Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
Vom Netzwerk:
schwach im Licht des Kompaßhauses glühen. »Ich warte, Mr. Heyward.«
    Er wollte den jungen Leutnant nicht verwirren, und zu jeder anderen Zeit hätte er seinen Wunsch verstanden, die eigene Wache zu gehen, ohne Unsicherheit zu zeigen. Aber dies war nicht die rechte Zeit, und in diesen gefährlichen Gewässern würden sie schnell handeln müssen.
    Heyward erklärte: »Der Wind räumte einen Strich oder so, und ich ließ meine Wache die Rahen fieren.« Er deutete vage über seinen Kopf. »Aber er wird immer stärker, ich fürchte, wahrscheinlich von Nordost.«
    Buckle murmelte: »Wir werden niemals rechtzeitig den Kurs ändern können, um die Spitze der Sandbänke zu erreichen, Sir.« Er betrachtete den Kompaß. »Nie!«
    Bolitho rieb sich das Kinn, er fühlte, wie der Wind über seine nackten Schultern strich. Heyward war sehr unklug gewesen, der Sparrow so ihren Willen zu lassen. Vielleicht hatte er erwartet, daß sich der Wind wieder drehen würde, wie so oft in diesen Gewässern; was er auch gedacht oder gehofft hatte, jedenfalls zeigte der Bug jetzt fast nach Nordnordwest, und das Schiff hielt auch diesen Kurs nicht sehr gut. Jede Minute entfernte sie mehr von der Sandbankkette, und es würde Stunden erfordern, bis sie sich mit Kreuzen wi eder zurückgekämpft hatten auf die Position, die Colquhoun angegeben hatte. Heyward sagte kläglich: »Tut mir leid, Sir – ich dachte, ich könnte sie halten.«
    Bolitho dachte angestrengt nach. »Sie können nichts für den Wind. Aber Sie müssen lernen, mich in Zukunft sofort zu holen, wenn Sie sich unsicher fühlen. Ich werde deshalb nicht schlechter über Sie denken.« Er blickte Buckle an. »Was halten Sie davon? Es sind noch vier Stunden bis zur Dämmerung.«
    Buckle war unzugänglich. »Unmöglich.« Er seufzte. »Ich fürchte, wir müssen hart am Wind bleiben und in ungefähr drei Stunden wenden.«
    Bolitho stellte sich die Seekarte vor und erinnerte sich an die nächsten Sandbänke, an die Gezeiten.
    »Befehlen Sie alle Mann an Deck, Mr. Heyward. Wir wenden sofort.«
    »Aber, Sir!« Buckle schien besorgt. »Wir werden niemals unseren vorgeschriebenen Kurs erreichen! Mit einem beständig wehenden Nordost ist es nicht möglich!«
    Bolitho hörte das Schrillen der Bootsmannspfeifen unter Deck, das plötzliche Getrampel von Füßen auf Niedergängen und Leitern. »Ich stimme Ihnen zu, Mr. Buckle. Aber ich habe vor, durch die Sandbänke zu fahren.« Er blickte Tyrell an, der gerade auftauchte. »Wenn wir hier bleiben, werden wir niemals Hilfe anbieten können, falls diese bei Tagesanbruch benötigt wird. Wenn wir einmal hinter der Sandbank sind, werden wir zumindest den Wind ausnützen können, sobald sich Gelegenheit dazu ergibt.«
    Graves rannte zum Achterdeck, seine Füße schienen im Vergleich zu den flüsternden Stimmen sehr laut zu sein. Offensichtlich hatte er Zeit gefunden, seine Schuhe anzuziehen.
    Bolitho sagte: »Nun gut. Lotgasten in den Bug, dann lassen Sie die Royals und die Marssegel wegnehmen.« Er sprach und dachte schnell. »Sagen Sie dem Bootsmann, er soll die Riemen losmachen lassen, falls der Wind ganz aufhört.« Tyrell nickte. »Aye, aye, Sir. Ich glaube, wir haben eine faire Chance, durchzukommen. Die Flut ist auf unserer Seite.« Er zögerte. »Wenn sie zurückgeht, könnte es beschwerlich für uns werden.«
    Bolitho lächelte trotz seiner Gedanken. »Gut gesprochen!«
    Schreie ertönten vom Geschützdeck, wo Unteroffiziere ihre Ausgucks und Männer für die Brassen abzählten. Die meisten von ihnen kannten das Schiff so gut, daß die Dunkelheit keinen oder fast keinen Unterschied machte.
    Bolitho nickte. »Segel reffen, Mr. Tyrell.« Er senkte seine Stimme. »So schnell wie möglich.«
    Innerhalb von Minuten war sämtliche Leinwand von den oberen Rahen verschwunden, und die Sparrow hob und senkte sich mit laut im Wind knatternden Großsegeln in einer ungemütlichen Dünung.
    Bolitho griff nach den Luvwanten, beobachtete die feinen Gischtstreifen, die über das Schanzkleid flogen, und den extremen Winkel der Rahen, als Buckle mit Ruder und Segeln versuchte, das Schiff so hart am Wind zu halten, wie er es gerade noch wagen konnte. Und die ganze Zeit überlegte er rasch. Sobald das Schiff auf Kurs war, würde der nächste Streifen der Sandbänke und Untiefen ungefähr zehn Meilen vor dem Bug liegen.
    Eine falsche Einschätzung der Geschwindigkeit oder Entfernung oder eine falsche oder ungenaue Beschreibung auf der Karte genügte, um sie auflaufen

Weitere Kostenlose Bücher