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Die Engelsmuehle

Die Engelsmuehle

Titel: Die Engelsmuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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dass unmittelbar nach den Ereignissen jener Nacht der Polizeipräsident persönlich an Eichingers Krankenbett gekommen war, um ihm eine Ehrenmedaille an die Brust zu heften. Natürlich nicht ohne den dazugehörigen Medienrummel. Schließlich standen die Wiener Landtagswahlen bevor, und in dieser Zeit konnte man einen Mann wie Eichinger gut gebrauchen. Im Moment saß er recht fest im Sattel. Sein Ruf, Missstände in den eigenen Reihen aufzudecken, war mehr als gefestigt, denn immerhin hatte er nicht nur eine Serienmörderin gestellt, sondern auch Staatsanwalt Hauser mit brisantem Beweismaterial - wie es hieß - zu Fall gebracht.
    »Gegen Hauser wird übrigens immer noch wegen Behinderung einer laufenden Untersuchung ermittelt«, sagte Hogart.
    »Der Arsch hat es nicht anders verdient. Aber so wie die Bürokratie in diesem Land abläuft, kommt er sicher mit einem blauen Auge davon.«
    »Wenn schon.« Hogart grinste. »Von Fliesenschuh weiß ich, dass seine Frau das Ende der Ermittlung nicht abwartet. Sie hat schon jetzt die Scheidung eingereicht.«
    »Nein, ehrlich?« Eichinger lachte auf. »Schadenfreude ist doch etwas Schönes!«
    »Bestimmt.« Plötzlich wurde Hogart ernst. »Danke, dass du diese Anzeige zurückgezogen hast.«
    Eichinger nickte. »Und plötzlich hatte Richterin Maggie Braunstorfer keinen Fall Hogart mehr abzuhandeln. Die Eiserne Lady war ganz schön sauer - aber ich kann mich nicht um alles kümmern.« Plötzlich runzelte er die Stirn. »Es ist Sonntag. Solltest du nicht auf dem Flohmarkt sein?«
    »Garek hat heute meinen Stand übernommen. Mit etwas Glück verhökert er die Edgar-Wallace-Videosammlung meines Bruders.«
    »Oder seine von den Tatorten geklauten Postkarten.« Eichinger schüttelte den Kopf. »Hoffentlich drehen sie ihm dort keinen russischen Klassiker an.«
    »Etwas Bildung schadet ihm nicht. Alexander Solschenizyn hat er ja schon versucht.«
    »Ach, hör doch auf!«, murrte Eichinger. »Seine Frau hat mittlerweile die polnische Übersetzung von Der Achipel Gulag zu Ende gelesen und erklärt ihm nun jeden Abend ein weiteres Kapitel. Und dann erzählt er es mir - ich kann den Kram schon nicht mehr hören.«
    »Sei froh, dass er nicht mit Krieg und Frieden kommt.«
    Eichinger schmunzelte.
    Eine halbe Stunde später verließ Hogart das Zimmer. Sie hatten immerhin gescherzt - und das war zumindest ein Anfang, die alte Geschichte von damals zu vergessen.
     
    Der Taxilenker drehte sich zu Hogart um. »Sind Sie sicher, dass Sie da rauf wollen?«
    Hogart schnallte sich ab. »Dort oben beim Brunnen können Sie halten. Ich brauche nicht lange.«
    Das Taxi kam zum Stehen und Hogart stieg aus. Die würzige Waldluft strich durch sein Haar. Die milden Frühlingstage der letzten Woche hatten den Erdboden wieder hart werden lassen. Neben der Scheune und dem Vorratskeller lagen noch einige Werkzeuge der Spurensicherer, und über dem Brunnenrand hing noch immer das Seil, an dem sich der Cobrabeamte in den Schacht gelassen hatte, um Eichinger zu bergen.
     
    Hogart starrte zur Mühle empor. Mittlerweile hatten die letzten Engel die Mühle verlassen. Alles, was sich im Lauf der Geschichte an diesem Ort ereignet hatte, war nie besonders von Glück gesegnet gewesen. Kummer und Leid, solange das Gemäuer über den Kahlenberg geherrscht hatte. Nun war es zu einer schwarzen Ruine verkommen, ausgebrannt und eingestürzt. Die Flügel hingen wie die verkohlten Extremitäten einer Gottesanbeterin aus dem Torso des Gebäudes.
    Hogart hielt sich am Türstock fest. Einen Moment lang kostete es ihn Überwindung, das Atelier zu betreten. In diesem Raum hatte Madeleine mehrfach auf ihn eingestochen. Über diesen Boden hatte sie ihn nach draußen geschleift. Bestimmt klebte noch irgendwo sein Blut auf den Brettern. Damals hätte er nicht gedacht, dieses Gebäude noch einmal lebend zu betreten.
    Hogart sah zur Treppe, die Linda Bohmann einst runtergestürzt war. Das obere Stockwerk war komplett ausgebrannt. Irgendwo unter den Trümmern befand sich eine CD von Sade, die zu einem Kunststoffklumpen geschmolzen war. Wie hatte er sich in dieser Frau so täuschen können? Bis jetzt wusste er nicht, ob er sich in Madeleine oder Linda verliebt hatte. Jedenfalls hatte er die wahre Linda nie kennengelernt.
    Die verbrannten Stoffreste, die Krajnik bei der Hausdurchsuchung in Madeleines Kamin gefunden hatte, waren im Labor in einer Kochsalzlösung aufgelöst worden. Sie enthielten tatsächlich fremde Blutspuren. Der Serologe hatte

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