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Die Entfuehrten

Titel: Die Entfuehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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mein Freund, dass diese Kinder hier nicht als Königskinder erzogen wurden. Oder als opferbereite Lämmer. Sie betrachten sich als Amerikaner des einundzwanzigsten Jahrhunderts. Sie sind selbstsüchtig, verzogen und überprivilegiert. Die wohlhabendste Gesellschaft, die die Welt bis dato gesehen hat. Sie sind zu Opfern gar nicht fähig.«
    Jonas wartete darauf, dass jemand den Mund aufmachte, um einzuwenden, dass sie keineswegs selbstsüchtig seien. Aber keiner sagte etwas. Alle beobachteten Mr Hodge.
    »Was
ich
euch anbiete – das heißt, was ich und Gary euch anbieten –, ist die glorreiche Zukunft«, sagte er. »Mehr Privilegien, als ihr es euch je vorstellen könnt. Technologien, die eure wildesten Träume übersteigen. Leute, wir beherrschen die Zeitreise – was glaubt ihr, wie fantastisch erst die Videospiele sind?!« Seine Augen hatten einen hypnotischen Glanz. »Ich will nur meine ursprüngliche Mission zu Ende bringen. Der Welleneffekt, vor dem er solche Angst hat . . .«, er deutetehöhnisch auf HK, »pah! Den werdet ihr gar nicht spüren!«
    Er machte einen Hopser auf Katherine zu, wobei ihn die Stricke um seine Fußgelenke kaum zu behindern schienen.
    »Wir haben so hart dafür gearbeitet, euch alle wieder zusammenzubringen«, sagte er jetzt einschmeichelnd. »Der Zeitunfall hat uns dreizehn Jahre lang den Zugang versperrt. Aber wir sind zurückgekommen, sobald wir konnten. Gib mir einfach den Definator, Schätzchen, und dann kann es losgehen. Es warten Familien auf euch!«
    Katherine brachte den Definator aus Mr Hodges Reichweite.
    »Die Kinder hier haben alle eine Familie«, sagte sie ungerührt. Trotzig starrte sie Jonas an, als warte sie darauf, dass er ihr zur Seite sprang, sie unterhakte und sagte: »Genau! Sie hat recht!«
    Er rührte sich nicht.
    »Und wenn wir tun, was Sie wollen, müssten wir dann alle wieder Babys werden?«, fragte in der Menge jemand leise. Jonas sah sich um. Es war Andrea Crowell, das Mädchen mit den Zöpfen. »Wir müssten dann alles vergessen? Unser ganzes Leben? Und jeden, den wir kennen?«
    »Äh, hm, das schon. Aber ihr wüsstet ja nicht mehr, dass ihr etwas vergessen habt«, erwiderte Mr Hodge mit verlegener Miene. »Ihr werdet euch inder Zukunft pudelwohl fühlen. Das verspreche ich euch.«
    Jonas sah von Mr Hodge zu HK. Beide starrten ihn an, als erwarteten sie, dass er irgendeine Entscheidung traf. Als er den Kopf wandte, merkte er, dass auch viele Kinder ihn mit bangen Blicken anschauten. Warum?
    Ja, klar, dachte Jonas. Immerhin habe ich schon einige Male das Kommando übernommen: mir den Definator geschnappt, Angela »überwältigt«, die Tür geöffnet, sie wieder zugemacht . . . Am liebsten wäre er wieder auf die Bank geklettert und hätte gerufen: »He, wisst ihr was? Ich bin gut, wenn es schnell gehen muss. Ich kann rasch entscheiden und überstürzt handeln, mehr nicht. Das hier ist eine Nummer zu groß für mich. Darüber müsste man sich lange und gründlich Gedanken machen. Und das ist nicht mein Ding.«
    Aber niemand sagte etwas.
    Jonas seufzte.
    »Was ist, wenn wir einfach in unserer Zeit bleiben wollen?«, fragte er. »Wir gehören hierher – ins einundzwanzigste Jahrhundert, meine ich.«
    »Aber die Zukunft ist sogar noch besser«, sagte Mr Hodge, als HK dazwischenrief: »Nein, eigentlich gehört ihr eben
nicht
ins einundzwanzigste Jahrhundert.«
    »Doch, das tun wir«, beharrte Jonas eigensinnig.
    HK schüttelte den Kopf.
    »Ihr seid nur aus Versehen dort gelandet,
in dieser
Zeit
gelandet, meine ich«, sagte er. »Hodge war dabei, eine Ladung gestohlener Babys in die Zukunft zu bringen, und wir, die wir uns für die Einhaltung der Zeitreisegesetze engagieren, wir wussten, dass wir ihn so schnell wie möglich aufhalten mussten. Es gibt gewisse Verhaltensmaßregeln für das Anhalten mitten in einem Zeitstrom, Maßnahmen, auf die sich alle verständigt haben, damit der Schaden nicht noch größer wird. Hodge hat sie allesamt gebrochen.«
    »Jetzt komm, das geht doch gar nicht«, erwiderte Hodge spöttisch. »Ihr Zeitfanatiker habt so viele Regeln, dass man eine Ewigkeit brauchen würde, um sie alle zu brechen.«
    HK sah Hodge böse an. Weiter hinten hörte Jonas einige Kinder kichern.
    »Ich mache euch das nicht gut genug begreiflich«, sagte HK. »Es ist sehr kompliziert, aber ich will versuchen, es so darzustellen, dass ihr es versteht. Es ist so, als hätte ein Gauner in New York City einen Haufen Babys gestohlen und würde versuchen, sie mit dem

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