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Die Entführung in der Mondscheingasse

Die Entführung in der Mondscheingasse

Titel: Die Entführung in der Mondscheingasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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prächtigen Schäferhunden.
    Die TKKG-Freunde hatten gehofft, sich
an der Suche beteiligen zu können. Aber das mußten sie sich gleich aus der
Seele reißen. Auch eine heimliche Aktion kam nicht in Frage. Also blieb den
Vieren nichts anderes übrig, als in der Hotelhalle rumzuhängen und sich von der
Ungeduld abzulenken.
    Klößchen futterte unaufhörlich
Schokolade. Karl ergänzte sein Wissen, indem er aus einem Lexikon heraussuchte,
was er noch nicht wußte. Tarzan und Gaby saßen aneinander geschmiegt auf einem
Ledersofa — unweit der dicken Zimmerpalme — und vergaßen allmählich die Zeit.
    Die Suche dauerte drei Stunden. Glockner
war natürlich dabei. Dann stand fest, daß Heyse sich in Luft aufgelöst hatte — beziehungsweise
aus seiner Haut geschlüpft war.
    Die TKKG-Bande durfte teilnehmen, als
in Zinke-Schollaus Büro die abschließende Besprechung stattfand.
    Der österreichische Polizeioffizier
namens Untermurglbacher faßte das Ergebnis der Suche zusammen.
    „Besagter Heyse hat seine Identität (Personengleichheit) gewechselt und ist — davon können wir ausgehen — inzwischen geflüchtet,
jedenfalls nicht mehr hierselbst, wo er könnte auffällig werden. Und blöd ist
er ja nicht, der hinterlistige Mörder. Die Fundsachen untermauern meine
Schlußfolgerung. „
    Diese Fundsachen lagen auf dem Tisch.
    Seit sie — „hierselbst“ — im Büro
waren, starrten die vier Freunde darauf. Auf eine Perücke, einen Vollbart, eine
dickgestellige Brille, die besagte Pistole und einen olivfarbenen Trenchcoat.
Das alles hatte einer der schlauen Vierbeiner im Föhrenwald entdeckt, wo es
unter einem Reisighaufen verborgen war.
    „Diesen Heyse gibt es also nicht“,
stellte Tarzan fest. „Er trat als künstliche Figur auf, sozusagen in
Verkleidung. Aber wer steckte darunter?“
    „Fest steht doch“, häkelte Karl den
Gedanken weiter, „daß seit dem Mordanschlag keine unbekannte Person bei Enge
das Tal verlassen hat. So liegt die Vermutung nahe, daß sich der Täter nach dem
mißglückten Anschlag in sich selbst zurückverwandelte und ins Hotel kam, wo er
als Hotelgast nicht auffiel. Er war also zweimal hier. Als Heyse und als... Ja,
wer?“
    „Und als Ja-wer? hat er unbehelligt
eine Fliege gemacht“, rief Tarzan, „ist nämlich vor unseren Augen abgeflogen
per Bus. Neun Gäste sind’s gewesen. Vier davon Männer. Tod und Teufel! Ich
entsinne mich nur an Breitgesicht Uckmann, der... Heh! Der ist doch aus unserer
Stadt!“
    „Und“, kiekste Sofie, „graphologisch
gesehen ein ganz schlechter Mensch. Ich sagte es euch schon. Er und Heyse
könnten charakterlich Zwillinge sein, bezüglich der Schlechtigkeit. Und erstmal
die Stimmen. Völlig gleich.“
    „Das haut den Eierkuchen aus der Pfanne“,
sagte Tarzan. „Jetzt wird mir auch klar, daß ich mich nicht verhört habe — letzte
Nacht. Tap — taptap — tap — taptap. Das war doch Uckmann. Nicht Heyse. Obwohl
sich bei Heyse die Tür schloß, was ich gerade noch sah. Klar, der mörderische
Verkleidungskünstler mußte ja zwei Betten benutzen, damit Serap sich nichts
denkt. Nur eins begreife ich nicht: Warum war der Kerl doppelt hier? Weshalb
dieser Aufwand?“
    Angetan von den fixen Gehirnsprints der
Jugend, hatten die Erwachsenen zugehört.
    „Vielleicht“, sagte Glockner, „hatte
der Täter bei seinem Mordplan die besonderen Örtlichkeiten berücksichtigt. Er
wußte, daß es hier für ihn zur Mausefalle werden kann. Also sorgte er dafür,
daß nach erfolgreichem Anschlag der Verdacht gleich auf den richtigen fallen
würde. Nämlich auf Heyse. Deshalb und nur deshalb lag auch bei dem die Pistole
auf dem Nachttisch. Damit wollte er bewirken, daß die Polizei nach Heyse sucht, während er als Uckmann ungehindert ab- und ausreisen
darf. Und das ist ihm gelungen.“
    Betretene Stille folgte.
    Nur Klößchens Zähneknirschen war zu
hören.
    „Steinigen sollte man den“, grummelte
er dann.
    Untermurglbacher blickte indigniert (entrüstet), als wollte er gleich sagen, das sei in Österreich nicht üblich.
    Stattdessen sah er auf die Uhr.
    „Spät. Sehr spät ist es. Ihre
Ausführungen sind überzeugend. Aber der Tatverdächtige hat sicherlich
inzwischen die Landesgrenzen passiert. Dennoch muß ich die Grenz-Gendarmerie
verständigen.“
    Er griff zum Telefon und versuchte, die
entsprechenden Dienststellen zu erreichen, was offenbar schwierig war, da es
sich bei dem heutigen Tag um einen Samstag handelte, also um die schönere
Hälfte des

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