Die entführte Braut: Wenn die Braut sich traut (German Edition)
klang rau. „Niemals!““
„Seit wann brauche ich dazu deine Erlaubnis?“, gab sie ärgerlich zurück. Die steife Brise zerrte an ihren Haaren. Ihr dauergewelltes Haar, das sie in einem erstklassigen Salon für sehr viel Geld hatte tönen lassen, hatte einen warmen kastanienbraunen Ton. Sie strich sich eine Locke hinters Ohr und sah ihn böse an. „Wie hast du mich denn überhaupt gefunden?“
Er lächelte ein wenig zynisch. „Durch Anthony.“
„Oh Gott!“ Sie stellte ihren Becher ab und verschränkte die Arme vor der Brust. „Was hast du mit ihm angestellt?“
Dan streckte seine langen Beine aus und kreuzte die Füße. Dann lehnte er den Kopf gegen die Bordwand. Die Bewegung und die Pose wirkten elegant und geschmeidig. Eine Raubkatze auf dem Sprung, dachte Isabel.
„Ich erinnere mich nicht, dass du früher so misstrauisch gewesen bist“, bemerkte er trocken.
„Ich bin jedem Mann gegenüber misstrauisch, der mich von meiner Junggesellinnen-Abschiedsparty entführt.“
„Na gut. Ich hatte geschäftlich mit Anthony zu tun. Und was sehe ich, als ich in sein Büro komme? Dein lächelndes Gesicht in einem silbernen Rahmen auf seinem Schreibtisch.“
Isabel versuchte, es sich vorzustellen. Dan, ganz in seiner schwarzen Rebellen-Kluft, mit langen Haaren und einem Ohrring, wie er Anthony gegenüberstand. Anthony, der stets so gepflegt war und gleichzeitig verzweifelt versuchte, in seinen Leinenanzügen möglichst salopp auszusehen.
„Er ist ein anständiger Kerl, Isabel“, meinte Dan wohlwollend. „Und er ist richtig stolz darauf, eine so bezaubernde, erfolgreiche Frau wie dich zu heiraten.“
„Oh, ja. Er sieht gut aus und ist auch erfolgreich“, sagte sie. „Vielleicht bin ich ebenso stolz darauf, ihn zu heiraten, wie umgekehrt.“
„Vielleicht“, sagte Dan, schob einen Daumen unter den Bund seiner Jeans und trommelte ungeduldig mit den Fingern.
Isabel wandte den Blick von seiner anzüglichen Pose und sah auf den Sund.
„Das habe ich anfangs auch gedacht“, fuhr Dan fort. „Ich wollte das Ganze einfach vergessen, dir ein glückliches Leben mit deinem gutbürgerlichen ‚Junggesellen des Monats‘ wünschen und verschwinden.“
„Ich wollte, das hättest du getan.“ Sie trank einen Schluck Kaffee. Doch vielleicht sollte sie lieber kein Koffein zu sich nehmen. Dans Gegenwart machte sie schon nervös genug. „Warum hast du das nicht getan?“
„Weil es in paar Dinge gibt, die ich nie ganz verstanden habe, Isabel.“ Er setzte sich auf die Kante der Bank und hielt sich mit beiden Händen daran fest. Alles war wie früher – jener sinnliche Ton in seiner Stimme und dieser hypnotisierende Glanz in seinen dunklen Augen. „Vor fünf Jahren bist du von mir fortgegangen und hast dich nie wieder sehen lassen.“
Oh, Dan, dachte Isabel. Ich durfte mich nicht nach dir umschauen. Wenn ich das getan hätte, wäre ich sofort zu dir zurückgelaufen. Sie trank den Rest ihres Kaffees nicht mehr, sondern stand auf und warf den Becher in eine Mülltonne. „Was willst du eigentlich von mir?“
„Nur ein kleines bisschen deiner Zeit.“
„Wie viel?“, fragte sie alarmiert.
Er sah sie mit demselben lässigen, sexy Lächeln an, mit dem er sie schon vor fünf Jahren verzaubert hatte. Damals war sie einundzwanzig und eine miserable Autofahrerin. Als sie mit ihrem Wagen aus einer Parklücke vor einem anrüchig aussehenden Nachtklub fahren wollte, hatte sie beim Zurücksetzen ein großes schwarzes Motorrad umgestoßen.
Erschrocken, aber fest entschlossen, sich korrekt zu verhalten, war sie in den Nachtklub gegangen, um den Besitzer des Motorrades ausfindig zu machen.
Dan stand an diesem Abend auf der Bühne und spielte mit seiner Band für eine kleine, vom „Grunge“ begeisterte Zuhörerschaft. Er war der Lead-Sänger dieser Lokal-Band und zupfte einen wilden, düsteren Song auf seiner verkratzten Stratocaster-Gitarre. In Isabels Augen wirkte er wie die fleischgewordene Hölle und Verdammnis. Er war einfach hinreißend, und sie geriet sofort in seinem Bann.
Er hatte ihr die Schäden an seiner Maschine verziehen, sie nach seinem Auftritt zu einem Kaffee eingeladen, aus dem sich eine Unterhaltung über die ganze Nacht entwickelte, und hatte schließlich ihr Herz erobert.
Isabel schob die Erinnerung daran von sich, denn die war noch immer so verführerisch wie jene Mondnacht von damals.
„Wie viel Zeit, Dan?“, fragte sie noch einmal und versuchte sich einzureden, dass sie inzwischen doch
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