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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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schockiert und entrüstet zugleich.
    »Es hat nicht funktioniert! Nach all der Mühe – wir sind überhaupt nicht in der Schattenwelt!«
    Sie waren im Joyland Park.
     
    Es war Joyland, genauso, wie Jenny es an diesem Nachmittag gesehen hatte – nur dass der Park jetzt dunkel und verlassen dalag. Aber es waren dieselben schmiedeeisernen, grün gestrichenen Bänke mit den glatten Holzbrettern, die als Rückenlehnen und Sitze dienten. Dieselben grünen Zäune, dieselben gepflegten, zurechtgestutzten Büsche – »Pudelbüsche«, wie Michael sie nannte. Dieselben rosa und weißen Begonien, die Jenny aufgefallen waren – Blumen fielen ihr immer auf. Jetzt waren ihre Blütenkelche geschlossen.
    Der Strahl ihrer Taschenlampe fing eine gewaltige braune Mülltonne ein, dann ein altmodisches Schild mit der Aufschrift SÜSSIGKEITENECKE.
    Die metallenen Fensterläden des Süßigkeitenladens waren zugeklappt, die winzigen Lichter um die Reklameschilder
SELBSTGEMACHTES KARAMELL und KANDIERTE ÄPFEL ausgeschaltet.
    Jenny konnte es einfach nicht glauben.
    Am Nachmittag war der Park voller Lärm gewesen: Geplapper, Gebrüll, Gelächter, Fahrgeschäfte, Musik. Jetzt war das einzige Geräusch ihr eigener Atem. Die einzige Bewegung das sanfte Flattern der Wimpel auf einer Achterbahn.
    Dann bemerkte sie noch etwas anderes, das sich bewegte.
    Auf der riesigen Werbetafel öffnete und schloss sich die Piratenschatztruhe langsam wie eine Muschel.
    »Hier ist überhaupt niemand – nicht einmal Wartungspersonal« , sagte Dee enttäuscht.
    »Es ist viel zu spät«, meinte Michael. »Die sind alle längst nach Hause gegangen.«
    »Aber irgendjemand muss noch hier sein. Seht doch!« Dee leuchtete einen kleinen orangefarbenen Karren an, der vor ihnen an einem Zaun stand. Der Karren sah ganz danach aus, als würde er vom Wartungspersonal benutzt werden.
    Aber wir haben ihn erst gesehen, nachdem Dee vom Personal gesprochen hat, fiel Jenny auf.
    Nicht nur ihre Fingerspitzen kribbelten; das Kribbeln breitete sich über ihre ganze Hand aus.
    Irgendetwas stimmte hier nicht. Es sah genauso aus wie Joyland – angefangen von dem künstlich angelegten
See bis hin zu dem Erfrischungswagen mit den rot-gelben Rädern. Aber es fühlte sich … falsch an.
    Als beobachte sie irgendetwas in der Dunkelheit. Als könne der verlassene Park um sie herum jederzeit zum Leben erwachen.
    »Dieser Park ist unheimlich«, verkündete Audrey plötzlich.
    »Tja.« Michael lachte. »Es gibt nichts Unheimlicheres als einen verlassenen Vergnügungspark.«
    In Jennys Kopf drehte sich alles. Hab ich euch jemals etwas über diesen Albtraum von einem Vergnügungspark erzählt, den ich hatte, als ich noch ein Kind war …?
    »Hört zu.« Sie drehte sich abrupt um. »Hat außer Michael noch jemand Albträume von solchen Parks gehabt?«
    Audrey hielt inne und ließ die Taschenlampe sinken. Dann sagte sie mit gedämpfter Stimme: »Ich.«
    »Ich auch«, gab Dee leise zu.
    »Und ich auch«, erklärte Jenny. »Vielleicht ist das …«
    »Eine Urangst«, unterbrach Michael sie kampflustig; doch seine Stimme zitterte leicht. »Aber was soll’s? Das bedeutet gar nichts …«
    In diesem Moment wurde Jenny klar, wie schlimm seine Träume gewesen sein mussten.
    »Sei nicht dumm, Michael«, sagte Audrey sehr sanft. Sie beugte sich vor, und Michael schob einen Finger in ihre Hand. »Was denkst du?«, fragte sie Jenny.

    »Ich weiß nicht. So etwas habe ich nicht erwartet. Es sieht aus wie Joyland, aber …«
    »Aber Julian kann alles so aussehen lassen, wie er gerade will«, beendete Audrey energisch ihren Satz.
    Dee sah sich um, dann kicherte sie. »Okay! Hört zu.« Sie wandte sich wieder zu ihnen um. »Das ist gut. Wenn das die Schattenwelt ist – oder ein Teil davon –, dann ist es immerhin ein Ort, an dem wir bereits gewesen sind. Wir werden einen Vorteil haben, weil wir das Terrain kennen. Und es ist besser als blaugrüne Schneestürme oder was auch immer Jenny beim letzten Mal aus diesem Papierhausfenster gesehen hat, richtig?«
    Audrey nickte ohne Begeisterung. Michael rührte sich nicht.
    »Nur wenn das nicht die Schattenwelt ist, sitzen wir ernsthaft in der Tinte. Denn das bedeutet, dass wir unsere Chance vertan haben, Tom und Zach zu finden. Vielleicht unsere einzige Chance.«
    »Stimmt«, sagte Audrey. »Das habe ich vergessen.«
    Jenny hatte es nicht vergessen. »Wir sollten uns besser rasch umsehen. Feststellen, ob das der echte Joyland Park ist oder …« Sie

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