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Die Enden der Parabel

Titel: Die Enden der Parabel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Pynchon
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wie alle anderen auch. Das einzige, worauf man hoffen kann, ist, daß man zufällig mal in jemanden hineinrennt, der gerade etwas von dem Stoff nimmt (drückt? raucht? schluckt?). Es ist offenkundig die Droge, die dich sucht - Teil einer verkehrten Welt, deren Agenten mit Schießprügeln rumrennen, die so wie Staubsauger in Richtung Leben funktionieren: man zieht den Abzug durch, und schon werden die Kugeln aus den frischen Leichen zurück in den Lauf gesaugt, der Große Unumkehrbare macht auf dem Absatz kehrt, und der tote Körper, begleitet vom anschwellenden Geräusch des rückwärts ablaufenden Schusses, erhebt sich zurück ins Leben (man kann sich leicht vorstellen, zu welchen drogenverwüsteten und panischen Exzessen die tägliche Nachsynchronisierung solcher Szenen Anlaß gibt). Zwischentitel blitzen auf, zum Beispiel Gerhardt von göll wird natrium-amytal-freak! und schon erscheint er selbst im Bild, der größte aller Laiendarsteller, auf einem Lokus hockend ... hm, um genau zu sein, auf einer Art von übergroßem Kinderkackstuhl mit einem porzellanenen Schakalskopf, der zwischen den Beinen des Sitzenden aufragt und in seinem ziemlich anzüglich lächelnden Maul etwas stecken hat, das sich peinlicherweise als ein Reefer erweist - "Durch Übel und Adler", lallt der Springer, "blondet sich das Klima seine Bahn, denn sie sind keine Macht unter dem derben Krieg. Nein, nicht um Büberei, bis Wächter dort sich in den blaschen Schichten Erde zu paaren beginnen und singen Medoshnicka bleelar Medoomet-nozz in Bergamott und ungeahnte Spieler unter Thron und Nase des allerwenigst gnädigen Königs ..." tja, und von dieser Sorte gibt's noch 'ne Menge mehr, Gelegenheit, sich auf 'nen Sprung nach draußen zu verdrücken, um Popcorn zu besorgen, das sich hier im "Platz" als Morning-Glory-Samen erweist, der zu kleinen, verstummten braunen Explosionen verpufft ist. Keiner aus der normalen Belegschaft schenkt dem Film unter dem Teppich besondere Aufmerksamkeit - nur durchreisende Besucher sehen ihn sich an, Freunde von Magda, Deserteure aus der großen Aspirinfabrik in Leverkusen, die einander drüben in der Ecke geklautes Stärkemehl und Wasser über die nackten Leiber rieseln lassen und ungesund dazu kichern ... Anhänger des I Ging, die ihre Lieblingshexagramme auf die Zehen tätowiert haben und nun ständig unterwegs sind, um das I zu suchen, und wißt ihr auch weshalb ? Weil es ging! (haha)... heruntergekommene Zauberkünstler unter Dauerpegel, die weit offen stehen für die zerstörerischen Heimsuchungen durch die Qlippoth und sich nicht wehren können, Scherzbolde von der Alphabettafel, Tischrük-ker, Poltergeistadepten, Schwachköpfe und sichere Verlierer aus sämtlichen astralen Ebenen - ja, sie alle sammeln sich in diesen Tagen im "Platz", Berlin, Jacobistraße. Aber die einzige Alternative wäre, eine Auswahl zu treffen, die einen reinzulassen und die anderen nicht, und dazu ist keiner hier bereit... solche Entscheidungen gehören einem Engel sehr weit oben, der uns beobachtet bei unseren vielen kleinen Perversionen, beim Kriechen über schwarzen Satin, beim Knebeln mit den Handgriffen der Peitsche, beim Auflecken des Blutes aus der Wunde des Geliebten, bei allem, was wir, mit verlorenem Kichern oder Stöhnen, unter dem schon gesprochenen Urteil unseres Todes treiben, dessen tiefer Schönheit der Engel niemals nahe gewesen ist...

  Weißmanns Tarot

    Weißmanns Tarot liegt besser als das von Slothrop. Hier sind die wahren Karten, genauso, wie sie aufgedeckt wurden:
    Signifikator: Schwert-Ritter Gedeckt von: Der Turm Gekreuzt durch: Schwert-Königin Darüber: Kelch-König Darunter: Schwert-As Davor: Vier-Kelche Dahinter: Vier-Münzen Das Selbst: Münzen-Bube Das Haus: Acht-Kelche Hoffnungen und Ängste: Zwei-Schwerter Was kommen wird: Die Welt
    Er selbst erscheint, auf seiner ersten Karte, in Stiefeln und In-signien, schimmernd wie der Reiter auf dem schwarzen Roß, über die Heide, über die riesigen Hünengräber heransprengend in einem Galopp, den weder er noch sein Pferd zu kontrollieren vermögen, die schwarzgesichtigen Schafe auseinanderjagend, während dunkle Wacholderbüsche, träumerisch und todesverliebt, in einer Parallaxe von ungehetztem Fatalismus quer über seinen Weg ziehen, herrschend gleich Monumenten über den grün- und lohgefärbten Abschied des Sommers, über das staubige Tiefland und endlich die feldgraue See, eine prärienweite See, die sich zu
    Purpur dort verdunkelt, wo das Licht der

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