Die englische Rose
Tag ansehen.” Instinktiv sprach Francesca ganz leise, denn von diesen Höhlenmalereien ging eine mystische Kraft aus. Und die Darstellungen der Paare beim Liebesakt ließen sie sogar erröten.
“Und was schlägst du vor?” Grant sprach ebenfalls leise, und seine Stimme hallte in der Höhle wider.
“Ich weiß es nicht! Diese Zeichnungen sind wunderschön. Wen hast du sonst noch hierhergebracht?” Sie sehnte sich danach, dass er sie berührte. Handelte es sich bei diesen Höhlenmalereien um Liebeszauber? Jetzt wehte eine leichte Brise herein, und das Geräusch, das sie in der Höhle erzeugte, erinnerte an das eines Didgeridoo. Erst jetzt bemerkte Francesca die winzigen Spuren auf dem sandigen Boden, die offenbar von Spinnen oder Echsen stammten. Auch Grants und ihre Fußabdrücke waren zu sehen. Ihre waren viel kleiner.
“Ungefähr hundert Frauen”, sagte Grant mit einem schroffen Unterton.
“Waren die alle in dich verliebt?” Schnell drehte sie sich zu ihm um. Ihr war klar, dass sie – außer ihrer Cousine Ally – die erste Frau war, die nicht zur Familie gehörte, die er mit hierhergenommen hatte.
“Ich war noch nie richtig verliebt, außer in
dich
– leider”, gestand er beinahe rau, und seine Züge wirkten plötzlich angespannt.
Francesca räusperte sich. “Und das ist tabu?”
“Ja, das ist es, Francesca.”
Unwillkürlich legte sie sich die Hand auf die Brust. “Du meinst, mein Titel ist ein großes Hindernis?”
“Dein Titel ist das kleinste Hindernis”, erwiderte er. “Das, was dein Titel mit sich bringt, ist schon eher eins, aber das größte Problem ist, dass du in diesem Klima nur durch ein Wunder überleben könntest.”
Dass er sie so zurückwies, erschütterte sie. “Sich zu verlieben reicht also nicht?”
Grant stöhnte auf. “Denk darüber nach, Francesca. Bitte. Sich zu verlieben ist die reinste Qual. Sich einer Frau mit Leib und Seele hinzugeben würde bedeuten, dass man ihr alle Macht der Welt verleiht.”
Aus funkelnden Augen blickte sie ihn an. “Es ist also noch nicht passiert?”
“Ich werde mich weiterhin dagegen wehren”, warnte er sie.
Ihr Herz klopfte so schnell, dass es wehtat. “Du meinst also, du willst nicht gegen deine selbst auferlegten Regeln verstoßen?”
Abwehrend hob er die Hände. “Sieh mich nicht so an.”
“Glaubst du etwa, ich wollte, dass es passiert? Oder dass ich es forciert habe?”
“Nein.” Er schüttelte den Kopf. “Es ist von selbst passiert. Damals, als du noch ein Teenager warst.”
“Damals standen wir uns sehr nahe”, sagte sie wehmütig.
“Sind wir uns jetzt denn nicht nähergekommen?” Sein Tonfall war bedauernd.
“Du willst doch, dass ich gehe.”
“In Anbetracht der Umstände …” Grant verstummte verwirrt. Einerseits versuchte er, das Richtige zu tun, andererseits sehnte er sich wie verrückt danach, diese Frau zu seiner zu machen. Mittlerweile konnte er sich ein Leben ohne sie überhaupt nicht mehr vorstellen. Es hätte nicht so weit kommen dürfen.
Er zuckte zusammen, als Francesca aufschrie und zurücksprang. Eine kleine, bunt gemusterte Drachenechse tauchte aus dem Sand auf, die Rückenstacheln aufgerichtet. Sie war harmlos, sah aber furchterregend genug aus, um ahnungslosen Menschen einen Schrecken einzujagen. Blitzschnell huschte sie über Francescas Fuß und aus der Höhle.
“O Fran.” Grant hielt Francesca fest, als sie das Gleichgewicht verlor und zu Boden sank. “Es ist nur eine Echse. Sie tut dir nichts.” Doch er konnte ihr wehtun. Ihr Duft, dieser einzigartige Rosenduft, schien den Raum zu erfüllen. Er dachte ständig daran, mit ihr zu schlafen. Und nun lag sie in seinen Armen, federleicht und wunderschön.
“Es tut mir leid.” Sie lachte auf, aber es klang vielmehr wie ein Schluchzer, denn alles war so traurig, so lächerlich.
Grant konnte sich nicht länger beherrschen. Er zog sie hoch und presste die Lippen auf ihre, von Leidenschaft überwältigt. Als sie das erotische Spiel seiner Zunge erwiderte, war es endgültig um ihn geschehen. Heftiges Verlangen flammte in ihm auf, und er legte sich mit ihr in den weichen Sand, als hätte er sein Leben lang auf diesen Moment gewartet.
“Francesca!”, stieß er hervor.
Francesca legte ihm einen Finger auf die Lippen. “Sag nichts.”
Sie protestierte nicht, als er ihr T-Shirt hochschob und es ihr über den Kopf streifte. Noch nie hatte er etwas so entgegengefiebert. Zärtlich streichelte er ihre Brüste, deren Knospen sich
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