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Die Entführung in der Mondscheingasse

Die Entführung in der Mondscheingasse

Titel: Die Entführung in der Mondscheingasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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heraus. Klößchen
stöhnte offenen Mundes.
    „Das... das... du machst Spaß?“
stotterte Karl.
    „Im Gegenteil. Es war noch schlimmer.
Oder weshalb haben wir wohl so dreckige Latschen?“
    Weil bei Gaby der Schreck nicht
nachließ, legte er tröstend den Arm um ihre Schultern. Dann berichtete er
ausführlich, was sich ereignet hatte.

8. Entkommen
     
    Niemand hatte Heyse gesehen. Sein
Zimmer war leer. Zwar stand noch sein Koffer da. Aber der enthielt nichts.
    Der Hotelier war verzweifelt, Sofie den
Tränen nahe. Gaby hatte sich gefaßt. Ihrem Papi war nichts passiert. Sie
verdrängte den Gedanken, daß es auch anders hätte ausgehen können.
    Bei den Jungs staute sich Wut. Klößchen
knirschte mit den Zähnen, als hätte er ein Stück Kakaoschale zwischen den Kauflächen
statt schmelzender Schokolade.
    Zu dritt suchten sie das Hotel ab,
jeden Winkel. Zwar hatte der Kommissar ihnen jede Eigenmächtigkeit verboten,
doch sie entzogen sich stillschweigend seiner Kontrolle.
    Sie fanden keinen Heyse und keine
Pistole. Dann gingen sie in Zinke-Schollaus Büro, wo der Hotelier, Sofie und Glockner
sowie zwei leitende Angestellte Einzelheiten erörterten.
    „Es tut mir leid“, sagte der Kommissar,
„daß ich Ihnen diesen Ärger ins Haus trage. Heyse — was natürlich ein
Falschname ist — kam vermutlich nur meinetwegen her. Der Anschlag ist ein
Racheakt, Heyse wohl ein bezahlter Killer. Ich kann mir denken, wer da im
Hintergrund die Fäden zieht. Kürzlich habe ich einer Rauschgiftbande
erheblichen Schaden zugefügt. Jetzt kriege ich die Quittung. Mich wundert, daß
ich ausgerechnet hier umgebracht werden sollte. Vielleicht sagte sich der
Killer, daß ich hier auf mich allein gestellt bin — jedenfalls nicht den
Rückhalt meiner Kollegen habe wie zu Hause.“
    „Sie haben einen gefährlichen Beruf“,
sagte Zinke-Schollau. Er war zutiefst betroffen.
    „Eigentlich nicht“, Glockner sah auf
die Uhr. „Die Gendarmen müßten gleich hier sein. Sie bringen Suchhunde mit. Ich
meine, wir haben gute Chancen, diesen Heyse zu finden. Hier ist er nicht. Im
Bus war er nicht. Wenn er versucht, zu Fuß das Tal zu verlassen, wird er
garantiert aufgegriffen. Und“, er wandte sich an die beiden Angestellten, „von
den Wagen der Gäste fehlt, wie Sie sagen, keiner.“
    „Keiner“, nickte ein junger Mann im
Trachtenanzug. „Ich weiß das genau. Nur sieben Fahrzeuge gehören unseren
Gästen. Alle Wagen sind noch da.“
    „Außerdem kam Heyse gestern abend mit
dem Bus“, fügte Sofie hinzu. „Gesehen habe ich das zwar nicht. Aber er kam
gleichzeitig mit den anderen Gästen, die der Bus herbrachte.“
    „Das heißt also, er ist noch da“,
folgerte Glockner. „Er versteckt sich im Wald. Die Hunde werden ihn aufstöbern.
Hoffen wir, daß es nicht zur Schießerei kommt.“
    Die TKKG-Bande setzte sich ab in die
Halle, um die Ankunft der Polizei abzuwarten.
    Leider verzögerte sich das. Denn die
Hundeführer samt ihrer Vierbeiner mußten erst aus der nächsten Stadt hergeholt
werden. Doch niemand, wie man telefonisch zugesichert hatte, konnte das Tal
verlassen. Es war abgeriegelt, mit einer Straßensperre verstopft wie ein Flaschenhals.
    „Daß du ihn gesteinigt hast“, meinte
Klößchen, „war absolut die richtige Methode, Tarzan. Sobald dieser
Meuchelmörder gefunden wird, setzen wir das fort. Aber aus der Nähe. Damit jede
Klamotte trifft. Hoffentlich gehen die Gendarmen beiseite. Sonst kriegen die
aus Versehen was ab. Ich gehe schon mal raus und sammle Steine ein. Munition!“
    „Laß das sein!“ hielt Tarzan ihn
zurück. „Wenn Heyse verhaftet ist, kommen wir nicht mehr an ihn ran. Leider
nicht. Ich würde ihm gern einen Würgegriff zeigen, an dessen Folgen er dann bis
ans Ende seiner Tage rumdoktert. Beim Judo ist der Griff verboten. Wer den
anwendet, wird disqualifiziert (ausgeschlossen) auf Lebenszeit.“
    „Ich muß mich bei dir bedanken“, sagte
Gaby mit kleiner Stimme.
    „Was? Wofür?“
    „Papi hat es deutlich gesagt. Du hast
ihm das Leben gerettet.“
    „Erstens war das Zufall. Zweitens — was
hat er nicht schon alles für mich und uns getan. Drittens hatte ich solchen
Muffengang und Bibber, daß ich kaum richtig werfen konnte. Ist keine Leistung,
wenn man von 53 Steinen 51 vorbei donnert.“
    „Aber er stand unter Beschuß und konnte
deshalb nicht schießen“, meinte Karl. „Das war entscheidend.“
    Endlich traf die Gendarmerie ein — in
großer Kopfzahl, mit mehreren Fahrzeugen und drei

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