Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith

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es wirklich so weit. Gesagt ist gesagt. Es gibt kein Zurück mehr.
    Sie flüsterte beinahe: »Uruz.«
    Zum Durchdringen des Schleiers zwischen den Welten.
    Kaum hatte sie es ausgesprochen, drangen blitzende Lichtstrahlen durch die Tür. Schwarz, weiß, schwarz, weiß, schwarz, weiß.
    »Oh mein Gott!«, stieß Audrey hervor. Alle sprangen einen Schritt zurück. Aber sie konnten nirgendwo hin – sie standen an der Wand des Flurs. Michael stieß gegen das Telefontischchen, und das Telefon krachte auf den Boden.
    Nach den Erlebnissen des letzten Monats hätte sie das eigentlich nicht mehr erschüttern dürfen. Schließlich hatte Julian sie schon mit allen möglichen Mysterien
konfrontiert. Und dennoch war das hier etwas anderes. Vielleicht lag es daran, dass sie es selbst herbeigeführt hatten.
    Denn was sie jetzt erlebten, jagte ihnen keinen Schauder über den Rücken – es war zum Davonlaufen, so entsetzlich, dass man nur noch schreien wollte. Es übertraf ihre schlimmsten Fantasien.
    Inmitten der Lichtblitze begann der Ring aus Runen wie ein Feuerrad zu leuchten. Und dann drehte er sich.
    Jenny wurde schwindlig. Aus den Augenwinkeln konnte sie die anderen sehen.
    Dee hatte sich in Kung-Fu-Position gebracht, locker, bereit für alles. Audrey drückte sich eng an die Wand, und das feurige Licht tanzte wie verrückt auf ihrem rotbraunen Haar. Michaels Augen waren riesig.
    Da ertönte ein dumpfes Brüllen. Es schien direkt aus der Erde zu kommen und ließ den Boden unter Jennys Füßen erbeben.
    Ihr Herz hämmerte wild. Das Licht stach ihr wie Nadeln in die Augen. Sie war benommen, halb blind, aber sie konnte den Blick nicht mehr von dem Feuerrad abwenden.
    Eine letzte Explosion aus Licht – und das Brüllen verwandelte sich in ein reißendes Geräusch, als ob riesige Hände eine große Plane zerfetzen würden. Ein Geräusch, das in Jenny den Wunsch erweckte, sich fallen zu lassen, zusammenzurollen und sich die Ohren zuzuhalten.

    Und dann hörte es auf.
    Einfach so. Von einem Moment auf den anderen. Quälendes Licht, ohrenbetäubender Lärm – völlige Ruhe. Die Tür war wieder eine Eichentür. Das Rad der Runen drehte sich nicht länger.
    Aber Jenny sah, dass es sich verändert hatte. Dagaz, die Rune, die Jenny an den oberen Rand gezeichnet hatte, war seitlich verschoben, ungefähr auf 2-Uhr-Position. Als hätte sich das Rad leicht überdreht, bevor es anhielt. Die Runen brannten wie düstere Kohlen in dem Holz.
    Jenny atmete so heftig, als hätte sie ein Wettrennen hinter sich.
    »Wir haben es geschafft«, flüsterte Dee, und ihre weißen Zähne blitzten auf.
    »Ach ja?«, fragte Michael heiser.
    Es gab nur eine Möglichkeit, das festzustellen. Jenny nahm sich einen Moment Zeit, dann streckte sie langsam die Hand nach dem Türknauf aus.
    Sie konnte ihren eigenen Puls spüren, als sie den Knauf ergriff. Das Metall war nicht einmal warm.
    Sie drehte daran und zog die Tür auf.
    Oh.
    Da waren keine Stufen mehr, die in den Keller ihres Großvaters hinunterführten. Da war nichts als absolute Schwärze wie in einer sternenlosen Nacht.

Jenny knipste ihre Taschenlampe an und trat vor.
    Sie spürte einen Widerstand, als sie die Türschwelle überschritt. Nichts Festes. Vielmehr einen Druck wie die Beschleunigungskraft eines Flugzeugs, bevor es abhebt. Es ließ sie stolpern, aber sie fiel nicht hin.
    Der Boden sah aus wie Asphalt, und er fühlte sich auch so an. Der Strahl der Taschenlampe malte einen großen, hellen Kreis darauf, in dem eine kleine gelbe Blüte lag. Eine zerquetschte Blüte.
    Nein, keine Blüte, begriff Jenny. Die Form war ihr vertraut, aber so weit von dem entfernt, was sie zu sehen erwartet hatte, dass sie es zuerst gar nicht erkannte. Popcorn. Ein Stück zerquetschtes Popcorn.
    Popcorn?
    Drei weitere Taschenlampenstrahlen kreuzten sich in der Dunkelheit. Dee, Michael und Audrey.
    »Was zur Hölle … ?«, begann Dee, als ein dumpfes Geräusch sie unterbrach. Wie eine zufallende Tür. Jenny wirbelte gerade rechtzeitig herum, um zu sehen, dass es tatsächlich eine Tür war – die Tür zum Flur ihres Großvaters. Für einen Moment starrte sie die geschlossene Tür an. Dann war sie verschwunden.

    Wie vom Erdboden verschluckt. Einfach weg. Es gab kein Zurück mehr von dort, wo sie waren. Und sie waren …
    »Das glaube ich einfach nicht«, murmelte Audrey. Jenny konnte ebenfalls kaum glauben, was ihre Augen im schwachen Schein der Taschenlampen erkannten.
    Michael sprach es schließlich aus,