Die Enden der Parabel
Gefahren zu geraten. Der andere Weg ist dunkel und weiblich, passiv, voller Selbstaufgabe. Isaak unter der Klinge. Die funkelnde Schneide weitet sich zu einer Flucht von Sälen, durch welche die Seele, aufwärts und abwärts gerissen, von einem unwiderstehlichen Äther davongetragen wird. Gerhardt von Göll auf seinem Kamerawagen, jodelnd vor Begeisterung, wie ein Irrer durch die langen Korridore von Nymphenburg rasend. (Laßt ihn uns hier verlassen, in seiner Ekstase, in seiner Unschuld ...) Das numinose Licht wächst auf uns zu, fast blau in diesem Glitzern von Gold und Glas. Die Vergolder arbeiteten einst nackt und hatten ihre Köpfe vollkommen kahlgeschoren -um die statische Aufladung zu erzielen, die das flatternde Goldblatt festhielt, strichen sie sich mit den Pinseln durch das Schamhaar: genitale Elektrizität sollte immerdar durch diese goldenen Galerien schimmern. Aber wir haben sie längst zurückgelassen, den liebeskranken Ludwig und seine spanische Tänzerin, ein Gossenton von Scharlach, verklingend auf dem Marmor, der so trügerisch wie süßes Wasser aus sich leuchtet... es liegt schon hinter uns. Der Aufstieg zur Mer-kaba, trotz seiner letzten, schwachen Zeugnisse des Menschlichen, der letzten Zeichen einer Möglichkeit von Zauberei, wird unumkehrbar fortgesetzt...
Vor dem Start
Eine riesige weiße Fliege: ein erigierter Penis, summend in weißer Spitze, verkrustet von Blut oder Sperma. Todesspitze ist des Knaben Brautkleid. Seine zarten Füße, aneinandergefesselt, stecken in weißen Slippers aus Satin mit weißen Schleifen. Seine roten Brustwarzen sind hart aufgerichtet. Der goldene Flaum auf seinem Rücken, eine deutsche Goldlegierung, von bleichem Gelb zu Weiß, fließt symmetrisch um sein Rückgrat, fließt in Bogen, fein gekräuselt wie die Wirbel eines Fingerabdrucks, wie die Feilspäne auf den Linien des Magnetfelds. Jede Sommersprosse, jedes Muttermal ist eine genau gesetzte, dunkle Störung dieses Feldes. Schweißtropfen sammeln sich auf seinem Nacken. Er ist mit einem weißen Sämischlederhandschuh geknebelt. Weißmann hat alle Einzelheiten der Symbolik dieses Tages festgelegt. Der Handschuh ist die weibliche Entsprechung zur Hand des Ruhmes, welche Einbrecher benutzen, um sich ihren Weg in dein Heim zu leuchten: eine Kerze in der Hand eines Toten, erigiert, wie es dein ganzes Gewebe sein wird beim ersten, köstlichen Zungenschlag deiner Herrin Tod. Der Handschuh ist die Höhlung, in die die Hand sich fügt, so wie die 00000 der Schoß ist, in welchen Gottfried heimkehrt.
Steckt ihn rein! Kein Prokrustesbett, sondern so umgebaut, daß sie ihn aufnimmt. Die beiden, Knabe und Rakete, sind als Ergänzungen entworfen. Ihr stählernes Hinterteil, das sich so lockend wölbt... er paßt hinein. Sie sind miteinander vermählt, das Schwarzgerät und seine nächsthöhere Inkarnation. Seine nackten Glieder in ihren metallenen Banden krümmen sich zwischen den Brennstoff-, Sauerstoff- und Frischdampfleitungen, den Spanten des Schubrahmens, den Druckluftflaschen, dem Abdampfknie, dem T-Stoff-Zersetzer, zwischen Tanks, Entlüfterstutzen und Ventilen ... und eines dieser Ventile, ein Meßpunkt, ein Druckschalter ist die richtige, die wahre Klitoris, direkt verbunden mit dem Nervensystem der 00000. Sie sollte dir kein Geheimnis sein, Gottfried! Finde die Liebeszone, lecke und küsse sie ... du hast Zeit-es bleiben noch ein paar Minuten. Der Flüssigsauerstoff glüht eisig, so dicht bei deiner Wange, ein Knochen aus Frost, dich bis zur Fühllosigkeit zu verbrennen. Bald werden auch die Flammen kommen. Der Ofen, den wir für dich gemästet haben, wird glühen. Hier ist der Fähnrich mit dem Zündkreuz, dem pyrotechnischen Kreuz, an dem du brennen wirst. Die Männer sind auf ihren Positionen. Mach dich fertig, Liebchen!
HARDWARE
Man hat ihm ein kleines Fenster aus künstlichem Saphir gewährt, zehn Zentimeter im Durchmesser, geschnitten aus einem pilz-förmigen Rohling, der im Jahre 1942 von der I. G. gezogen wurde - grünlich gefärbt durch einen Zusatz von Kobalt, äußerst hitzebeständig, durchlässig für die meisten der sichtbaren Wellenlängen - es verzerrt den Anblick der Wolken und des Himmels draußen, aber auf eine angenehme Art, wie die Butzenscheiben zu Großmutters Zeiten, als es noch kein Fensterglas gab... Ein Teil des verdampften Sauerstoffs wird durch Gottfrieds Totenkleid aus Imipolex geleitet. In eines seiner Ohren hat man einen kleinen Lautsprecher chirurgisch implantiert. Er
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