Die Entdeckerin: Erotischer Roman (German Edition)
künftige Generationen zu Spekulationen inspirieren, wenn auch nicht durch einen Pharao, sondern durch das Wandgemälde. Und als Adie frisch geduscht war und gegessen hatte, fühlte sie sich fast erleichtert, dass der Sarkophag leer war. Jetzt war sie wenigstens nicht verantwortlich dafür, jemanden von seinem Pfad in die Ewigkeit abgehalten zu haben, damit man ihn in eine Glasvitrine stellen konnte, von Touristen begafft.
»Such dir einen Platz aus«, sagte Sian, als sie Adie in ihre Kabine schob. Sie sollten früh zu Bett gehen, hatte Killian verlangt, aber sie brauchten noch eine Weile, um sich zu entspannen.
»Entschuldige das Chaos.« Überall lagen Kleider verstreut herum. »Heute Morgen konnte ich meine Stiefel nicht finden.«
Adie legte ein paar Shorts und verschiedene zerknitterte Hemden auf den Boden und ließ sich in Sians einheimischen Sessel fallen, eine verwegene Konstruktion aus Treibholz, von jemandem hergestellt, dem man eine lebhafte Kreativität nicht absprechen konnte. Er stellte sich als überraschend bequem heraus.
»Ha, zum Glück hab ich noch eine Flasche Schnaps versteckt«, sagte Sian und nahm eine Flasche Gin aus einer Socke heraus. »Und irgendwo muss ich auch einen Tonic haben und eine Lemon.«
»Und ich habe das Eis mitgebracht«, ergänzte Adie und ließ die Würfel klimpern, die sie eben aus dem Tiefkühlfach geholt hatte. »Aber sie schmelzen rasch.«
Sian schenkte die Drinks in zwei hohe Gläser ein, dann machte sie es sich auf dem Bett gemütlich. »Auf Huni«, sagte sie und nahm einen kräftigen Schluck. »Wo immer er auch sei.«
»Huni.« Adie hob ihr Glas. Das Tonicwasser prickelte auf ihrer Zunge. Wenn doch Killian mit ihnen gegangen wäre. Er hatte geflissentlich übersehen, dass sie die Eiswürfel aus dem Kühlfach mitgenommen hatte. Sie fragte sich, ob er allein in seiner Kabine vor sich hinbrütete oder ob er sich schon gefasst hatte. »Wo ist Matthew? Kommt er nicht?«
Sian hob die Schultern. »Falls er überhaupt noch mal auftaucht. Er hat seine Schlüssel in Saqqara vergessen und ist noch einmal zurückgefahren. Killian war nicht begeistert davon, dass er allein zurückfuhr. Ich dachte schon, er bestünde darauf, ihn auf einer Decke schlafen zu lassen.«
»Sollte Matthew denn nicht längst zurück sein?«
Sian warf einen Blick auf ihre Armbanduhr, zog sie aus und schüttelte sie. »Stehengeblieben, das verdammte Ding. Wahrscheinlich braucht sie eine neue Batterie. Ich vergesse seit Monaten, mir eine altmodische Uhr zum Aufziehen zu kaufen.«
»Es ist fast zehn.«
Sian sah plötzlich besorgt aus. »Er fuhr los, als du unter der Dusche warst.«
»Das ist eine gute Stunde her.«
»Verdammt.« Sian stand auf und trat gegen das Bett. »Der Idiot bringt sich bestimmt wieder in Schwierigkeiten.«
»Sollen wir ihn suchen?«
»Nein.« Sie nahm noch einen Schluck Gin. »Eigentlich sollten wir, aber er ist mit meinem Auto unterwegs.«
»Wir könnten Killians Auto ausleihen. Ich glaube, er ist schon zu Bett gegangen.«
Sian betrachtete sie einen Moment lang voller Verwunderung. »Du bist ein böses Mädchen.« Sie leerte ihr Glas mit zwei Schlucken. »Also gut. Gehen wir. Aber du fährst.«
Matthew umklammerte schlecht gelaunt das Lenkrad von Sians Land Rover. Zurück nach Saqqara. Er fluchte laut, wenn er wegen der Schlaglöcher immer wieder durchgerüttelt wurde. Er hatte sich auf einen Drink und eine entspannte Zeit mit den jungen Frauen gefreut. Zwei Tage mit Lucas an den Hieroglyphen hatten in ihm die Sehnsucht nach einer fröhlichen Unterhaltung genährt, und dann hatte er doch tatsächlich seine Schlüssel vergessen. Er hoffte jedenfalls, dass er sie in Saqqara vergessen hatte. Wenn nicht, hatte er sie in Kairo verloren. Er war zwar sicher, dass Sian ihm einen Platz in ihrem Bett anbieten würde, aber er brauchte dringend frische Kleider. Und deshalb fuhr er hier durch die Dunkelheit, mitten durch die Wüste.
Er parkte das Auto in der Nähe der Ausgrabung, und einen Moment später sprang das klobige Vorhängeschloss auf. Matthew stieß mit der Schulter kräftig gegen die Tür. Wenn er sich beeilte, konnte er zurück sein, bevor Sian und Adie sich für die Nacht vorbereitet hatten.
Die Dunkelheit hatte Matthew nie zuvor beunruhigt, aber nun hielt er vor dem schwarzen Schlund des Eingangs inne. Er hatte oft länger gearbeitet, um dann unter den sternenübersäten Himmel zu treten, aber jetzt in die Finsternis hinunterzugehen, bewirkte bei ihm eine
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