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Die Entfuehrten

Titel: Die Entfuehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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Katherine, Chip und er im Begriff standen, etwas unglaublich Dummes und wahrscheinlich auch Gefährliches zu tun.
    »Du hast doch nicht wirklich eine Nachricht hinterlassen, oder?«, fragte Katherine und störte ihn damit in seiner Konzentration, dass er den rechten Fuß aufstellen musste, um nicht umzufallen.
    »Doch hab ich«, sagte Jonas.
    Katherine verdrehte die Augen.
    Die Nachricht war seine Vorsichtsmaßnahme. Sie hatten den Eltern nur erzählt, dass sie mit den Rädern zur Bücherei fahren wollten. Aber in seiner Schreibtischschublade hatte Jonas eine ausführliche Nachricht, besser gesagt, einen Brief, hinterlassen, in dem stand, dass sie sich mit einer Frau namens Angela Du-Pre treffen wollten (oder vielleicht auch mit Monique Waters), nach der man suchen sollte, falls sie nicht zurückkämen. Sämtliche Informationen über mögliche Entführer befänden sich auf Chip Winstons Computer.
    Katherine und Chip fanden es verrückt, dass er so vorsichtig war.
    Katherine seufzte und blies so heftig die Luft aus, dass ihre Ponyfransen durcheinanderwirbelten.
    »Ich wünschte, Mom würde uns hinfahren«, sagte sie. »Heutzutage fährt doch kein Mensch mehr Fahrrad.«
    »Ich schon«, meinte Jonas.
    »Mädchen, meine ich«, sagte Katherine. »Alle meine Freundinnen finden Fahrräder kindisch. Hoffentlich sieht mich niemand.«
    Sie sah sich besorgt um. Die Straße war menschenleer.
    Die Frage, ob sie die Räder nehmen oder sich hinfahren lassen sollten, hatte zwischen ihnen eine Riesendebatte ausgelöst. Chip meinte, wenn sie sich fahren ließen, würden sie erklären müssen, warum sie genau um drei Uhr in der Bücherei sein wollten und die Bring-Mutter nicht erst den Einkauf erledigen oder der Bring-Vater sie nicht erst kurz vor Beginn der Übertragung des Footballspiels im Fernsehen hinfahren konnte. Jonas fand, dass es ziemlich absurd wäre, im Falle eines schnellen Rückzugs im Vorraum der Bücherei zu stehen und erst die Eltern anrufen zu müssen: »Äh, ich möchte jetzt gern abgeholt werden. Macht es dir was aus, nicht bis zur Halbzeit zu warten? Mir ist nämlich eine mordlustige Psychopathin auf den Fersen . . .«
    »Was stellst du dir denn vor, was passieren wird?«, fragte Katherine.
    Jonas hob nur die Schultern. Das fragte sie ihn nun schon seit zwei Tagen. Und er konnte es ihr einfach nicht genau erklären. Er konnte es sich selbst nicht erklären.Er glaubte nicht wirklich, dass sie einer mordlustigen Psychopathin gegenübertreten würden. Er hatte einfach ein ganz, ganz schlechtes Gefühl bei der Sache, das er nicht mehr loswurde.
    Das Garagentor von Chips Haus ging auf und Chip kam mit seinem Fahrrad heraus. Er grinste.
    »Zeit für ein paar Antworten!«, verkündete er. Jonas fragte sich, ob er den Esel aus
Shrek
nachmachen wollte, der unbekümmert und scharfzüngig jederzeit einen coolen Spruch auf den Lippen hatte, selbst im Angesicht der Gefahr. Aber es war keine sehr gute Imitation, denn seine Stimme überschlug sich.
    »Erst mal müssen wir den ganzen Weg hinfahren«, jammerte Katherine. »Wie weit ist das – zwei Kilometer? Drei?«
    »Wir müssen gar nichts«, sagte Jonas.
    »Natürlich müssen wir«, sagte Chip, stieß sich ab und sauste auf die Straße.
    Jonas ließ Katherine vorfahren, dann fuhr er seufzend hinterher. Es war seltsam, wie sehr er sich für die anderen beiden verantwortlich fühlte: den jämmerlich leidenden, verwirrten Chip und die wild entschlossene Katherine in ihrer naiven Begeisterung. Dabei waren er und Chip beide gleich groß und schlaksig. Jonas besaß keineswegs irgendwelche zusätzlichen Muskelpakete, mit denen er Angreifer in die Flucht schlagen könnte.
    Je mehr wir sind, desto besser, sagte er sich und trat fester in die Pedale, um aufzuschließen.
    Sie passierten die B P-Tankstelle , wo die Förderer der Highschool-Band mit einer Autowaschaktion Spendengelder sammelten; den Lebensmittelladen, wo Mom gerade Erdnussbutter, Milch und Brot einkaufte, als wäre es ein x-beliebiger Samstagnachmittag; und die Wohngegend, in der sich die Robin’s Egg Lane befand, wie eine schnelle Suchaktion bei Google ergeben hatte, wohin bald Daniella McCarthys Familie ziehen würde. Um vierzehn Uhr dreißig erreichten sie die Bücherei.
    Chip sah auf die Uhr, noch bevor er vom Rad stieg.
    »Ich muss noch eine halbe Stunde warten?«, stellte er fest. »Ich dachte, die Fahrt würde länger dauern.«
    »Das gibt uns Zeit, den Laden auszukundschaften«, sagte Katherine. Jonas war ganz

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