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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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beendete den Satz nicht.
    Denn sie wusste nicht genau, woran sie es erkennen sollten. Der Ort sah echt aus. Sie schlichen durch den stillen Park, gingen wie automatisch in Richtung Eingangstor und kamen an einem Restaurant vorbei, das dunkel und still dalag.

    »Was ist das?«, zischte Audrey. »Ich höre etwas.«
    Das Geräusch von Wasser. Ganz schwach vor ihnen.
    »Es ist der Fischteich«, antwortete Jenny.
    Sie erkannte die Bude mit ihrem roten Schindeldach, die ebenso dunkel war wie die anderen Attraktionen. Aber als sie die Bude erreichten, sah sie, dass das dunkle Wasser kreisförmig in seinem Ringkanal strudelte.
    »Das würden sie nie die ganze Nacht über laufen lassen« , sagte Audrey spitz. »Oder? Oder??«
    Jennys eben noch sprunghaft hämmernder Puls verwandelte sich in ein langsames, schweres Dröhnen.
    »Toto, ich glaube, wir sind nicht mehr in Kansas«, zitierte sie leise flüsternd.
    »Nun«, murmelte Dee und trat vor. »Wie wär’s damit?«
    Neben der Bude lehnte eine Angelrute. Dee schlang einen Zeigefinger darum.
    »Ah. Also. Ich hab ein sehr schlechtes Gefühl, was das betrifft«, erklärte Michael. Es war das erste Mal seit Minuten, dass er wieder gesprochen hatte.
    Jenny verstand, was er meinte. Es war zu offensichtlich, zu einladend. Aber sie wussten nicht mit Sicherheit, ob sie nicht doch in Joyland waren. Es war immerhin möglich, dass dort nachts das Wasser lief. Vielleicht um zu verhindern, dass sich Algen breitmachten oder so etwas in der Art.
    »Soll ich?«, fragte Dee und zwirbelte die Angelschnur. »Oder soll ich?«

    »Dir gefällt das auch noch, was?«, fragte Michael verärgert. »Aber du bist nicht allein hier, weißt du. Wenn du Ärger machst, betrifft das auch uns …«
    »Ach, kommt schon, Leute. Es ist die einzige Möglichkeit, es herauszufinden, oder nicht?«
    Jenny kaute an ihrer Unterlippe. Manchmal ging Dees Verwegenheit ein Stück zu weit, und niemand außer Jenny konnte sie aufhalten. Wenn Jenny nichts sagte, würde Dee handeln.
    Jenny zögerte.
    Dee versenkte die Schnur im dunklen, rauschenden Wasser.
    Jenny spürte, wie angespannt Audrey und Michael waren. Und wie angespannt sie selbst war. Keiner von ihnen war dumm. Wenn das hier die Schattenwelt war, würde gleich etwas Schlimmes passieren. Etwas wirklich Schlimmes .
    Die Schnur baumelte schlaff im Wasser. Dee rüttelte an der Angelrute, während Jenny all die Dinge vor Augen hatte, die jeden Moment auftauchen konnten. Tote Kätzchen. Abgetrennte Hände. Mutierte Wasserlebewesen.
    Julian wusste, was andere dachten. Und er nahm diese Gedanken und ließ sie Wirklichkeit werden. Wenn sie tatsächlich in der Schattenwelt waren, dann konnte das Schlimmste passieren – das Schlimmste, was einer von ihnen dachte …

    »Etwas hat angebissen«, rief Dee. »Nein, vielleicht hat die Schnur sich auch nur verheddert.« Sie beugte sich vor, um etwas erkennen zu können, umfasste die dicke garnähnliche Schnur mit ihrer bloßen Hand und zog daran.
    »Dee …«
    »Komm schon, komm schon.« Dee zog weiter, dann griff sie ins Wasser, um danach zu tasten. »Was ist los mit …«
    »Dee, tu das nicht  …«
    Audrey schrie.
    Der Teich brach aus wie ein Vulkan.
    Oder wie ein Geysir. Schlammfarbenes Wasser schoss senkrecht in die Höhe. Es spritzte Jenny übers Gesicht und perlte über ihre Windjacke. Dann blieb es einfach stehen, bis Jenny plötzlich begriff, dass es überhaupt kein Wasser war, sondern etwas, das aus dem Wasser gekommen war. Und Dee gepackt hatte.
    Ein Mann – zumindest hatte es Hände wie ein Mann, die um Dees Kehle lagen. Doch im nächsten Moment sah Jenny, dass das Ding keinen Kopf hatte.
    Der Körper endete an den Schultern mit einem Stumpf als Hals. Das Ding hatte jedoch einen Willen, auch ohne Gehirn. Es versuchte, Dee unter Wasser zu zerren.
    All das schoss Jenny in weniger als einer Sekunde durch den Sinn. Zeit genug für das Ding, um Dee bis fast unter die Wasseroberfläche zu drücken.

    Ich bin nicht mutig. Ich weiß nicht, wie man kämpft, dachte Jenny. Dennoch packte sie mit beiden Händen den schlammfarbenen Arm und musste zu ihrem Entsetzen feststellen, dass ihre Finger darin versanken; sie durchdrangen den Arm durch den zerlumpten Ärmel hindurch.
    Und es stank. Es stank unglaublich. Das Fleisch dieses Wesens war kein Fleisch, sondern irgendein weißes wächsernes glibberiges Zeug, das lose an den Knochen hing.
    Als Jenny ihre Hand zurückriss, waren ihre Fingernägel voll davon.
    Alle riefen

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