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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Christo
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nicht mehr aufhören, darum reduzierte sie ihre Aufstellung auf drei Kernpunkte, die machbar waren.
    Da wäre zum einen ihr Traum von einer eigenen Boutique, mit Kleidern, die sie selbst entworfen hatte. Sie wusste sogar, wo demnächst ein Ladenlokal leer stehen würde, das, wie es der Teufel wollte, einer von Enzos Firmen gehörte. Es war ein Eckgeschäft auf dem Boulevard Saint-Michel, das zum Jahresende schloss. Die Gegend war perfekt, elegant, aber nicht versnobt. Rechter Hand lag die Universität, links der Jardin du Luxembourg, die Klientel wäre ein Mix aus Studenten, Touristen und die ein oder andere Parisienne. Alles, was sie tun musste, war ein Gespräch mit Enzo zu führen, doch dazu fehlte ihr der Mut.
    Das brachte sie zum nächsten Punkt, Enzo. Zwar sollte sie sich laut Bernard von ihm distanzieren, aber wie konnte sie das? Er hatte sie aus dem Sumpf gezogen, sie schuldete ihm etwas, in jedem Fall Loyalität. Davon abgesehen liebte sie ihn, da konnte sie sich nichts vormachen. Nicht bei ihm zu sein war wie ständiger Liebeskummer. Ihr Therapeut ließ es wie das Helsinki-Syndrom aussehen , oder wie auch immer diese blöde Stadt in Schweden hieß. Doch so einfach war das nicht.
    Auf Punkt eins ihrer To-do-Liste stand Blanche. Ihre neue beste Freundin hatte keine Ahnung, wie sehr Nella sie vergötterte. Blanche hatte mehr für sie getan als jeder andere auf diesem Planeten und es so eingefädelt, dass sie nichts davon mitbekam. Zumindest war das Blanches Plan gewesen, doch sie hatte es bemerkt.
    Da war zum einen ihr Anruf vor Wochen. Blanche hatte Enzo in seinem Arbeitszimmer erwischt, der das Gespräch auf den Lautsprecher legte. Sie hatte nicht vorgehabt, zu lauschen, bis ihr Namen gefallen war.
    „Nellas Therapie ist für die Tonne, solange sie von dir keine Anerkennung bekommt. Wenn du sie weiterhin ignorierst, geht sie vor die Hunde.“
    „Ich habe im Moment andere Dinge um die Ohren, dannatemente! Oder hast du sonst noch andere Ratschläge für mich? Ein paar Erziehungstipps vielleicht?“
    „Wo du es ansprichst. Dein Rotzlümmel von einem Sohn zeigt Nella gegenüber keinerlei Respekt. Er nennt sie unverhohlen ein Flittchen und zeigt ihr seine Ablehnung bei jeder Gelegenheit. Und was machst du, außer ihn so zu verziehen, dass er sich zu einem kompletten Arschloch entwickelt hat?“
    Als sie Enzos Verwünschungen hörte, hatte sie sich mit laut pochendem Herzen zurückgezogen, aus Angst, er könnte es hören. Blanche hatte sich für sie eingesetzt, einfach so und ohne, dass sie sie darum gebeten hatte. So etwas hatte noch nie jemand für sie getan.
    Dass der Anschiss fruchtete, erkannte Nella daran, dass Enzo Junior sie von da an in Ruhe ließ, zumindest, wenn jemand in der Nähe war. Außerdem schenkte Enzo ihr ein paar Tage danach ein Diamantarmband. Sie war wie ein Trottel in Tränen ausgebrochen, vermutlich würde er ihr nie wieder etwas schenken.
    Brutus in ihrem Schoß rollte sich auf den Rücken und streckte alle viere von sich, den Mund leicht geöffnet. Sein Anblick entlockte ihr ein Lächeln und sie kraulte den entblößten Bauch. Dieser Hund war ein bisschen wie Blanche. Fremden gegenüber fletschte er die Reißzähne, doch Freunden zeigte er eine andere Seite. Sie musste etwas finden, womit sie an ihre Freundin herankam. Alles, was sie brauchte, war Vertrauen.
    Eigentlich wollte sie mit Phase zwei ihres Plans warten, bis sie das Gefühl hatte, dass Blanche bereit war. Erst musste man sich um eine Pflanze kümmern, dann kam das Haustier, danach eine Beziehung. Doch wozu abwarten? Wenn sie es schon bei Betty nicht ertragen konnte zwanzig Episoden abzuwarten, bis sich ihr Leben zum Guten wandte, wie sollte sie das bei ihrer einzigen Freundin zustande bringen?
    Brutus war keine Schönheit, dennoch hatte er ihr geholfen, weicher zu werden. Wenn er das bei ihr konnte, müsste es dann nicht auch bei Blanche funktionieren?
    Sie setzte sich auf und ihr Lächeln wuchs. Ein Haustier würde Blanche aus ihrem Killer-Alltag holen. Sie wusste, wie man Menschen beseitigte, aber wie sah es aus, wenn sie sich um jemanden kümmern musste, der auf sie angewiesen war? Niemand konnte einem Welpen wi derstehen, nicht mal Blanche. Sie würde dahinschmelzen und endlich ihre sanfte Seite zeigen können, ohne das Gesicht zu verlieren. Jeder liebte putzige, kleine Tiere, das war ein ungeschriebenes Gesetz.
    Nella gab Brutus einen letzten Kuss zwischen die Ohren und stand sehr zu seinem Unmut auf.
    Sie durfte keine

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