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Die englische Rose

Die englische Rose

Titel: Die englische Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Way
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müssen gedacht haben, sie wären auf einem anderen Planeten.”
    Grant ging zu ihr und passte auf, dass sie nicht zu weit an den Rand ging. “Wüsten sind sehr beeindruckende Landschaftsformen. Und sie sind Todesfallen, vergiss das nicht. Man muss sich auskennen und die richtige Ausrüstung haben. Und selbst dann kann es schiefgehen.”
    “He, du kannst mich nicht abschrecken”, warnte sie ihn sanft.
    “Das ist mir klar.”
    “Außerdem ist das Channel Country von Flüssen und Bächen durchzogen. Und es gibt die vielen Wasserlöcher.”
    “Während der Trockenzeit führen sie kein Wasser. Nur die Wasserlöcher trocknen nicht aus. Bei starken Regenfällen führen sie Wasser und überfluten das Umland. Das Channel Country ist eine riesige Ebene, die überflutet wird. Es bedeckt gut fünf Prozent des Kontinents. In der Monsunzeit können die Wüsten im Norden und hier von schweren Gewittern heimgesucht werden. Du weißt ja, dass Stewart Kinross in einem dieser Gewitter ums Leben gekommen ist. Das Donnern ist ziemlich beängstigend, und gewaltige Blitze zucken über den Himmel. Wenn ein Blitz einschlägt und das Spinifex Feuer fängt, haben wir tagelang Grasbrände.”
    “Du willst damit also sagen, dass es ein schönes, aber wildes Land ist.”
    “Das darf man nie vergessen.”
    “Und trotzdem ist es so unglaublich friedlich.” Francesca blickte in die Ferne. “Der Mensch braucht die Wildnis. Diese endlosen Ebenen. Das Outback hat etwas Erhabenes. Wenn man das Stadtleben liebt, ist die Stadt das einzig Wahre. Ich bin im Grunde meines Herzens immer ein Mädchen vom Lande gewesen. Ich bin wie mein Vater. Ich liebe das Landleben.”
    “Das hier hat nichts mit dem zu tun, was du gewohnt bist, Francesca”, erinnerte Grant sie.
    “Natürlich”, bestätigte sie. “Allein die Dimensionen. Es ist eine seltsame Schönheit. So urzeitlich. Man ist sich ständig des Alters des Landes bewusst, und trotzdem ist es mir nicht fremd. Siehst du das denn nicht?”
    “Du bist eine typische Engländerin, Francesca.”
    “Und du könntest ein typischer Schotte sein, stur wie du bist”, erwiderte sie heftig.
    Er neigte den Kopf. “Jedenfalls bin ich sehr gern mit dir zusammen. Ich mag deine Gelassenheit, deine Anmut und dein Temperament, das ab und zu durchbricht.”
    “Aber du wehrst dich gegen alles, was über eine enge Freundschaft hinausgeht, stimmt’s?”
    “Eigentlich finde ich, dass ich mich tadellos benehme, während wir versuchen, einige Dinge zu klären.”
    “Ich werde dich daran erinnern, wenn du verheiratet bist und eine Familie gegründet hast.” Francesca rang sich ein Lächeln ab. “Aber du hast mir noch nicht gesagt, was du von Myora als Platz für ein Haus hältst.”
    “Findest du nicht, dass ich das lieber meine zukünftige Frau fragen sollte?”, erkundigte er sich mit einem spöttischen Unterton.
    “Nicht unbedingt. Ich bin hier auch zu Hause. Ich stamme von Cecilia Kinross ab, die ihren Verwandten Ewan Kinross geheiratet hat, obwohl sie eigentlich Charles Cameron geliebt hat.”
    Grant stöhnte auf. “Die Geschichte kursiert schon lange.”
    “Und bestimmt ist sie wahr. Was meinst du? Es muss doch einen Grund dafür gegeben haben, dass Cecilia sich von dem Mann, den sie geliebt hat, abgewandt hat. Dann war da noch die berühmte Kette. Cecilias Kette. Beide Männer haben sie ihr geschenkt.”
    “Ich mag deinen Akzent”, wechselte er das Thema, weil er wusste, wohin das führte.
    “Ich deinen auch.” Nach einer kurzen Pause fuhr sie fort. “Aber um wieder aufs Thema zurückzukommen, vielleicht hat Charles Cameron sich von Ewan Kinross ausbooten lassen. Vielleicht hat er Cecilia auszureden versucht, in Australien zu bleiben. Damals muss das Leben hier sehr hart gewesen sein. Vermutlich fühlte er sich dazu verpflichtet, sie zu warnen. Vielleicht hat er sie sogar dazu gedrängt, nach Schottland zurückzukehren.”
    “Komischerweise überrascht es mich nicht, dass du das sagst”, bemerkte er mit einem scharfen Unterton.
    “Ich frage mich, was passiert ist.” Sie trat einige Schritte zurück und blickte starr auf die mit Spinifex bewachsenen Ebenen.
    “Meine Familie glaubt, dass Kinross Cameron ausgetrickst hat”, erklärte Grant nach einer Weile. “Kinross hat Cecilia davon überzeugt, dass sein Freund einer anderen Frau versprochen war, einer Frau, die viel besser zu ihm passte. Es war die Frau, die Charles Cameron dann auch geheiratet hat. Aber was spielt das jetzt für eine Rolle?

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