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Die Entdeckung des Lichts

Die Entdeckung des Lichts

Titel: Die Entdeckung des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Bönt
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behauptete, Viktor Frankenstein sei nach dem Bild Davys geschaffen.
    2 Trägheit und Bewegung
    Dass die Hoffnung auf eine Veränderung so schnell in Angst vor ihr umschlagen konnte, wunderte Faraday. Er glaubte, dass es sich nur um den Überraschungseffekt des neuen Gedankens handelte, der das Buch interessant machte. Er würde verpuffen, und Innehalten dieser Art oder die Forderung danach oder Angst an sich beschäftigten ihn gar nicht. Im Gegenteil. Ihm ging nach wie vor alles zu langsam, viel zu langsam. Angst hatte er nur vor dem Stillstand, den er nicht für Gottes Wille hielt. Gott selbst war doch sowieso nichts Erreichbares.
    Deshalb hielt Faraday lieber einen Vortrag über die Trägheit nicht nur der Materie, sondern über die Trägheit des Geistes, des Herzens, des Verstandes und der Seele: über die »mentale Apathie!« Sie alle, die Philosophen der Dorset Street, gehe die an. Der Mensch sei, so trug er vor, »ein besseres Tier, das von Natur aus fortschrittlich« und »im Übergang« sei, aber dennoch in der großen Mehrheit passiv. Er fragte: »Warum?« Er sagte, der Schöpfer habe dem Menschen das Beste mitgegeben, sein Ziel sei die Perfektion. »Wie ein Punkt am Horizont« sei sie nur zu weit weg: »Wir nähern uns, aber die Entfernung ist viel größer als unsere Vorstellung von ihr.«
    Dass der Mensch auf dem Weg zur Perfektion Wissen und noch mehr Wissen benötigte, brauchte er vor den Freunden nicht erst zu sagen. Aber dass »der Philosoph ein Mann sein sollte«, führte er aus, »der jedem Vorschlag gut zuhört und immer selbst urteilt«. Dass er »sich nicht von Äußerem beeindrucken lassen, keine Lieblingshypothese haben, keiner Schule angehören und in der Lehre keinem Meister folgen soll.«
    Dass er nicht Personen respektieren solle, sondern Fakten. Dass die Wahrheit sein Ziel sei. Dass er, wenn sich zu diesen Qualitäten der Fleiß geselle, tatsächlich hoffen möge, »Eintritt in den Tempel der Natur zu bekommen«.
    Ohne den Hauch eines Zweifels und eher mit dem Luftholen desjenigen, der noch viel zu sagen hat, sodass die Freunde, auch Tatum, unbewusst tiefer in die Stühle rutschten, sagte er: »Der Mensch liebt seine eigene Meinung so sehr, dass er sie eher auf unfestem Grunde baut, als im Zweifel zu verharren.« Die Notwendigkeit, auf bestimmte und individuelle Beispiele zu verweisen, um die eigene Meinung zu illustrieren, führe zu Gewohnheiten des Geistes, die immer partielle, verzerrte Ergebnisse produzierten. Diese Gewohnheiten seien es, die unterschiedliche Meinungen zu jedem Thema erzeugten, obwohl die moralische und die natürliche Welt sich immer und allen gleich und ganz zeigten: »Wir können halt nicht immer alle Eigenschaften, Eigenarten und Relationen ganz und zugleich überblicken, stattdessen sind wir selbst in verschiedenen Zuständen und bringen verschiedene Temperamente mit und wollen schnell eine Meinung bilden: Deshalb unterscheidet sich eine Beurteilung nicht nur von der anderen, sondern oft auch von der Wahrheit!«
    Skeptizismus und allmähliche Verallgemeinerung allein seien hilfreich, weil die Kraft des menschlichen Geistes auf das Erkennen der Details beschränkt sei, und das einzig Sichere, das Einzige, dem man vertrauen könne, die Fakten seien. In der Naturphilosophie gebe es jedoch eine Größe von fundamentaler Bedeutung, die so unauffällig sei, dass man Jahrhunderte nichts von ihr geahnt habe: »Die Trägheit.«
    Dieses Wort traf im Raum jeden. Die Trägheit, von Newton entdeckt, formuliert, vertreten, in die Welt gebracht, hatte die Auffassung aller Mechanik restlos verändert. Von Faraday unbemerkt setzten sich jetzt einige wieder auf.
    »Jedes und alles«, erinnerte er noch einmal an das Konzept der Trägheit, »will bleiben, wie es ist. Jeder Körper bleibt in Ruhe oder bleibt in Bewegung, solange keine neue Kraft auf ihn wirkt, auch der Apfel, der die Hand des Werfers verlassen hat, fliegt weiter, solange ihn keine neue Kraft bremst. Und das«, so seine Schlussfolgerung, die er nicht kühn, sondern schlicht sonnenklar fand: »gilt nicht nur für die Materie, sondern auch für den Geist!«
    Alle beobachteten ihn, gespannt, was als Nächstes käme. Er fuhr durch seinen Bart, ging schnell hin und her, Blick nach unten gerichtet.
    »Denn was«, rief er dann, »sind denn Gewohnheiten?«
    Die, die er ansah, sahen stumm zurück.
    »Und was«, fragte er laut, »ist ein Vorurteil?«
    Er ließ einer etwaigen, wenn auch unwahrscheinlichen und sowieso

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