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Die Entfuehrten

Titel: Die Entfuehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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noch mehr wie einen Ertappten aussehen ließ. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Katherine aufstand und zum Konferenzraum eilte. Er winkte mit beiden Armen, wollte ihr wortlos signalisieren:
Nein, stopp, komm zurück! Tu so, als hättest du mit mir und Chip nichts zu tun! Benimm dich ganz normal! Verrate nicht alles!
    Katherine achtete gar nicht auf ihn. An der Tür zum Konferenzraum schüttelte sie der Frau die Hand.
    »Katherine Skidmore«, stellte sie sich vor. »Freut mich, Sie kennenzulernen. Und danke, dass ich dabei sein darf.«
    Katherine tat, als wollten sie zusammen Zuckerplätzchen essen und Limonade trinken.
    »Komm schon, Jonas«, rief sie. »Sie weiß über uns Bescheid.«
    Jonas wirbelte herum.
    »Ich muss da nicht reingehen«, murmelte er mit zusammengebissenen Zähnen. »Ich kann auch draußen bleiben, wenn ich will. Damit ich Hilfe holen kann, wenn irgendwas passiert.«
    Überrascht stellte er fest, dass die dunklen Augen der Frau ihn verständnisvoll anblickten.
    »Dann möchte ich gern, dass du die Tür überwachst«, sagte sie. »Pass gut auf. Das kannst du von drinnen oder draußen tun. Mir ist es egal.«
    Sie sah sich um und kontrollierte die Regale ringsum. Es war niemand zu sehen.
    »Ich bin Angela DuPre«, sagte die Frau und hielt Jonas die Hand hin. »Du kannst mich Angela nennen.«
    Zögernd kam Jonas näher, um ihr die Hand zu schütteln. Er trat hinter Katherine und Angela ein und zog die Glastür hinter sich zu, setzte sich aber nicht mit den anderen an den Tisch, sondern blieb an der Türstehen. Angela nickte ihm anerkennend zu, als sei sie mit dieser Entscheidung sehr einverstanden.
    »Ein kleiner Rat«, sagte sie mit einem versteckten Lächeln. »Wenn ihr das nächste Mal eine Überwachung plant, betretet das Gebäude nicht zusammen.« Jetzt sah sie Jonas an. »Ich bin um zwei Uhr hier angekommen und habe euch die ganze letzte halbe Stunde beobachtet.«
    Jonas’ Gesicht glühte.
    »Vermutlich waren die Walkie-Talkies eine dumme Idee«, murmelte er.
    »Oh, das war sehr einfallsreich«, sagte Angela. »Ich hätte euch euer kleines Spionagespiel auch gegönnt, wenn die Dinger nicht diese enorme Reichweite hätten. Ich wollte nicht, dass jeder Trucker auf der Landstraße unser Gespräch mit anhören kann. Oder . . . andere, die es vielleicht ebenfalls interessiert.«
    Sie klang nun nicht mehr amüsiert. Und ihr Blick hatte etwas Gehetztes.
    Katherine sah Angela böse an.
    »Ach, stimmt ja«, sagte sie und klang dabei fast so schnippisch wie bei einem Streit mit ihren Freundinnen. »Sie haben ja selbst am Telefon Angst, mit uns zu reden.«
    »Ich habe meine Gründe«, sagte Angela sanft und brachte Katherine damit zum Verstummen.
    »Aber können wir jetzt reden?«, fragte Chip begierigund beugte sich vor. »Können Sie uns Antworten geben?«
    Angela sah sich ein weiteres Mal vorsichtig um, schaute durch die Glaswände in die Bücherei und dann durch das Fenster auf den Parkplatz hinaus. Jonas begriff mit einem Mal, dass sie den einzigen Platz im Raum gewählt hatte, der sich vor einer gemauerten Wand befand. Selbst wenn er die Tür nicht überwachen würde, hatte sie sichergestellt, dass sich ihr niemand unbemerkt nähern konnte.
    »Du willst etwas über deine Adoption erfahren, nicht wahr?«, sagte Angela. »Warum glaubst du, dass ich etwas darüber weiß?«
    Hastig erzählte ihr Chip von den Listen mit den Zeugen und Überlebenden, wobei er ihr die Seiten hinschob, damit sie sich selbst überzeugen konnte.
    »Jonas’ Name steht auch auf der Liste der
Überlebenden
, sehen Sie«, beteiligte sich nun auch Katherine. »Meiner nicht. Ich bin nicht adoptiert, aber ich habe die Fotos geschossen.«
    Ja, ganz toll, du Angeberin!, dachte Jonas. In diesem Augenblick sah Angela zu ihm auf und er hätte schwören können, dass sie wusste, was er dachte. Sie lächelte ihm zu.
    »Ich kann euch erzählen, was ich vor dreizehn Jahren gesehen habe«, sagte sie. »Auch wenn es mir eigentlich nicht erlaubt ist, mit jemandem darüber zusprechen. Ihr werdet mich wahrscheinlich ohnehin für verrückt halten.«
    Chip hatte sich jetzt so weit vorgebeugt, dass Jonas fürchtete, er würde gleich vom Stuhl fallen.
    »Sie wissen, wo ich herkomme?«, fragte er. »Wo
wir
herkommen?«
    Angela schüttelte den Kopf und seufzte bedauernd.
    » Woher
weiß ich nicht genau«, sagte sie entschuldigend. »Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich weiß,
von wann


Achtzehn
    »Von wann?«, wiederholte Chip

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