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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Muchamore
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Zähne aufeinander. »Aber ich habe auf der Webseite des Krankenhauses nachgesehen, bevor ich losgefahren bin.«
    Â»Oh ja, die Webseite«, lächelte die Krankenschwester schadenfroh. »Darauf darf man sich nicht verlassen. Die ist nicht mehr aktualisiert worden, seit wir vor drei Jahren eröffnet haben.«
    Mit einem Seufzer wandte sich Kerry von der Rezeption ab. »Vielen Dank für Ihre große Hilfe«, murrte sie.

    Die Krankenschwester war unzufriedene Besucher gewohnt und achtete nicht weiter auf sie. Kerry hockte sich draußen auf einen Poller und nahm ihr Handy, um James Bescheid zu geben, dass sie nicht zu ihm kommen konnte. Doch noch bevor sie wählte, wurde sie von einem Krankenwagen abgelenkt, der vor der Unfallstation anhielt.
    Die Sanitäter rollten eine Patientin mit ihrer Sauerstoffflasche durch die Automatiktür der Notaufnahme. Kerry erhaschte einen Blick auf wartende Menschen hinter der Tür. Ein weiterer Blick nach oben zeigte ihr, dass die Notaufnahme zwar in einem anderen Gebäude lag als die Krankenzimmer, allerdings waren beide Bauten durch einen überdachten Gang miteinander verbunden.
    Kerry zögerte. Eigentlich wollte sie sich korrekt verhalten, aber sie wollte auch James gerne sehen und hatte eine halbe Ewigkeit damit verbracht, die aktuellen Nachrichten über den Commander auf ihr Handy zu laden, um sie ihm zu zeigen. Außerdem war es ja schließlich kein Verbrechen, jemanden zu besuchen. Das Schlimmste, was passieren konnte, war, dass sie von einem der Sicherheitsleute hinausgeworfen wurde.
    In der Notaufnahme war es brütend heiß. Junkies und Betrunkene torkelten herum, kranke Kinder brüllten, und ein paar alte Leute sahen aus, als würden sie jeden Moment umkippen.
    Kerry dachte an ihr CHERUB-Training. Bei einem Einbruch lautete die erste Regel, das Objekt genau zu
betrachten. Also setzte sie sich zwischen ein Kind mit einem böse zerschrammten Knie und einen übergewichtigen Mann mit Atembeschwerden und begann, sich umzusehen.
    Die nicht ganz dringenden Fälle mussten Nummern ziehen, wobei sich die Zahlen auf der Anzeige nie zu verändern schienen. Die Empfangsdamen waren mit Formularen und klingelnden Telefonen überlastet. Das Lautsprechersystem verlangte nach Ärzten oder Reinigungspersonal oder befahl Pflegern, die Patienten nach oben zum Röntgen zu bringen.
    Kerrys Plan war es gewesen, James ein wenig aufzumuntern, daher hatte sie sich dementsprechend angezogen: hochhackige Sandalen, ein kurzer schwarzer Rock und eine Jeansjacke über einem engen weißen Top. Das Problem war nur, dass das dem Kerl mit dem Stacheldraht-Tattoo gegenüber auch zu gefallen schien.
    Â»Wenn du noch weiter so starrst, fallen dir noch die Augen raus«, giftete sie ihn an und stand auf.
    Sie entschloss sich zu einem selbstbewussten Auftritt in diesem Chaos und hoffte das Beste. Vorsichtig schlich sie um den Empfangstresen herum, ging zwischen ein paar Kabinen entlang, in denen Kranke und Verletzte lagen, und sah dann in einen langen Flur zur Abteilung mit den Krankenzimmern.
    Durch die Tür am anderen Ende kam man nur mit einer Magnetkarte, daher blieb sie stehen und tat so, als ob sie eine Broschüre lesen würde  – Haben Sie Anspruch
auf eine Grippeimpfung?    –, bis ein Pfleger darauf zuging. Sie hielt sich ein paar Meter hinter ihm, bis er durch die Tür war, dann sprang sie vor und packte den Griff, ehe die Tür ins Schloss fiel.
    Sie wartete ab, bis der Pfleger verschwunden war, schlüpfte dann hindurch und wandte sich in die entgegengesetzte Richtung  – und fand sich kurz darauf prompt vor einem Aufzug wieder, der nur fünf Meter von der Rezeption und der Krankenschwester entfernt war, mit der sie zehn Minuten zuvor gesprochen hatte. Zum Glück war diese so in einen Sexskandal eines Serienstars vertieft, dass sie nicht einmal von ihrer Zeitschrift aufsah, während Kerry auf den Lift zum sechsten Stock wartete.
    In den klapprigen Aufzug passten mindestens zwei Betten, und als Kerry eintrat, fand sie an der Rückwand netterweise eine Karte, die ihr sagte, wohin sie gehen musste. Der Gang, auf den sie schließlich trat, hatte große Fenster, die einen Ausblick auf den Parkplatz und die dahinterliegende Landschaft gewährten.
    James lag in 16J, einem Einzelzimmer, das normalerweise für Privatpatienten bestimmt war. Bei seiner Kletterei über die Klippe hatte er

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