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Die Entfuehrten

Titel: Die Entfuehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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sicher, dass sie diesen Spruch aus einem Film hatte. »Und genug Zeit, um unsere Posten zu beziehen.«
    Die Entscheidung, wie viele von ihnen sich um drei Uhr im Konferenzraum B aufhalten sollten, hatte die längste und erbittertste Diskussion ausgelöst. Am Ende hatten sie sich auf einen Kompromiss geeinigt: Chip sollte als Einziger im Raum sein, würde sich aber heimlich das Handy mit angeschaltetem Mikrofon in den Schoß legen und vorher Katherine anrufen, die sich bei den Zeitschriften verstecken wollte. Sie würde das Handy gleichzeitig ans Ohr und an ein Walkie-Talkie halten und alles an Jonas’ Walkie-Talkie weiterleiten. Jonas würde sich im Sachbuchbereich, in der Nähe des Konferenzraums, aufhalten. Er wollte so tun, als würdeer mit dem Rücken zum Konferenzraum lesen, aber heimlich einen Spiegel im Buch verstecken und über seine Schulter sehen, sodass er Chip jederzeit im Auge hatte. Durch die Walkie-Talkie-Telefonverbindung würde er alles mithören, was im Raum besprochen wurde. Er war also bereit, beim ersten Anzeichen von Gefahr hineinzustürmen und Chip zu retten.
    Sie hatten alles geplant. Keiner von ihnen hatte auch nur einmal gesagt: »Das ist doch lächerlich! Walkie-Talkies? In Büchern versteckte Spiegel? Wir werden uns zum Narren machen!« Jonas fand, das sei vielleicht der beste Beweis dafür, dass die anderen beiden insgeheim genauso viel Angst hatten wie er.
    Sie schoben ihre Räder in den Fahrradständer und schlichen auf Zehenspitzen in die Bücherei. Sie spähten in den Konferenzraum B, der leer war, und probierten die Verbindung zwischen Handy und Walkie-Talkies aus.
    »Spion Eins an Spion Zwei«, flüsterte Katherine und kicherte in ihr Funkgerät. »Over.«
    Jonas aktivierte die Sprechfunktion.
    »Es funktioniert, Katherine, aber denk um Himmels willen daran, dass du den Mund halten musst!«
    Um vierzehn Uhr fünfundfünfzig zog sich Jonas seine Sweatshirtkapuze über den Kopf, um das Walkie-Talkie zu verstecken, das er sich wieder ans Ohr hielt. Er zog ein x-beliebiges Buch aus dem Regal – irgendetwas über Steuerschlüssel. Er legte Katherines Schminkspiegelins Buch und richtete es so aus, dass . . . ja, da war Chips Gesicht, angespannt und blass auf der anderen Seite der Glaswand. Jonas bewegte den Spiegel auf und ab und von einer Seite zur anderen und suchte den ganzen Raum ab. Wieder drückte er auf den Sprechknopf des Walkie-Talkies.
    »Katherine, sag Chip, er soll aufhören, am Handy herumzufummeln«, flüsterte er eindringlich. »Er wird uns noch verraten.«
    Sekunden später richtete Chip sich kerzengerade auf. Er nahm die Hände aus dem Schoß und legte sie flach auf die Listen mit den Namen der Zeugen und Überlebenden, die er zu Hause ausgedruckt und mitgebracht hatte. Mit gehobener Augenbraue sah er in Jonas’ Richtung, der ihm über die Schulter den gereckten Daumen zeigte.
    Wieder hörte er im Ohr Katherines Kichern.
    »Erinnerst du dich noch an deine Theorie, dass diese Frau Chips echte Mutter sein könnte?«, flüsterte sie. »Die kannst du jedenfalls streichen!«
    »Warum?«, wollte Jonas gerade zurückfragen, als ihm einfiel, dass auch
er
unbedingt still sein musste. Im Walkie-Talkie hörte er Chips von Knistern und Rauschen verzerrte Stimme: »Oh. Hallo. Sind Sie diejenige, die den Konferenzraum für drei Uhr reserviert hat und mit mir reden will?«
    Jonas schob den Spiegel wild hin und her und drehte sein Steuerschlüsselbuch fast auf den Kopf. Da. EineFrau betrat den Konferenzraum. Oh. Eine stattliche, gut angezogene
schwarze
Frau mit sehr dunkler Haut – definitiv nicht Chips leibliche Mutter.
    »Chip Winston?«, sagte die Frau.
    »Ja«, antwortete Chip vorsichtig. »Und Sie sind . . .?«
    Die Frau blieb im Türrahmen stehen und sah sich um. Ihre Augen schienen denen von Jonas im Spiegel zu begegnen. Sie lachte.
    »Bevor wir anfangen, muss ich dich bitten, das Handy auszuschalten«, sagte sie. »Und sag deinen Freunden, sie sollen die Walkie-Talkies ausmachen. Ihr Einfallsreichtum in allen Ehren, aber sie können genauso gut reinkommen und selbst zuhören.«
    »Ich . . . ich weiß nicht, wovon Sie reden«, stammelte Chip.
    »Du bist kein besonders guter Lügner, was?«, sagte die Frau. »Das muss ich mir merken. Ich rede von dem Mädchen im lila T-Shirt , drüben bei den Zeitschriften, und dem Jungen in der Steuerabteilung, der
Ihre Steuererklärung leicht gemacht
verkehrt herum liest.«
    Jonas wurde rot. Er drehte das Buch um und merkte dann, dass ihn das

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