Die englische Rose
Francesca eine hervorragende Reiterin war, tröstete ihn. Richards hatte Ngaires Worten zufolge jedoch wenig Erfahrung im Umgang mit Pferden. Er, Grant, hoffte nur, dass es Richards war, der abgeworfen worden war, und dass er eine Reitkappe getragen hatte.
Ein junger Aborigine eilte ihm entgegen, als er sich den Ställen näherte und nahm die Zügel des Wallachs. „Was is' los, Boss?" Bunny, der wegen seiner leicht vorstehenden, aber strahlend weißen Zähne, so genannt wurde, blickte aus großen braunen Augen zu ihm auf. „Woher kommt das Pferd?"
„Das wollte ich von dir wissen, Bunny", erwiderte Grant grimmig. „Warst du da, als Miss Francesca und ihr Freund losgeritten sind?"
„Klar, Boss", bestätigte Bunny fröhlich. „Ich hab die Pferde gesattelt. Miss Francesca hat Gypsy genommen. Er ist ein bisschen verspielt, aber sie wird bestimmt mit ihm fertig.
Der Typ hat sich Spook ausgesucht. Ein ruhiges Tier." Bunny streichelte Spooks Flanke.
„Aber bei Pferden weiß man ja nie. Schätze, er ist ziemlich weit gelaufen. Er schwitzt."
Grant sah aus, als hätte er am liebsten geflucht, aber er tat es nicht. „Dann hat er ihn wohl abgeworfen. Du hast ihm doch eine Reitkappe gegeben, oder?"
Bunny blickte ihm in die Augen. „Ich wollte es, aber Miss Francesca hat selbst drauf bestanden. Sie hat einen Akubra getragen."
„Du weißt ja, sie ist Halbaustralierin. Nimm ihm den Sattel ab, Bunny", forderte Grant ihn auf. „Hast du eine Ahnung, wohin sie geritten sind?"
Bunny machte eine abwehrende Geste. „Miss Francesca hat es mir nicht gesagt, und ich dachte, es steht mir nicht zu, sie zu fragen."
„Schon gut", erwiderte Grant. „Bis später, Junge. Von nun an hast du meine Erlaubnis, jeden zu fragen, wohin er reitet. Ich gehe jetzt ins Haus. Miss Francesca soll mir eine Nachricht hinterlassen haben."
Wie sich herausstellte, hatte Francesca die Nachricht Fee gegeben, was er merkwürdig fand. Fee entschuldigte sich bei ihm, als er ihr sagte, sie hätte sie ihn gleich geben sollen.
„Eins der Pferde ist ohne Reiter zurückgekommen", informierte er sie, und seine braunen Augen funkelten. Er nahm die Nachricht aus dem Umschlag. „Keine Panik, es ist nicht Francescas Pferd", fügte er hinzu. „Sie hat Gypsy genommen. Richards hat den Wallach genommen. Spook ist ein friedfertiges Tier, aber wie bei allen Pferden weiß man nie, was passieren kann." Während er sprach, überflog er die Nachricht. „Sie sind nach Blue Lady Lagoon geritten. Es ist kein gefährlicher Weg. Ich fahre ihnen hinterher."
„Es wird doch nichts Ernstes sein." Fee wirkte ungewohnt nachdenklich. „Soweit ich weiß, ist Glenn ein blutiger Anfänger."
„Ich hoffe nur, dass sich niemand die Knochen gebrochen hat. Für alle Fälle werde ich den fliegenden Arzt informieren."
„Glenn wüsste sich im Notfall sicher nicht zu helfen", bemerkte Fee.
„Und Francesca?" erkundigte er sich forsch. „Jedenfalls muss ich jetzt los. Es wird bald dunkel."
Grant nahm den Jeep mit Allradantrieb und fuhr über die grasbewachsenen Ebenen nach Blue Lady Lagoon, einem beliebten Ausflugsziel aller Bewohner von Opal Plains.
Auf allen Farmen im Channel Country gab es ähnliche Wasserlöcher mit üppiger Vegetation - wunderschönen Seerosen, hohen Bäumen, unzähligen Grevilleas und Hibiskus, Moosen, Efeu und Orchideen. Egal, wie heiß es war, dort war es immer angenehm kühl. Er konnte verstehen, warum Francesca dorthin geritten war. Jetzt merkte er, wie angespannt er war. Erst wenn er sie sah, würde er glauben, dass ihr nichts passiert war. Wenigstens konnten die beiden sich nicht verirren. Sie mussten nur der Reihe von Wasserlöchern folgen, um nach Hause zu gelangen.
Zehn Minuten später bot sich ihm ein außergewöhnlicher Anblick. Im flimmernden Licht kam ihm eine schmale Gestalt aus dem Mulga-Scrub entgegen. Sie war zu Fuß und führte ein schwarzes Pferd am Zügel, bei dem es sich nur um Gypsy handeln konnte.
Darauf saß in gebeugter Haltung eine kräftigere Gestalt. Richards.
Wütend trat Grant das Gaspedal durch. Francesca ging bei der Hitze zu Fuß! Vielleicht hatte sie schon einige Meilen zurückgelegt. Wenn ja, würde sie völlig ausgedörrt sein. In seine große Erleichterung mischte sich Feindseligkeit Richards gegenüber. Richards musste in einem schlimmen Zustand sein, wenn er sich bereit erklärt hatte zu reiten, während Francesca zu Fuß
ging—
Als er näher kam, sah Grant, dass Francesca stehen geblieben war. Sie hatte die
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