Die Entdeckerin: Erotischer Roman (German Edition)
kündete Killian an. Er rutschte mit seinem blanken Oberkörper in die Öffnung hinein. »Du bleibst hier, Adie, für den Fall, dass wir Hilfe brauchen.«
»Aber …«, protestierte sie.
»Zwei drinnen, eine draußen, der Sicherheit wegen. Du kommst auch noch an die Reihe.« Dann robbte er hinein.
»Bastard.«
Das war das zweite Mal, dass sie eine Entdeckung gemacht hatte, von der sie dann ausgeschlossen wurde. Sie klatschte wütend mit der flachen Hand gegen die Wand.
Zehn Minuten später, Adie saß auf dem Boden und starrte finster in die Öffnung, kam Sian heraus.
»Nun geh schon«, sagte sie und grinste wie eine Verrückte. Sie fand neue Batterien für die Stablampe und reichte sie Adie. »Ab mit dir.«
Adie glitt steif in den Kriechgang. Ihr Körper wollte nicht so schnell wie sie. Sie stieß mit ihrem Knie gegen einen lockeren Stein, verzog das Gesicht und kroch mit neuer Energie in die Dunkelheit, der Galerie entgegen. Sie rieb sich das Knie und leuchtete die Wände ab.
Endlich konnte sie stehen. Sie befand sich in einem breiten Gang. Die Wände waren mit Bildern versehen; viele Teile waren abgebrochen, aber eine Menge war erhalten geblieben. Eine Darstellung zeigte den Fruchtbarkeitsgott Min mit einem erigierten Phallus in der Farbe von Ochsenblut. Auf einer anderen Wand sah sie eine Szene, wie mehrere Jäger zwei Nilpferde in die Enge getrieben hatten.
Adie strich mit den Fingerspitzen behutsam über die Konturen eines anderen Bildes, dann brach sie plötzlich in ein Lachen aus. Es spielte keine Rolle, dass sie nicht die Erste war. Dies war ihr Moment. Genau das, wozu ihr Vater sie ermutigt hatte. Er hatte selbst davon geträumt. Sie wünschte, er wäre dabei. Aber er war da, er lebte in ihrer Erinnerung. Sie fühlte sich von einem Zauber ergriffen. Sie sah Dinge, die niemand hätte sehen sollen, eine Grabkammer, versiegelt für alle Ewigkeit. Dies war der höchst private Bereich des Pharaos, sein Platz zwischen der Welt der Sterblichen und dem Leben danach bei den Göttern.
Sie fand Killian in der Mitte der Grabkammer, in der die Wände nicht bemalt waren. Allerdings war die Decke blau angestrichen und mit reliefartigen Sternen versehen. Der Sarkophag befand sich in der Mitte der Kammer. Adie eilte zu der granitenen Grabstätte und strich mit den Fingern über den Stein. Die Seiten waren mit Schnitzereien verziert, und der obere Stein enthielt eingemeißelte Hieroglyphen. Adie drückte ihre Wange gegen die Steinplatte. Sie war eiskalt.
»Er ist leer.«
Im ersten Moment nahm sie seine Aussage nicht wahr.
»In der unteren Ecke gibt es einen Riss im Stein, und durch den Riss kann man den Sarkophag bis ganz oben sehen. Es gibt keine Mumie.«
Adie trat zurück. Auf einmal fror sie, und ihr Brustkorb zog sich zusammen. Sie wusste nicht, was sie erwartet hatte; keine Schätze, aber wenigstens einen Leichnam. Ohne Mumie war dies nur eine von vielen Kammern. Sie schluckte gegen den Kloß an, der sich in ihrer Kehle gebildet hatte. Plötzlich fühlte sie sich müde und schmutzig. Sie sehnte sich nach einem Bad und einer großen Tafel Schokolade.
»Gestohlen?«, fragte sie und starrte Killian an, und erst jetzt fiel ihr auf, wie still und in sich gekehrt er dastand. Er hatte sich beim Kriechen durch den Gang die Schulter aufgeratscht, und Blut war aus der Wunde geflossen; es war inzwischen getrocknet. Behutsam berührte sie ihn an der Schulter.
»Wir können den Sarkophag nach Spuren absuchen«, sagte er. »Aber vielleicht ist er nie benutzt worden. Wir wissen schon, dass die Erdarbeiten nie abgeschlossen wurden. Möglich, dass diese Anlage nur als Ehrenmal geplant war.«
»Und was jetzt?«
»Wir fotografieren alles, und aus den Fotos lernen wir, was es zu lernen gibt.«
»Und was sollen wir jetzt tun?«
»Wir machen Feierabend. Morgen kommen wir mit ausgeruhten Augen zurück.« Er drückte eine Hand gegen seine Schulter. »Uns ist ein großartiger Fund gelungen, und wenn wir eine Nacht darüber geschlafen haben, werden wir uns freuen, ob Mumie oder nicht.«
Sie packten ihre Sachen zusammen und fuhren zum dahabiyya. Killian blieb in sich gekehrt, während Adie sich so fühlte, als hätte sie das Paradies gefunden, wo man ihr allerdings gesagt hatte, dass man den Rasen nicht betreten durfte. Sie begriff, dass der Fund eine Frage der Perspektive war.
Was sie gefunden hatten, war wertvoll und von Bedeutung, aber sie alle hatten gehofft, etwas Größeres zu finden. Die Grabungsstelle würde noch
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