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Die Entdeckung der Erde

Die Entdeckung der Erde

Titel: Die Entdeckung der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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vergessen. Freilich bereichert Pausanias die Entdeckungen seiner Vorgänger durch keine einzige neue. Er war ein Reisender mit offenem Auge, der sich auf eine genaue Kenntnißnahme des Vaterlandes beschränkte, keineswegs aber ein Entdecker. Nichtsdestoweniger benutzten seine Arbeit alle Geographen und Commentatoren, welche über Hellas und den Peloponnes schrieben, und mit Recht nennt sie ein Gelehrter des 16. Jahrhunderts »eine Fundgrube ältester und seltenster Art«.
    Etwa hundertdreißig Jahre nach dem griechischen Historiker unternahm ein chinesischer Reisender, ein Mönch seines Standes, gegen Ende des 4. Jahrhunderts eine wissenschaftliche Reise durch die westlich von China gelegenen Länder. Sein Bericht darüber ist uns erhalten geblieben, und man muß bezüglich desselben dem Urtheil Charton’s beistimmen, der jene Reisebeschreibung, »für ein desto werthvolleres Monument betrachtet, als es uns weit außerhalb des gewöhnlichen Gesichtskreises unserer abendländischen Civilisation hinführt«.
    Begleitet von einigen anderen Mönchen wollte Fa-Hian seine Wanderung nach der Westseite Chinas richten, wobei er mehrere Gebirgsketten überschritt und in das Land kam, welches heutzutage Kan-tcheou bildet und unsern der großen Mauer zu suchen ist. Dort schlossen sich ihm mehrere Samanier an. Sie setzten über den Fluß Cha-ho und zogen durch eine Wüste, welche Marco Polo achthundert Jahre später durchforschte. Nach siebzehntägiger Wanderung erreichten sie den Lobe-See, der im heutigen chinesischen Turkestan liegt. Von hier aus glichen sich alle Reiche, durch welche die frommen Männer kamen, bezüglich der Sitten und Gebräuche sehr auffallend. Nur die Sprache zeigte Verschiedenheiten.
    Wenig befriedigt von dem ihnen im Lande der ungastlichen Ouigours zu Theil gewordenen Empfange, wandten sie sich nach Südosten, nach einem wüstliegenden Lande, dessen Wasserläufe sie nur mit größter Anstrengung überschritten. Nach einer Wanderung von fünfunddreißig Tagen kam die kleine Karawane in die Tatarei, und zwar in das Königreich Khotan, welches »mehrmals zehntausend Geistliche zählte«. Fa-Hian und seine Gefährten wurden hier in geräumigen Klöstern aufgenommen, wo sie nach einem Aufenthalte von drei Monaten bei der »Bilder-Procession« assistiren konnten; es ist das ein hohes, den Buddhisten und Brahmanen gemeinschaftliches Fest, zu dessen Feier die Bilder der Götter auf prächtig geschmücktem Wagen durch die mit Blumen besäeten und von wohlriechenden Dünsten erfüllten Straßen geführt werden.
    Nach Schluß des Festes verließen die Mönche Khotan und begaben sich nach dem Königreiche, welches den heutigen Bezirk Kouke-yar bildet. Nach vierzehntägiger Rast finden wir sie weiter im Süden wieder, in dem Gebiete des heutigen Balistan, einem kalten, bergigen Lande, in dem nur noch Roggen zur Reise kommt. Dort benutzten die Geistlichen mit Gebeten beklebte Cylinder, welche der Strenggläubige ungemein schnell dreht (sog. Bete-Mühlen).
     

    Einer von Fa-Hian’s Begleitern sank um. (S. 26.)
     
    Von hier aus ging Fa-Hian nach dem östlichen Afghanistan über und brauchte einen vollen Monat zur Reise durch ein Gebirge, das stets mit Schnee bedeckt war und in dem er das Vorkommen giftiger, »Drachen« (jedenfalls größere Eidechsen) erwähnt.
    Jenseits des genannten Berglandes befanden sich die Reisenden im nördlichen Indien, in der Provinz, welche die ersten, später den Sind oder Indus bildenden Wasseradern benetzen. Weiter gelangten sie nach Durchwanderung der Königreiche Ou-tchang, Su-ho-to und Kaan-tho-wei nach Fo-lou-cha, wahrscheinlich die Stadt Peichaver, zwischen Kabul und dem Indus, und vierundzwanzig Meilen weiter im Westen nach der Stadt Hilo, welche am Ufer eines Nebenflusses des Kabul-Stromes erbaut ist. Von allen genannten Städten schildert Fa-Hian vorzüglich die dem Gotte Foë geweihten Feste und Gebräuche, welche Gottheit übrigens mit Buddha indentisch ist.
    Als sie Hilo verließen, mußten unsere Mönche die Hindu-Kousch-Berge erklimmen, die sich zwischen Tokharestan und Gandhara erheben. Auf diesen herrschte eine so strenge Kälte, daß einer von Fa-Hian’s Begleitern umsank, um sich nie wieder zu erheben. Unter zahllosen Beschwerden erreichte die Karawane die noch jetzt vorhandene Stadt Bann; nachdem sie dann von Neuem den Indus in der Mitte seines Laufes überschritten, trat sie in das Pendjab ein.
    Von da aus wandte sich die kleine Gesellschaft nach Südosten mit der

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