Die englische Rose
aber zu prachtvoll für die Heimstätte in ihrem neuen Film. Francesca, Fee Kinross’ schöne Tochter, hatte ihr gesagt, dass die Heimstätte Opal Plains viel eher der der Romanvorlage entspräche, weil die Möbel aus dem viktorianischen Zeitalter zum größten Teil noch erhalten wären und die richtige Atmosphäre schaffen würden. Sie, Ngaire, konnte es gar nicht erwarten, Opal Plains zu sehen. Dies war nicht das erste alte Herrenhaus, in das man sie eingeladen hatte, doch es lag viel weiter im Landesinneren als die vorherigen. Es regte ihre ohnehin blühende Fantasie noch mehr an.
Glenn Richards, der ebenfalls einen Drink in der Hand hatte, hing ähnlichen Gedanken nach wie seine Freundin und Kollegin. Die Kinross und die Camerons waren ein ungewöhnlich gut aussehender Haufen. Das musste an der Wüstenluft liegen. Selbst Fiona Kinross, die über sechzig sein musste, sah fantastisch aus – bei diesem Licht nicht älter als fünfundvierzig. Vielleicht war sie schon bei einem Schönheitschirurgen gewesen, aber das glaubte er nicht. Sie hatte keine Falten und eine tolle Figur, die in dem knielangen jadegrünen Kleid hervorragend zur Geltung kam. Ihr Verlobter David Westbury war nicht minder beeindruckend – groß, grauhaarig und distinguiert, ein typisches Mitglied der englischen Oberschicht.
Wer ihn jedoch am meisten faszinierte, war Lady Francesca. Er, Glenn, fand sie ganz reizend. Er mochte ihre sanften Züge, die natürliche Sinnlichkeit, die einen Mann ins Schwärmen geraten ließ. Und er konnte sich keine schönere Kombination vorstellen als rotes Haar und himmelblaue Augen. Und sie hatte keine einzige Sommersprosse.
In der Rolle der ersten Frau des Helden im Film wäre sie perfekt gewesen. Noch dazu hatte sie einen echten englischen Akzent. Es war nur eine kleine Rolle. Sie hatten sich zwar bereits mehr oder weniger auf Paige Macauly geeinigt, aber falls Lady Francesca überhaupt spielen konnte, wäre sie die bessere Besetzung. Sicher hatte sie Talent mit einer Mutter wie Fiona Kinross und einer Cousine wie Ally, die allerdings mit ihrer Heirat bewiesen hatte, dass sie doch nicht das Zeug zum Star hatte. Was für eine Verschwendung!
Ihre Hauptdarstellerin, Caro Halliday, die zweite Frau des Helden, die in den im Outback gedrehten Szenen noch nicht auftrat, war schön, begabt und fast genauso charismatisch. Als sie zum Essen gingen, überschlugen sich Glenns Gedanken. Er hatte viel Arbeit in das Drehbuch gesteckt und war finanziell an dem Film beteiligt. Daher musste dieser auch kommerziell erfolgreich sein. Die englische Schönheit Francesca war einfach bezaubernd, schön, aber nicht bedrohlich. Sie besaß eine ebenso starke Anziehungskraft wie ihre weitaus exotischere Mutter.
Grant merkte sofort, dass Richards sich für Francesca interessierte. Richards war ihr gegenüber zwar sehr charmant, konnte den Blick jedoch nicht von ihr abwenden. Nicht dass er, Grant es ihm verdenken konnte. In dem apricotfarbenen Spitzenkleid, das sie trug, dem Kleid seiner Träume, und mit offenem Haar sah sie beinahe ätherisch aus.
Es war nicht das erste Mal, dass er miterlebte, wie sie die Aufmerksamkeit anderer Männer erregte, aber das erste Mal, dass es ihn wütend machte. Francesca gehörte
ihm.
Doch noch während er das dachte, wurde ihm klar, wie widersprüchlich sein Verhalten war. Er hatte keinen Besitzanspruch auf sie. Sie war ein freier Mensch. Genau wie er und offenbar auch Glenn Richards. Trotzdem empfand er eine seltsame Feindseligkeit, die er zu unterdrücken versuchte.
Richards war ein attraktiver Mann. Er hatte dunkles, welliges Haar, dunkelbraune Augen und war mittelgroß, gut gekleidet, intelligent und redegewandt. Eigentlich sprach nichts gegen ihn, außer der Tatsache, dass er sich zu stark für Francesca interessierte. Grant verspürte den Drang, mit sich ins Reine zu kommen, bevor seine Gefühle außer Kontrolle gerieten. Er wusste, dass er zu Aggressionen neigte.
Sie gingen in den Speisesaal, der mit edlen Möbeln und exquisiten Gemälden ausgestattet war. Ngaire äußerte sich anerkennend über das wunderschöne Blumenarrangement in der Mitte des Esstisches und streckte die Hand aus, um über eine Blüte zu streichen. Rebecca lächelte erfreut. “Die Ehre gebührt Francesca. Wir haben einige Zeit auf die Gestecke verwendet und verschiedene Behälter und Arrangements ausprobiert.”
“Ja, das habe ich gemerkt”, bestätigte Ngaire. “Das Gesteck in der Eingangshalle ist wirklich
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