält die nahe Zukunft für ihn in petto, was uns nur freuen soll - obwohl man ihn in seinem Haus dabei beobachtet, wie er acht ineinandergeschichtete goldene Kelche von sich weist und sich entfernt. Vielleicht soll ihm nur das gegeben werden, wovor er fliehen muß. Vielleicht ist es auch deshalb, weil auf dem Grund des letzten Kelchs der Nacht als bitterer Bodensatz eine Frau auf ihn wartet, die Zwei-Schwerter, allein an einem felsigen Stück Ostseestrand, mit verbundenen Augen unter dem Licht des Mondes, die beiden Klingen vor der Brust gekreuzt... der Sinn wird üblicherweise als "Eintracht in einem Staat von Waffen" gedeutet, kein schlechtes Bild für die Zone, wie sie heute aussieht, und diese Karte bezeichnet seine tiefsten Hoffnungen und Ängste. Er selbst, wie die Welt ihn sieht: der gelehrtenhafte junge Münzen-Bube, über seinem magischen, goldenen Talisman meditierend. Der Bube kann auch für ein junges Mädchen gesetzt werden. Doch Münzen beschreiben Menschen von sehr dunkler Hautfarbe, und so steht dieses Blatt beinahe mit Sicherheit für Enzian als junger Mann. Und Weißmann mag, zumindest auf diese beschränkte Kartentour, endlich zu dem geworden sein, was er als erstes liebte.
Der Kelch-König, der über Weißmann, in der Zukunft, liegt, ist der makellose intellektuelle König. Falls du dich fragst, wo er geblieben ist, so sieh dich unter den erfolgreichen Akademikern um, unter den Beratern des Präsidenten, den AlibiIntellektuellen vom Dienst, die in den Aufsichtsräten sitzen. Du wirst ihn fast mit Bestimmtheit finden. Such immer oben, nicht unten.
Weißmanns Zukunftskarte, die Karte dessen, was kommen wird, ist Die Welt.
Das letzte Grün und Magenta
Die Heide überzieht sich nach allen Seiten mit Grün und Magenta, Erde und Heidekraut, sie erreichen die Reife -Nein. Es war Frühling. DAS PFERD
Auf einem Feld, jenseits der Lichtung, der Bäume, steht das letzte Pferd, silbrig-grau gescheckt, kaum mehr als eine Versammlung von Schatten. Die heidnischen Germanen, die hier lebten, brachten bei ihren alten Zeremonien Pferde als Opfertiere dar. Später wandelte sich die Rolle des Pferdes vom heiligen Opfer zum Diener der Macht. Damals arbeiteten große Veränderungen an der Heide, kneteten und wendeten sie, störten sie auf mit Fingern, stark wie der Wind. Jetzt, da das Opfern zu einem politischen Akt geworden ist, zu einem Akt des Caesars, kümmert sich das letzte Pferd nur darum, wie sich der Wind an diesem Nachmittag erhebt: aufflak-kert erst, Halt zu gewinnen, zu greifen versucht, doch wieder absackt... jedesmal spürt das Pferd ein ähnliches Aufflackern in seinem Herzen, an den Säumen seines Auges, seines Gehörs, seines Gehirns ... endlich, als der Wind sicher faßt, als eine Wende gekommen ist in diesem Tag, erhebt sich sein
Kopf, und ein Schauder überläuft's - ergreift von ihm Besitz. Sein Schwanz peitscht
das klare, nachgiebige Fleisch des Windes. Im Wald beginnt das Opfer.
Isaak
Eine haggadische Überlieferung, etwa aus dem 4. Jahrhundert, erzählt, daß Isaak in dem Augenblick, da ihn Abraham im Lande Morija opfern wollte, die Vorhallen des Throns erblickte. Für den praktizierenden Mystiker ist es qualvoll und verwirrend, diese Vision zu erleben und der Reihe nach durch die Hallen zu schreiten. Man braucht nicht nur die Schulung in Parolen und Siegeln, nicht nur die physische Reaktionsbereitschaft, die man sich nur durch Übung und Askese erwirbt, sondern auch eine Erektion der Entschlossenheit, die einem niemals abschlafft. Die Engel an den Pforten werden versuchen, dich zum Narren zu halten, dich einzuschüchtern, werden dir eine Menge grausamer Streiche spielen, um dich von deinem Ziel abzulenken. Die Qlip-poth, die Schalen der Toten, werden all deine Liebe, die du für verstorbene Freunde hegst, gegen dich kehren. Du hast den aktiven Weg gewählt, und es gibt kein Zögern, ohne sofort in tödlichste
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